Ausgabe Nr.
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J M upload 30.01.2019, Viva Edition 107 | Print article

Vega de San Mateo für Entdecker - mehr als 'nur' Wochenmarkt

Der Ort Vega de San Mateo, vor allem der große Wochenmarkt [1] zieht jedes Wochenende viele Einheimische und Touristen an. Er hat eine lange Geschichte und Ende Oktober organisierten Eva und Frank von CITA-Reisen eine Sondertour, der ich mich anschloss. An diesem besagten Wochenende veranstaltete die Gemeinde nämlich parallel eine große Käse-, Wein- und Honigmesse, auf der um die sechzig Aussteller ihre kanarischen Produkte präsentierten. Was macht gerade diesen Markt zu so einem beliebten Ausflugsziel? Wir waren auf Spurensuche.

Wir fahren mit dem Autobus

Sondertour mit CITA-Reisen: Schon sehr lange habe ich an keiner Bustour teilgenommen und ich freute mich riesig darauf, diesen Ausflug mit CITA-Reisen zu machen. Pünktlich wie ein Uhrwerk kam das Fahrzeug an die vereinbarte Haltestelle. Der Chauffeur war George Clooney wie aus dem Gesicht geschnitten und das zog nicht nur meine Aufmerksamkeit auf sich, wie ich merkte. Schließlich setzte ich mich ganz vorne hin (aber nicht wegen dem Chauffeur, sondern weil mir für gewöhnlich übel wird) und der Bus pendelte durch Playa del Inglés, um die anderen Teilnehmer aufzunehmen. Am Ende war der Bus bis auf den letzten Platz belegt und wir begaben uns nun auf die Autobahn.

Die Gastgeber, Eva und Frank, ergriffen das Wort und begrüßten die Gäste. Abwechselnd erklärten Sie jede Menge Interessantes über die Insel, die regionalen Gerichte etc., sodass die Fahrt wie im Flug verging. Bei Telde bogen wir in Richtung Vega de San Mateo ab und durchfuhren die Weingegend. Die Bergrücken erstrahlten nun in sattem Grün, wie es nur im Winter der Fall ist. Schon die Fahrt war ein visuelles Erlebnis. Nach etwa dreißig Minuten waren wir angekommen und schlenderten zum unübersehbaren riesigen Marktgebäude.

Kulinarische Neugierde bewahren

Das Angebot ist riesig und man findet alles, was in dieser fruchtbaren Umgebung gedeiht. Es bleibt kein Wunsch offen und es türmt sich knackig frisches Obst und Gemüse, das direkt vom Bauern feilgeboten wird. Die Käse werden in Handarbeit hergestellt (Queso Artesano) und die Oliven finden sich in verschiedenen schmackhaften Variationen wieder. Erwähnenswert ist die überaus große Auswahl an Gewürzen, die ihren herrlichen Duft versprühen. An den Brot- und Kuchenständen findet man regionale Spezialitäten, wie Anisbrot oder Kartoffelbrot. Die Gärtner der Region reihen ihr buntes Blumen- und Pflanzensortiment meterweise aneinander. Und die Stände mit Süßigkeiten lassen keine Naschkatze unbekümmert vorbeiziehen. An solchen Tagen probiere ich gerne Neues aus, sprich, ich wähle Speisen, die ich noch nie gesehen oder gegessen habe, wie beispielsweise getrockneten Hibiskus. Häufig wird man für seinen Mut belohnt, manchmal nicht. Es zahlt sich meiner Meinung nach immer aus, ein kleines Risiko einzugehen und auch in diesem Bereich seines Lebens ein wenig Salz der Suppe beizumengen.

Entzückende Altstadt

Ich kann nicht anders und absentiere mich kurz von der Gruppe, um einen Abstecher in die Altstadt zu machen. Orte mit Geschichte ziehen mich immer magisch an und dieser wunderschöne „Casco Historico“ geht manchmal unter, zu unrecht. Die Altstadt befindet sich etwa zweihundert Meter südlich des Marktgebäudes am Ende des großen Platzes. Das Herzstück ist die kleine zweischiffige Kirche „Iglesia Parroquial de la Vega de San Mateo“. Die linke Seite stammt aus dem Jahr 1800 und die rechte aus dem Jahr 1895. Davor steht eine Glocke, die im Jahr 1804 von nach Kuba ausgewanderten „Vegueras“ ihrem Heimatdorf gespendet wurde. Das Prachtstück wiegt um die fünfhundert Kilogramm. Rund um die Kirche ziehen sternförmig die mit Pflastersteinen ausgelegten Gassen in alle Richtungen. Sie werden von reizvollen historischen Gebäuden flankiert. Die meisten wurden im originären eklektischen, neoklassischen und neokanarischen Stil erbaut.

