Ausgabe Nr.
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J M upload 28.08.2015, Viva Edition 82 | Print article

Finca de Osorio - Geheimtipp, wo Natur auf Kolonialstil trifft

Bei diesem Ausflug haben wir wieder einen Geheimtipp für Sie gefunden und zwar die „Finca de Osorio“ im Parque Natural de Doramas. In manchen Reiseführern findet man nicht einmal einen Eintrag zu diesem sagenumwobenen Ort. Die Finca de Osorio befindet sich zwei Kilometer von Teror entfernt auf 600 Meter Höhe. Im Jahr 1981 wurde das etwa 200 Hektar große Anwesen von der Inselregierung übernommen und das Gebäude restauriert. Seit 1986 verfügt die Finca de Osorio zudem über den gleichnamigen Erholungspark und eine „Aula de la Naturaleza“ mit einem Bildungs- und Umweltschutzauftrag. Daher ist das Anwesen auch für Schulklassen immer wieder ein begehrtes Ausflugsziel.

AUF INS LANDESINNERE

Mit Wehmut liest man die einstigen Schriften der Chronisten, wie sie die Natur der Insel Gran Canaria beschrieben. Von sprudelnden Quellen, wasserführenden Schluchten und dicht bewachsenen Wäldern ist dort zu lesen. Davon ist leider nicht viel übrig geblieben, denn die Wälder fielen den Äxten der Konquistadoren zum Opfer sowie dem Raubbau der Landwirtschaft und führten dazu, das Landstriche großflächig verödeten.

Ein Naturphänomän sorgt für reichlich Niederschlag

Ganz anders ist dies im Norden, denn dort besticht die Natur durch ihren Artenreichtum. Dafür ist u. a. ein Naturphänomen verantwortlich. Die sehr hohen Bergmassive im Landesinneren bilden eine Wetterscheide zwischen dem nördlichen und südlichen Teil der Insel. Die Passatwinde aus Nordosten sorgen dafür, dass der Norden regelmäßig mit dem begehrten Regen versorgt wird. Sie strömen mit einer Geschwindigkeit von etwa 22 km/h und das in zwei Schichten. Die untere ist sehr feucht, während die darüber liegende trocken ist und durch die Wolkendecke, ähnlich einem Glashauseffekt, stabil gehalten wird. Daher gibt es im Norden eine sehr artenreiche und üppige Natur.

Zum Schutz der Natur

Gran Canaria versucht ihren Artenreichtum und ihre endemische Fauna und Flora in den letzten Jahren verstärkt zu schützen und verfügt über 33 Naturschutzgebiete bzw. 43 Prozent der Fläche sind geschützt. Eines davon ist der Landschaftspark Parque Rural, ein Erholungsgebiet mit besonders schönen Parkanlagen und Naturlandschaften, dichten Wäldern und wunderbaren Wanderwegen.

Mythen und Hexen

Die Finca de Osorio war ein Herrschaftssitz der Familie Manrique de Lara. Eine der Mythen besagt, dass dort Hexen im 16. und 17. Jhdt. Rituale zelebriert haben sollen. Andere meinen „mit Gewissheit“ Hades, den Gott des Todes, bei seinem Unwesen in den dichten angrenzenden Wäldern gesehen zu haben.

'Urlaub am Bauernhof' mit Kolonialflair

Am Ende der GC43 von der Straße von Teror nach Arucas befindet sich nach etwa zwei Kilometern die Finca de Osorio. Zugegeben, wir mussten einige Male fragen, denn irgendwie ist es uns nicht gelungen die angepriesenen Hinweisschilder zu entdecken. Vorbei an einem einladend geöffneten Eisentor fährt man die letzten hundert Meter auf einer Schotterstraße, die auf einem Parkplatz mündet. Das Gebäude ist allerdings noch nicht das Haupthaus, sondern der Stall eines Bauernhofs.

Die Felder leuchten in einem kräftigen Terrakotta-Ton. Wir nähern uns dem Gehöft, wo schon von weitem das Krähen eines Hahns zu vernehmen ist. Als wir noch näher kommen ist klar, dass solche präsente Töne nur von einem besonders stolzen Gockel kommen können. Einige gut gefütterte Kühe sehen uns mit ihren großen Augen an, lassen sich aber von ihrem Futter nicht wirklich ablenken. Nur ein kleines Kalb ist neugierig und versucht mehr von uns zu erhaschen.

