Ausgabe Nr.
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J M upload 31.07.2018, Viva Edition 55 | Print article

Las Canteras - vom edlen Chic zum urbanen Hotspot

Las Canteras, der Stadtstrand von Las Palmas, mit seinem goldfarbenen Sand, wurde auf Rang zehn der schönsten Strände Spaniens gewählt. Das wurde auch 2013 auf der Internet-Reiseplattform Tripadvisor bestätigt und im Travellers Choice Award veröffentlicht. Die Stadtverwaltung hat besonders in den letzten Jahren viel getan, damit dieser Strand für alle, also die Bewohner sowie die ausländischen Gäste, zu einem beliebten Freizeitort wird.    mehr als qualitäts- und umweltbewusstsein

Las Canteras ist sogar gemäß ISO 14001 zertifiziert und seit mehreren Jahren in Folge mit dem europäischen Qualitätspreis „Bandera Azul“ (Blaue Flagge) ausgezeichnet worden.Es ist einer der wenigen Strände Spaniens, die sogar einen kostenlosen Service für Menschen mit eingeschränkter Mobilität anbietet, damit auch diese vom Genuss des Badens nicht ausgegrenzt sind. Das und vieles mehr ist unserer Meinung nach würdig, Las Canteras einmal näher unter die Lupe zu nehmen.

Vom Korallenriff zu Las Canteras

Einst hieß der Strand „Playa del Arrecife“, was soviel wie Korallenriff bedeutet. Gemeint war damit allerdings die natürliche, etwa drei Kilometer lange Barriere eines Kalkriffs, die dem Strand vorgelagert ist. Dadurch stellt sie eine natürliche Hürde für die teils starken Strömungen bzw. den hohen Wellengang des Atlantiks dar. Man konnte und kann daher in den davor liegenden Buchten angenehm und angstfrei schwimmen. In dieser Zone hat sich im Laufe der Zeit auch eine außergewöhnliche Unterwasserfauna und -flora entwickelt, die bei Tauchern - auch Tauchanfängern - ein beliebter Spot ist.

Erst Ende des 19. Jhdts. begann sich allmählich der heute verwendete Name Las Canteras im Sprachgebrauch durchzusetzen.   

Foto (c) visitlpa.com

Die drei "arcos" von Las Canteras

Las Canteras setzt sich aus drei Buchten zusammen, den sogenannten „Arcos“. Die nördlichste Bucht hat eine Länge von 1.120 Metern und wird allgemein Paya Grande oder Playa de Las Canteras genannt. Sie endet an der La Puntilla, wo man in einem großen Fischrestaurant direkt am Meer, neben vorzüglichem Fisch, auch wunderbare Ausblicke auf das bunte Treiben der Städter und Wasseranbeter werfen kann.

Die Zone in der Mitte wird „Arco central“ zw. Playa Chica genannt und umfasst eine Länge von 760 Metern.

Im Süden, dem „Arco sur“ schließt die Playa La Cícer (auch Guanarteme genannt) den Strand ab. Das südlichste Ende bildet das vielen bekannte Auditorio Alfredo Kraus. Die Architektur erinnert in Anlehnung an die Bedeutung des Meeres und der damit verbundenen Geschichte an ein Castillo. Allerdings wurde es in einer harmonischen Symbiose mit modernem Design kombiniert. Ein Rundgang um das Gebäude zahlt sich auf jeden Fall aus. 

Das Baden selbst ist dort eher nicht möglich, zu stark ist hier der Wellengang. Dafür haben diese Zone Surfer oder Bodyboarder in Beschlag genommen, die fast zu jeder Zeit an jedem Tag ihrer Leidenschaft nachgehen.

Rückblick: Vorreiter der britischen Elite

Bis Ende des 19. Jahrhunderts war diese Zone nicht bebaut und kleine Ansiedlungen der zumeist Fischer und Handwerker gab es im Bereich von La Isleta (siehe Foto). Denn schon seit Jahrhunderten machten Schiffe im Hafen von Las Palmas häufig halt, um sich mit Proviant einzudecken oder notwendige Reparaturen durchführen zu lassen.

Wie Sie sich vielleicht an unseren Artikel des Besuchs im Hafen erinnern, wurde dieser für die neuen Anforderungen im Jahr 1883 von den kanarischen Brüdern Fernando und Juan León y Castillo neu (und klug) geplant und realisiert. Durch die kluge Umsetzung und die strategisch optimale Lage im Schnittpunkt zwischen Europa, Afrika und Südamerika, wuchs seine Bedeutung und mit ihm die Stadt, als Wirtschafts- und Handelszentrum. 

