Auch Fuerteventura musste sich nach der Ankunft der Konquistadoren mehreren Angriffen stellen, anfänglich von muslimischen Piraten und später von englischen Korsaren.
Der ‚Krieg der Ohren‘
Der Krieg der Ohren wurde 1738 vor der Küste Floridas, damals spanisches Kolonialgebiet, ausgelöst. Die Küstenwache unter Kapitän Juan de León fing den britischen Freibeuter Robert Jenkins ab. Sie ließen ihn am Leben, doch schnitten sie ihm mit den Worten „Geh und sag deinem König, dass ich dasselbe mit ihm tun werde, wenn er es wagt“, ein Ohr ab.
Der britische Premierminister Walpole war empört über diesen Affront und betrachtete dies als einen Angriff auf das britische Empire. Am 23. Oktober 1739 wurde Spanien der Krieg erklärte (War of Jenkins’ Ear). Damit war ein offizieller Vorwand für die Angriffe in Übersee und die Kontrolle des See- und Handelsverkehrs auf dem Atlantik geschaffen, die ebenso zu vermehrten Angriffen auf die Kanaren führten.
Die Insel Fuerteventura mit den weitläufigen, ungeschützten Stränden waren von Oktober bis November 1740 im Fokus, da es ohne entsprechende Verteidigungsanlagen ein Leichtes war, Handelsschiffe zu kapern bzw. an Land einzufallen … so der Plan.
Angriff auf Gran Tarajal
Im Juni 1740 wurde eine große Schaluppe (Korvette) ausgerüstet, um ‚nach Spaniern zu suchen‘, wie die Bostoner Zeitungen berichteten. Es wurde nach Admiral Vernon benannt, mit 14 Kanonen bestückt und hatte eine 75 Mann starke Besatzung, die aus Militärveteranen und jungen Männern aus der englischen Kolonie bestand.
1. Versuch: Die Schlacht von El Chuchillete
Am 13. Oktober 1740 landeten 53 britische Freibeuter am Strand von Gran Tarajal. Sie plünderten die Kirche und überfielen das Dorf und begaben sich auf den Weg nach Tuineje. Einem Einheimischen gelang es jedoch zu entkommen und er lief zum Nachbarort, um den Bürgermeister, Oberstleutnant Sánchez Umpiérrez, zu warnen. Die DorfbewohnerInnen, allesamt einfache Bauern und Handwerker, waren auf diese Situation weder vorbereitet noch gewappnet. Trotzdem formierten sich die tapferen Männer zu einer Verteidigungsfront während die Frauen und Kinder sich in der Kirche versteckten.
Nachdem nur wenige Gewehre vorhanden waren, wurde vom Knüppel und der Mistgabel bis zu Stöcken und Steinen alles genützt. Sie zogen mit Dromedaren als lebende Schutzschilde zum Montaña de Tamasite, wo es ihnen tatsächlich gelang, die Angreifer abzuwehren. Dabei verloren 33 Eindringlinge ihr Leben und die restlichen zwanzig wurden festgenommen und nach Teneriffa überführt. Auf Fuerteventuras Seite fanden drei Menschen den Tod.
Die ‚Majoreros‘, erbeuteten zudem zwei Kanonen der Briten, die heute am Eingang des Inselmuseums von Betancuria stehen.
Diese Schlacht ging als „Batalla de El Chuchillete“ in die Geschichtsbücher ein.
2. Versuch: Schlacht von Tamasite
Ein Monat nach dem ersten Versuch unternahmen die Freibeuter unter Davidson einen weiteren Versuch mit der Schaluppe Sant Andreu, die am 16. Juni 1740 den Hafen Hewport in Rhode Island mit 75 Mann Besatzung verließ. Davon gingen 56 Männer am 24. November 1740 am Strand von Gran Tarajal von Bord, um einen weiteren Versuch zu unternehmen. Sie begaben sich ins 14 Kilometer entfernte Tuineje. Als sie ankamen, war die Stadt menschenleer und während die Freibeuter beim Plündern waren, erfolgte ein Gegenangriff der einheimischen Milizen, die nun über die Schusswaffen des vorangegangenen Angriffs verfügten. Auch dieses Mal nutzten die Majoreros ihre Dromedare als Schutzschilder. In der Gegend von Llano del Florido erlagen 55 Engländer bei der berühmten Schlacht von Tamasite im Kampf.
Der Sieg wäre ohne die Hilfe von Erzengel Michael nicht möglich gewesen, denn die Heiligenfigur verlor bei dem Überfall durch die Korsaren einen Arm und soll sich gerächt haben - da waren sich die gottesfürchtigen Bewohner einig. Daher wird das Fest heute auch als Rache des Erzengels („Jurada de San Miguel Arcángel“) bezeichnet.