Die Allee an der die Kirche steht (c/Alameda de Santa Ana) wurde 1943 angelegt und fast zeitgleich die Straßenbeleuchtung des Ortes installiert. Die Gemeinde kaufte hierfür ein Grundstück, wo früher eine Bäckerei stand. Deren Ofen befand sich dort, wo heute der Musikpavillon steht. Zusammen mit dem Rathaus und der Kirche bildet dieser Platz eine architektonische Einheit im reinsten neokanarischen Stil.

Links vorbei am Rathaus (Ayuntamiento) befindet sich das Gässchen La Caldereta und mündet in eine kleine Aussichtsplattform, von der aus man einen schönen Blick auf das  Gemeindegebiet hat, u. a. auf die Bergkämme, die Schlucht Los Chorros und die Talsenke von Guiniguada.

Wanderwege der Extraklasse

Wanderfreunde lieben die spektakuläre Gegend rund um Vega de San Mateo, die über ein dichtes Wanderwegnetz verfügt. Die höchste Erhebung auf Gran Canaria ist der Pico de las Nieves mit 1.949 Metern und diese befindet sich übrigens ebenfalls in dieser Gemeinde. Im Winter ist dieser Berg manchmal sogar schneebedeckt, weshalb er seinen Namen trägt. Einst schaffte man das kalte Gut der Begierde in die nahe gelegene Hauptstadt Las Palmas, lange bevor es Kühlschränke gab. Gleich mehrere der Routen des diesjährigen 5. Wanderfestivals führten genau in dieses Gebiet. Neun Wege sind zudem auf der offiziellen Webseite beschrieben (leider nur in spanisch: www.sanmateoturistico.es)

Sonderveranstaltung: Zweite Käse-, Wein- und Honigmesse

Geduld und Ausdauer ist gefragt, um sich hier einen Überblick zu verschaffen. An regulären Markttagen ist diese Halle nicht besetzt. 66 Aussteller von allen Inseln des Archipels reihten sich aneinander, um ihre feinen Käse, Honige und Weine vorzustellen. Es herrschte an diesem Tag dichtes Gedränge und mein Kopf begann nun förmlich zu rauchen. Meine Aufnahmefähigkeit war nach den vielen Eindrücken des ‚normalen Wochenmarkts‘ und jenen der Altstadt nun schon langsam am Zenith angelangt und Hunger machte sich breit. Vielleicht wurde dies auch vom herrlichen Duft nach gegrilltem Fleisch ausgelöst, denn meine beiden Begleiter (Belinda und Peter) litten auch schon förmlich.

Wir beschlossen also, uns im Sinne unseres leiblichen Wohls kurz zu trennen. Ich organisierte (natürlich viel zu viel, wie es eben so der Fall ist, wenn der Magen knurrt) im angrenzenden Restaurant alle möglichen Variationen (Sparerips, gegrillte Hühnchen, Fleischbällchen, Grillgemüse, Fisch, Reis). Als ich an der Bushaltestelle angekommen war, konnte ich ein breites Lächeln nicht unterdrücken. Sie hatten gleich eine Flasche von diesem köstlichen Roséwein „Vulcano“ geholt. Und wenn man schon auf einer Sitzbank und vor den neugierigen Blicken jener auf den Bus wartenden Gäste speist, dann wenigstens standesgemäß (dachten wir uns). Sie hatten auch Weingläser erworben und ein guter Wein schmeckt nur aus einem schönen Glas... (Jetzt entdecke ich einen zusätzlich großen Vorteil, wenn man an einer Bustour mitmacht).

FAZIT: Am besten Sie starten mit der Besichtigungstour des entzückenden historischen Ortskerns von Vega de San Mateo samt kleinem Rundweg zum Aussichtspunkt und belohnen sich anschließend kulinarisch mit dem regionalen Angebot des Marktes.

Footnotes

  1. ^ Größter Wochenmarkt in San Mateo