Ausgabe Nr.
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J M upload 03.07.2022, Viva Edition 189 | Print article

Meeresprozessionen zu Ehren der Virgen del Carmen im Juli 2022

Auf den Kanaren gibt es gleich mehrere Küstenregionen, wo im Juli ein außergewöhnliches Fest zu Ehren der Virgen del Carmen, der Schutzpatronin der Fischer und Seefahrer, begangen wird, wie z. B. Puerto del Carmen auf Lanzarote. Das Highlight dieses Volksbrauchs ist die Meeresprozession.

Dabei fahren farbenfroh geschmückte Boote diverser Größen und Klassen hinter einem Boot her, wo sich die verehrte Virgen del Carmen befindet.

Diese erstmals im Jahr 1912 zelebrierte „Romería marítima“ hat allerdings heutzutage nicht mehr einen rein religiösen Charakter, sondern eher eine weltliche Partystimmung. Die Musik aus den Lautsprechern der teilnehmenden Wasserfahrzeuge sowie ausgelassenes Lachen der TeilnehmerInnen mischt sich zu einem bunten Crescendo, je weiter die Fahrt andauert und ist bis an die Küsten zu hören.

Die Spannung steigt bei der Verladung (embarque) der Virgen, die aufgrund des schweren Gewichts der Heiligenfigur von den Trägern neben der Muskelkraft auch ein gewisses Maß an Nervenstärke erfordert. Bekleidet sind sie in traditionelle Leinenhosen mit Strohhut und waten mit der Figur auf ihren Schultern ins Wasser, wo sie von Helfern auf dem Boot entgegengenommen wird und das alles bei hoffentlich ruhigem Wasser. Dieses Spektakel lockt viele Zaungäste an die Häfen, die, sobald die Virgen an Bord ist, in Jubel ausbrechen.

Auf Gran Canaria ist das Volksfest mit dieser berühmten „Romería marítima“ in Mogán und in Arguineguín zu einem Touristenmagneten avanciert. Wir dürfen uns nach zwei Jahren ‚Abstinenz‘ wieder auf dieses perfekte Sommerfest freuen.

Speziell sind die „Habaneras“, also die spanischen Seemannslieder, die sich sehnsuchtsvoll um Heimweh, Liebe, Familie etc. drehen. Typisch ist als Instrument die Mundharmonika. 

Der langsame Rhythmus dieser aus Kuba abgeleiteten Musik ist eng mit dem Tango verwandt. Ursprünglich dienten sie als musikalischer Rahmen für die kubanischen Gesellschaftstänze (contradanza), der wiederum aus England stammte und über Frankreich nach Spanien schwappte. Auf den Kanaren veränderte sich der Rhythmus zu dem uns heute bekannten Habanera und schon bald folgten die Liedtexte.