Von hier führt linker Hand ein ganz kurzer Weg zum Herrenhaus, vorbei an einer Herde von Schafen. Wir beobachten sie über einen Zaun, wie einige von ihnen genüsslich das frische Gras fressen während im Hintergrund die Gruppe wartet. Als die Chefs der Schafe, so kommt es uns vor, fertig sind stürmen plötzlich alle wie auf ein Signal heran und machen sich nun auch über das verbliebene Futter her. Die Natur gibt immer wieder interessante Rätsel auf. Es es lohnt sich manchmal inne zu halten und das Geschehen zu beobachten.

Historisches Haupthaus: Finca de Osorio

Angekommen am Haupthaus der Finca de Osorio ändert sich das Ambiente. Plötzlich befinden wir uns in einem kolonialen Flair, obwohl das Gebäude durchaus als Beispiel für die historische kanarische Bauweise zu betrachten ist. Alles ist sauber und es erstrahlt in restauriertem Glanz. Ein unwiderstehlicher Duft aus einer Küche strömt in unsere Nasen und sorgt dafür, dass sich der Hunger nun unangenehm bemerkbar macht. Doch unsere Bäuche bleiben leer, denn essen kann man nur, wenn man seinen Besuch vorher angekündigt hat (siehe Kontaktkasten am Ende des Artikels).

Ein überaus freundlicher Herr begrüßt uns und bittet uns auf einem Blatt zu unterschreiben, das jedem Gast vorgelegt wird. Dieses dient der Sicherheit, damit die Verwaltung weiß, wie viele Menschen sich auf dem Areal befinden.

Viele Wege für Entdecker

Es ist ruhig und die Luft ist klar und frisch. Wir hören das Plätschern der Springbrunnen und Quellen. Die Mauern der Einfassungen sind mit Pflanzen überwuchert und zaubern eine märchenhafte Szenerie, ebenso der hübsch angelegte Garten davor mit seinen in leuchtenden Farben blühenden Pflanzen. Von hier aus führen Wanderwege praktisch in alle Richtungen. Wer Zeit mitgenommen hat, der sollte so viel als möglich begehen.

Kastanien- und Eukalyptuswälder

Einer dieser führt in den Wald in welchem 18 Baumarten gepflanzt sind, die teilweise schon hunderte Jahre alt sind. Durch die Luftfeuchtigkeit sieht man dicke mit Moos überwucherte Baumrinden. Vertreten sind Kastanienbäume (Castaños), Pinien (Pinos), Silberpappeln (Alamó Blanco), Eichen (Robles), Eukalyptus, Araukarien, Palmen, Bananen, Obstbäume etc. Teilweise sind es sehr alte Baumbestände.

Paseo Romantico

Es gibt aber auch einen Paseo Romantico, der zum Jardín de Osorio führt und wie der Name erahnen lässt unzählige kuschelige Nischen mit Springbrunnen etc. versehen ist. Dieser Jardín de Osorio ist in Form eines Schmetterlings angelegt und beinhaltet 33 verschiedene teilweise exotische Pflanzen. Sehr sehenswert!

Aussichtsplattform für geübte Wanderer

Für etwas geübtere Wanderer ist der Camino de Pico der zu einer Aussichtsplattform auf 970 Metern Höhe führt und den Aufstieg mit einem spektakulären Panoramablick belohnt. Unzählige Schattierungen vom Grün der Gräser, Farne, Bäume, Sträucher etc. Auf dem Trampelweg liegt Laub und es sorgt so für einen weichen Auftritt und ein wahres Wandervergnügen.

Hunde erlaubt!

Auch Hunde sind erlaubt. Vorgeschrieben ist nur, dass man sie an der Leine führt. Auf jeden Fall ist der feucht-weiche Untergrund auch für die Vierbeiner ein Genuss, von den Gerüchen und Geräuschen ganz zu schweigen.

Fazit

Der Ausflug zur Finca de Osorio ist sehr empfehlenswert und sorgt in kürzester Zeit, dass Sorgen und Stress verschwinden. Diese weichen dem Wohlbefinden, das sich beim Anblick der üppigen Natur und der Ausblicke einstellt. Viele Bänke laden zum Verweilen ein. Das Angebot an verschiedenen Wanderwegen bietet für jeden Geschmack und körperliche Verfassung etwas. Hier kann man richtig gut auf Entdeckungstour gehen. Wir wünschen viel Spaß!