Ausgabe Nr.
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J M upload 16.05.2018, Viva Edition 89 | Print article

Necropolis del Maipés, Königsgräber in Agaete

Eines der bedeutendsten archäologischen Fundstellen der Kanaren ist das Gräberfeld von Agaete, das es bisher nur als Randnotiz in die Reiseführer schaffte – zu unrecht. 676 Gräber der Altkanarier liegen auf einem etwa einen Quadratkilometer großen Areal eines Lavafeldes, das bei einem Ausbruch vor 3000 Jahren etwa elf Kilometer durch das Tal in Richtung Hafen floss. 1973 wurde es zum archäologischen Kulturgut erklärt, doch dauerte es leider noch Jahrzehnte, bis man die Fundstelle retten konnte. Manche Gräber wurden anhand historischer Fotografien so authentisch wie möglich rekonstruiert, denn einige Steine verschwanden aus ihrer ursprünglichen Position. Mit einer Investitionssumme von  1,2 

Millionen Euro wurde der „Parque Arqueologico del Maipés“ renoviert und für perfekt für den Tourismus erschlossen. Am 16. April 2013 öffnete er seine Pforten und wie in unserer Ausgabe 33 versprochen, stellen wir Ihnen den Archäologiepark von Agaete im Nordwesten von Gran Canaria endlich vor.

Agaete ist bequem über die Autobahn in nördliche Richtung und dann entlang der wunderschönen Küstenstraße im Norden zu erreichen. Wer sein Autofenster ein wenig öffnet, der kann gleich noch eine Brise Meeresluft atmen und dem angenehmen Rauschen der Wellen lauschen. Die See im Norden ist rau und zieht oft Surfer an, die mit den hohen Wellen ihre wahre Freude haben. 

Archäologiepark Necropolis del Maipés

Sobald man das verschlafene Städtchen erreicht, weisen Hinweisschilder „Necrópolis del Maipés“ den Weg des restlichen Stücks. Es liegt nur etwa 800 Meter hinter dem Ortsende. Schon das Eingangstor zeigt optisch auf, dass man sich bemüht hat für dieses bedeutende Kulturgut ein schönes Ausflugsziel zu gestalten. Ein netter Empfangsportier freut sich richtiggehend über Besuch, denn das Gräberfeld ist weit entfernt von touristisch überlaufen. Das bietet auch Vorteile, aber dazu später. Wir zahlen 3 Euro Eintritt pro Person, eine Bagatelle, zumal man mit dem Ticket berechtigt ist innerhalb eines Jahres den Park nochmals kostenlos zu besuchen. 

Gleich dahinter weist ein Schild auf zwei mögliche Routen hin, ein regulärer und ein spezieller für Menschen mit Gehbeeinträchtigungen. Flache Metallstufen führen geradezu elegant hoch zum Informationszentrum, das auf einer Anhöhe die Anlage dominiert. Linker Hand sind die ersten Gräber zu sehen, die als Steinanhäufungen zu erkennen sind. Der Weg wurde mit rostfarbenen Metallplatten ausgelegt und trotz des modernen Designs integriert es sich in die Umgebung perfekt. Wir passieren Informationstafeln, die in Spanisch und Deutsch Wissenswertes zur Anlage erläutern.

"Schlechtes Land" - angenehme Ruhe

Wir sind an diesem Mittwoch nachmittag die einzigen Besucher und genießen die außergewöhnliche Ruhe. Man hört keine Menschenseele, kein Auto, fast nichts. Nur von hinten dringen die Laute der Möwen von der Küste bis hierher, die man von hieraus auch noch sehen kann. Und wer sich konzentriert, der hört höchstens noch das leise Surren einiger Windräder auf einem Berghang, die sich um Strom bemühen.Der Weg führt weiter in Richtung Tal und das beinahe schwarze Gräberfeld hebt sich farblich von der Umgebung ab. Der Name Maipés bzw. Malpais stammt von den Altkanariern und bedeutet „schlechtes Land“. 

Damit ist dieses unfruchtbar Ödland gemeint, das bei einem Vulkanausbruch vor 3000 Jahren entstand. Die Oberfläche des Lavafeldes ist scharfkantig und sehr unwegsam, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass die Altkanarier einst fast nur barfuß unterwegs waren. Man fand Hinweise auf Schuhe, die aus Ziegen- und Schweinsleder erzeugt wurden. Aufgrund der schwerden Begehbarkeit des Geländes wurde der Fußweg mit Metallplatten ausgelegt -  eine elegante Lösung. Wer allerdings eine authentische Begehung auf dem Lavafeld machen möchte, der kann dies an einer bestimmten Stelle ausprobieren. (Anm.: In diesem Fall ist festes Schuhwerk und eine gute Trittsicherheit empfehlenswert) .

