Ausgabe Nr.
Ausgabe Nr.
J M upload 06.05.2018, Viva Edition 74 | Print article

Das zweite Leben von Besteck by Davide Razete

Nicht nur wenn wir auf Urlaub sind, suchen wir außergewöhnliche Accessoires, mit denen wir unsere Wohnung schmücken können oder, die wir als individuelles Geschenk unseren Liebsten in der Heimat mitnehmen können. Was wir nicht suchen sind Billigsouvenirs „Made in China“, denn damit macht man keine Freude. Wohltuend unterscheiden sich die wunderbaren Kunstwerke aus Besteck des Italieners Davide Razete aus Palermo, Sizilien.

TRAUM: EIN LEBEN AN DER SONNE GRAN CANARIAS...

Der 30-jährige bescheidene junge Mann ist eigentlich Schreiner und schon früh zog es ihn in die weite Welt hinaus. Vor vier Jahren kam er nach Spanien und tingelte in seinem Beruf mit dem Zirkus des Horrors (Circo de Horor“) ein Jahr lang durch das Land. Vor etwa eineinhalb Jahren machte dieser Halt in Las Palmas de Gran Canaria und es war im Winter. Für Davide war es klar „Hier will ich leben, in diesem schönen Klima“. Also verschlug es ihn noch weiter in den Süden und heute lebt er in seinem Wohnmobil unweit des Strandes in Maspalomas. 

ABER WIE ÜBERLEBEN?

Eine Frage stellte sich ihm wie vielen Auswanderern: „Wie soll ich meinen Lebensunterhalt verdienen?“ Betteln zu gehen ist für Davide undenkbar, er will durch Arbeit für sich aufkommen. Er erinnerte sich an Figuren aus Gabeln, die er auf einem Markt in Italien sah und dachte sich, ob er das wohl auch könne. Ja, lautet unsere Antwort. Mit der frischen Sicht eines Neulings stellt er verschiedenste lebensfrohe menschliche Figuren aus Löffeln, Gabeln und Messern her. Beeindruckend ist, dass er mit nur wenig gebogenem Metall eine solche entzückende Aussagekraft in die Skulpturen bringen kann, die oftmals auch noch einen Hauch von Humor ausstrahlen, wie z. B. ein Angler in Aktion, ein Trommler, Ruderer, Basketballspieler, Fußballer, Flötenspieler, Liebespaar etc. Gelegentlich verziert er die Griffe mit Mustern wie z. B. Zebra oder Gepard.

JE ÄLTER DESTO BESSER

Die Rohstoffe kommen vom Flohmarkt, wo sich Davide sonntags auf die Suche nach Besteck begibt und je älter und individueller, desto besser. Seelenlose Massenware verwendet er dabei nicht.

Es ist schwer zu überleben, doch immer wieder finden sich Abnehmer für seine kunstfertigen Figuren. Neben dem Spar im C. C. Cita befindet sich die Pizzeria Marcelo. Die Eigentümer kommen ebenfalls aus Italien und Davide schwört auf die Qualität der Gerichte, die „muy siziliano“ sein sollen. Dort haben ihm die freundlichen Eigentümer einen kleinen Tisch eingerichtet, wo er seine Kunstwerke für den Verkauf präsentieren darf. Er lächelt verlegen als er uns erzählt, dass ihm manchmal Menschen einfach so einen Euro in die Hand drücken, weil sie glauben er sei ein „Vagabundo“. Das kommt für den stolzen Italiener nicht in Frage, denn er will für sein Geld etwas leisten. Allerdings ist es auf den Kanaren sehr schwierig, denn auf dem Flohmarkt, darf er beispielsweise seine Kunstwerke nicht verkaufen. Dort muss er sich selbständig melden und auf den offiziellen Kunsthandwerks-FEDAC-Märkten darf er sie auch nicht verkaufen, da sie den Ansprüchen der Authentizität kanarischen Kunsthandwerks nicht entsprechen...

Viel Kunst für wenig Geld

Also ist er auf Kontakte, wohlwollende Gönner und Förderer angewiesen, die Plätze zur Verfügung stellen, wo er seine Kunstwerke aus Besteck präsentieren und verkaufen darf. Zwischen acht und zwölf Euro kostet so ein wunderbares individuelles Souvenir. Wir haben einige Exemplare auch bei uns in der Redaktion, die Sie gerne kaufen können.