Als Folge der Angriffe wurde der sofortige Bau der Wehrtürme von Caleta de Fuste, Tarajalejo und Tostón angeordnet und der Militäringenieur Claudio de Lila auf die Insel Fuerteventura entsandt.
Volksfest in Memoriam
Diese historischen Siege stellen die BewohnerInnen jedes Jahr, zusammengefasst als ein mehrtätiges Spektakel in Kostümen und an Originalschauplätzen (Dorfplatz, Kirche, Hügel von Cuchillete und Tamasite) nach. Diese „Fiestas Juradas en Honor a San Miguel“ (Patronatsfest zu Ehren Erzengel Michael) wurden 2019 zum nationalen touristischen Interesse erklärt, das bis 16. Oktober stattfindet.
Hauptfesttage sind der 12. Oktober mit der großen Romería sowie die Schlacht am 13. Oktober.
Das detaillierte Programm veröffentlichen wir auf unserer Webseite.
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Programm-Höhepunkte 2022
„Batalla de Tamasite“ Tuineje, Fuerteventura
So., 2. Oktober
12.00 Uhr: Malen der Waage zu Ehren von Erzengel Michael am Montaña de la Guerra mit allen DorfbewohnerInnen aus Tuineje.
Sa., 8. Oktober
20.00 Uhr: Beginn der Nachstellung der historischen Schlacht mit Bürgern aus Antigua.
22.00 Uhr: Baile de Antaño mit Musik von Florido und Orquesta Jacomar und Saoco
Mo., 10. Oktober, ab 20.00 Uhr
Nachstellung der Landung der britischen Korsaren in Tarajalejo.
Di., 11. Oktober
20.00 Uhr: Nachstellung der historischen Schlacht „Chuchillete y Tamasite“ mit den Bürgern aus Tiscamanita und Tabaibe.
20.30 Uhr: Großes Folklorefest mit Tanzgruppen aus verschiedenen Inseln.
0.00 Uhr: Kirmes mit Musik von Bomba.
Mi., 12. Oktober - Romería
12.00 Uhr: Nachstellung der Landung der britischen Freibeuter am Strand von Gran Tarajal, Umzug bis Tuinejo in Begleitung der Banda San Miguel und Trommlern aus der Gemeinde.
16.30 Uhr: Zusammenkunft der Umzugsteilnehmer in historischer Kleidung in Corral Blanco
17.30 Uhr: Start der Romería ab der Plaza San Miguel in Begleitung von Festwagen,Viehwagen, Folkloregruppen und Musikkapellen. Anschließend Opfergaben an die Bedürftigen und danach Prozession mit der Heiligenfigur durch die Straßen der Ortschaft.
22.00 Uhr: Folkloretanzfest „Baile de Romeras“
0.00 Uhr: Feuerwerk
0.30 Uhr: Kirmes mit Live-Musik von Armonía Show und La Sabrosa.
Do., 13. Oktober – Gedenken an die Historische Schlacht
12.30 Uhr: Eucharistiefeier, im Anschluss Prozession mit der Heiligenfigur in Gedenken an die Historische Schlacht und in Begleitung der Musikkapelle San Miguel.
21.00 Uhr: Auftritte von KabarettkünstlerInnen und Solisten.
Fr., 14. Oktober
„Nacht der Jugend“ mit Auftritten von Saylen, DJ Vansy und DJ Ricardo Araujo
Sa., 15. Oktober, 22.00 Uhr
Kirmes mit Live-Musik von Nuevo Klan, Bomba und Orquesta Armonía Show.
So., 23. Oktober, 20.00 Uhr
Darbietungen von Liedern zu Ehren San Miguel vor der Pforte der Kirche.
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Weitere Angriffe auf Fuerteventura
- Der Angriff am 10. Oktober 1740 durch englische Korsaren in Tarajalejo, bei dem die Schaluppe José Antonio verbrannt wurde.
- Der Korsar Davidson kaperte die Schaluppe „Santa Bárbara„, die mit 1.000 Scheffel Weizen und 200 Schafböcken beladen war und im Oktober in Funchal für 2.600 Pesos versteigert wurde.
- Am 11. Oktober kaperten sie das in Gran Tarajal vor Anker liegende Schiff „Fandango„, dessen Ladung aus Kleidern, Bohnen, Erbsen, Sultaninen und Nüssen im Wert von 2.300 Pesos bestand.
- Am 9. November wurde die Schaluppe „La Estrella„ in Ginijinamar und das Schiff „San Agustín„ in Tarajalejo gekapert und auf den Inseln Madeira für 1.300 bzw. 1.000 Pesos verkauft.
- Am 17. November wurde die Brigantine von Pedro Alvarez gekapert und für 2.500 Pesos verkauft.
________Quelle______________
https://fuerteventuraenimagenes.com/la-batalla-de-tamasite/
