Ausgabe Nr.
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J M upload 16.05.2018, Viva Edition 72 | Print article

Wiedereröffnung des Gräberfelds von Arteara

Unweit von Maspalomas befindet sich das zweitgrößte Gräberfeld der Urbevölkerung auf Gran Canaria mit etwa 809 Grabhügeln aus Stein. 123 davon sind noch relativ gut erhalten und im Jahr 1973 wurde diese Nekropole von Arteara zum Kulturgut erklärt. Vor einigen Monaten hat die Gemeinde San Bartolomé vor Ort ein Informationszentrum eingerichtet, wo die Besucher alles Wissenswerte rund um die archäologische Stätte und die Begräbnisriten der indigenen Bevölkerung erfahren können. 

Auf in das Tal der 1000 Palmen 

Wir machen uns also auf den Weg Richtung Fataga. Nach einigen Kilometern passiert man den Themenpark „El Mundo Aborigen”. Dabei handelt es sich um ein Freilichtmuseum, wo das Alltagsleben der Altkanarier anhand hundert lebensgroßer Figuren dargestellt ist. 

Der Straße GC-60 folgend passiert man ein kurzes Stück danach den wunderbaren Aussichtspunkt „Degollada de las Yeguas”. Man sollte unbedingt auf diesem Parkplatz halten und die Panoramasicht genießen. Diese Sicht gewährt Ihnen Ausblicke, nördlich in die Tiefen des Barranco de Fataga und südlich auf den Großraum Maspalomas und der dahinter liegenden Meereskulisse. Weiter geht es die schmale sich schlängelnde Straße in Richtung Fataga. Etwa auf Höhe 37,3 Kilometer biegt man links nach Arteara ab. Nun wird es noch enger und es passt gerade ein Auto auf den Asphalt. Nach einem kurzen Stück erreicht man das kleine Dörfchen wo dieser schmale Weg an der Nekropolis endet.

 

 

 

Das Informationszentrum von Arteara

Am Schalter empfängt uns eine kompetente und mehrsprachige Mitarbeiterin der Tourismusabteilung der Gemeinde, die uns zur Orientierung wissenswerte Tipps gibt. Vor der Türe liegen einige Kisten mit süßen kanarischen Bananen, die wohl ein Bauer zum Verkauf hergestellt hat. In einigen Räumen dieses kleinen Informationszentrums sind die Gräber etc. anschaulich in mehreren Sprachen erklärt.

Das steinige Gräberfeld

Gleich dahinter befindet sich auf der rechten Seite des Tals das Gräberfeld. Jahrhundertelang begruben die Altkanarier ihre Mitmenschen hier. Heute ist es eine große Fläche mit rötlichen Steinen, die sich vom Rest der Umgebung abheben. Man kann nur schwer erkennen, wo genau sich ein Grab befindet.

 


 

Bestattungsformen der Altkanarier

Die Bestattungsformen in Grabhügeln gibt es nur auf Gran Canaria. Charakteristisch ist, dass die Grube mit dem Leichnam nach oben hin in Form und Konstruktion variieren kann. Es gibt verschiedene Typen, wie z. B.:

Typ 1: Steinhaufen in Form eines kegelförmigen Sockels;

Typ 2: Steintürmchen, das mehrfach abgestuft ist;

Typ 3: Die aufwendigste Form, bei der mehrere Grabbegrenzungen sich nach oben hin durch kreisförmig abgestufte Konstruktionen abgedeckt sind;

Typ 4: Die einfachste Form. Eine Grube, die durch Steine begrenzt ist und mit einfachen Steinplatten abdeckt wurde. Gelegentlich befindet sich rund um die Begrenzung ein Ring aus Steinen.

 

 

 

 

Königsgrab: Einen besonderen Stellenwert nimmt das sogenannte Königsgrab „La sepultura del rey“ ein.  Für gewöhnlich befanden sich die Grabstätten außerhalb der Siedlungen. In einigen Fällen, wie z. B. Maipés von Agaete, befanden sich mehrere hundert Hügel auf einer weitläufigen Fläche, die mit einer Steinmauer umgeben war.

Bestattung in Höhlen

In diesem Fall wurden natürliche Höhlen verwendet. Diese wurden nur geringfügig verändert und der Eingang mit einer Mauer aus trockenen Steinen verschlossen. Um den direkten Kontakt der Leiche mit der Erde zu vermeiden, wurde diese entweder auf Steine gebettet oder auf ein Flechtwerk aus Holz und Pflanzen. Ob es Grabbeigaben gab ist wissenschaftlich nach wie vor nicht belegt. Die Bestattung in Höhlen ist auf allen Inseln des Archipels zu finden.

Mumifizierungen

Zwar wurde in diesem Gräberfeld keine mumifizierte Leichname gefunden, war aber bei den Altkanariern durchaus bekannt. Im Unterschied zu Ägypten wurden die Körper mitsamt der Eingeweide mumifiziert. Diese Form der Bestattung kam nur Menschen mit einem besonderen Stellenwert zugute. Die Leichname wurden mit aromatisierten Kräutern gewaschen und dann an der Sonne getrocknet bzw. ausgetrocknet. Danach wurden sie in mehreren Schichten aus Lederhäuten und pflanzlichen Stoffen eingewickelt. 

Mumien wurden in kollektiven Höhlengräbern aufbewahrt und entweder aufrecht an die Wand gelehnt oder auf Holzbrettern liegend auf Steine gebettet.

FAZIT

Wer trittfest ist, der sollte unbedingt den kleinen Rundgang durch das Gräberfeld machen. An einem sonnigen Tag mit strahlend blauem Himmel bringt die Landschaft den Besucher in Verzückung. Es herrscht eine angenehme Ruhe nur von Ferne dringt ab und an das Geräusch eines Autos an die Ohren, das vom Vogelgezwitscher allerdings übertönt wird.

 

Kontakt

Archäologie - Gräberfeld San Batolomé de Tirajana

Maspalomas nördlich auf die GC60 in Richtung Fataga, Abzweigung 

auf Höhe 37,3 km Arteara wählen.

Geöffnet: Täglich von 10.00 bis 17.00 Uhr (April bis September 

bis 18.00 Uhr) 

Hinweis: Ein Rundgang auf dem Trampelpfad ist nur für Menschen mit guter Trittfestigkeit empfehlenswert.

Eintritt: 4 Euro (ermächtigt zu nochmaligem Besuch für ein ganzes Jahr), 2 Euro für Senioren und Gruppen über sechs Personen (in letztem Fall ist eine Anmeldung empfehlenswert unter der Rufnummer: 638 810 591

www.necropolisdearteara.com