Zylindrische Türme als letzte Ruhestätte

Die Berghänge zu beiden Seiten schaffen einen würdigen Rahmen für die beinahe 700 Steingräber auf dem Areal. Dieses wurde in fünf Sektoren unterteilt, wobei der wohl wichtigste A um die 400 umfasst. Hier befinden sich die meisten der erhaltenen Türmchen, wobei nurmehr fünf Prozent in sehr gutem Zustand erhalten blieben. Die Höhe und Dimension der Türme richtet sich wahrscheinlich nach der Bedeutung der Verstorbenen.

Alter, Geschlecht waren kein Faktor, denn es wurden sowohl Frauen- und Männerskelette sowie jene von Kindern gefunden. Keines hatte allerdings Grabbeigaben. Das Alter der Toten wurde mittels der Karbon14-Methode auf ungefähr 500 Jahre datiert.

Die größten Türme wurden mit Typ 5 kategorisiert und konnten eine Länge von vier bis acht Metern und eine Höhe von bis zu drei Metern erreichen. Diese Grabstellen waren an exponierten Lagen des Feldes und man vermutet, dass es sich Verstorbene mit besonderem Rang handelt. Sie unterscheiden sich zudem, dass auf dem zylindrischen Steinturm zusätzlich ein zweites Türmchen, ähnlich einer Krone, platziert wurde. 

Heute sind noch sechs dieser Art vorhanden. Man vermutet aber, dass es mehr davon gab, die leider ihren „Aufsatz“ verloren haben. Auf fast allen Gräbern waren als Abschluss auf dem Turm gelbe oder rote Steine platziert, deren Bedeutung noch nicht erforscht wurde.

Der Aufbau der Gräber

Zuerst wurde eine Aushebung im Boden passend auf die Größe der Verstorbenen gemacht und diese dann mit Steinen ausgelegt. In dieser eigentlichen Grabkammer  wurden die Toten beigesetzt und dann mit Steinen zugemacht. Danach wurden auf dem Boden rund um die Fläche kreisförmig oder oval große Steine platziert und diese bis zu einer Höhe von 2 Metern gestapelt. Das Innere wurde mit kleinerem Gestein aufgefüllt. Beim Grab „Typ 5“ wurde auf dem Dach der Zylinder nochmals ein kleineres Türmchen platziert. 

Nicht alle Toten waren würdig in Maipes bestattet zu werden

Doch nicht alle Toten wurden in turmähnlichen Gräbern beerdigt. Es wurden vielerorts auf der Insel auch Begräbnisstätten in Höhlen und Gruften oder in einfachen Steingräbern gefunden. Acht Gräber befinden sich allerdings außerhalb des Areals. Man vermutet, dass es sich dabei entweder um Fremde handelt, oder um Menschen, die für unwürdig befunden wurden auf dem Gräberfeld beerdigt zu werden. Im Sektor A sind auch noch Reste der einstigen Einzäunung des Gräberfelds zu sehen.

FAZIT:

Ein entspannender und gleichzeitig interessanter Besuch, der auch für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit gut zu begehen ist. Man erhält eine Menge interessante Einblicke rund um die Bestattungsrituale, aber auch über das Leben der indigenen Bevölkerung. Sie können den Ausflug ideal mit der Erkundung der Sehenswürdigkeiten in der Umgebung kombinieren. Es lohnt sich auf alle Fälle. Keine zwei Kilometer entfernt ist beispielsweise das entzückende Hafenstädtchen Agaete, wo fangfrischer Fisch offeriert wird. Viel Spaß!

Parque Arqueológico del Maipés

c/Chapin s/n, 45380 Agaete. (Nordküste entlang bis nach Agaete, dann den Hinweisschildern „Necropolis del Maipés“ in Richtung Tal von Agaete der GC231 folgen). 

Öffnungszeiten: Sommer (April bis September): Di. bis So. von 10.00 bis 18.00 Uhr und im Winter (Oktober bis März) bis 17.00 Uhr. 

Eintritt: 3 Euro (2 Euro Senioren, Behinderte, Kinder bis 14 Jahren, Studenten und Gruppen). Achtung: Das Eintrittsticket berechtigt zu einem weiteren Besuch innerhalb von einem Jahr. 

www.maipesdeagaete.com