Besonders britische Unternehmen ließen sich nieder und mit ihnen waren es zuerst die Briten, die das wunderbare sonnige und milde Klima, im Vergleich zum feuchtkalten der Heimat, zu schätzen wussten. Das sprach sich herum und so keimte das zarte Pflänzchen des Tourismus auf.

Es galt als "chic" zu überwintern

Zu dieser Zeit war es vor allem die elitäre Schicht, die es sich leisten konnte, hier zu überwintern. Darunter waren bekannte Persönlichkeiten wie Agatha Christie, die sich vielleicht genau hier Inspirationen zu ihren Krimis holte. Die Antwort darauf war die Eröffnung des Hotel Santa Catalina im Jahr 1890. Auch Sir Winston Churchill oder später der Hollywood Star Gregory Peck, sollen ihren Weg nach Las Palmas gefunden haben.

Von 1920 bis 1930 kamen um die 3.000 Touristen nach Las Palmas, hauptsächlich Briten. Ihnen standen 14 Hotels zur Verfügung, wovon sich neun in der Hafengegend befanden. Allerdings stand der Genuss des „heilenden“ Klimas für die feine Gesellschaft von damals im Vordergrund. Anfänglich waren überhaupt nur Männer im Wasser. Erst im Laufe der Jahrzehnte gesellten sich auch Damen ins Wasser, in entsprechend bedeckender Badekleidung. Es gab schließlich eine Reihe von historischen Gebäuden, aber keine Promenade, dafür jedoch jede Menge Sand des Strandes. Noch heute befinden sich so einige dieser historischen Bauten am Las Canteras Strand und an manchen ist der Zahn der Zeit zu sehen.

Eine Promenade musste endlich her

Im Jahr 1936 erhielt Miguel Martín Fernández de la Torre (sie erinnern sich, der Bruder des großen Malers Néstor Martín, der drei Jahre danach mit der Gestaltung des ausgebrannten Teatro Pérez Galdós beauftragt wurde) den Auftrag, eine Promenade zu gestalten. Bis in die 1990er wurde diese leicht angepasst und adaptiert ist aber heute im Prinzip noch genau so wie von Torre geplant.

In den 1960-er Jahren entdeckten dann die Schweden Las Palmas für sich und mit ihnen wurden alle bisherigen strengen Kleidervorschriften über Bord gekippt. Baden war für sie schon damals „top less“ üblich, was sicher zu der einen oder anderen Irritation führte und nicht nur bei den „steifen Briten“. Mit der steigenden Zahl der Gäste wurden also auch neue Unterkünfte gebaut, wie z. B. das Hotel Gran Canaria, das Hotel Caracolas und das im Jahr 1965 erbaute Hotel Reina Isabel (siehe unseren Bericht in Ausgabe 49).

Strand ohne Grenzen

Seitdem boomte der Tourismus am Strand von Las Canteras. Erst in den 1970ern begannen sich die Massen in südlichere Destinationen auf der Insel zu verlagern, wie z. B. der Touristenhochburg rund um Maspalomas. Heute haben sich die Massen normalisiert und viele der Gäste besuchen Las Palmas eben als Städtetouristen und nicht mehr ausschließlich als Badetouristen. Entsprechend investierte die Stadt immer wieder in die Modernisierung, vor allem der „Zubringerstraßen“ von der Hafenzone, wo die Kreuzfahrer von Bord gehen. 

Auch für Menschen mit Bewegungseinschränkung

Aber es wird auch viel getan, um den Service laufend zu verbessern. Seit einigen Jahren bietet die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz Unterstützung für Menschen mit Behinderung an, damit auch sie in den Badegenuss kommen können. Kostenlos stellen sie in der Zeit von 11.00 bis 17.00 Uhr (bzw. 10.00 bis 20.00 Uhr im Sommer) Hilfsmittel zur Verfügung, wie z. B. Kunststoffrollstühle. Man muss diese nur beantragen.

Geschichte trifft auf Moderne

Der Charme der Vergangenheit ist heute noch vielerorts sicht- und spürbar. Die urbane Komponente versprüht der Mix mit der Moderne, der in den futuristischen Beleuchtungskörpern entlang der Promenade sichtbar ist, die an Segel erinnern sollen. Ein wesentlicher Faktor dieses Charmes ist sicher auch der Mix der Menschen, mit ihrer unterschiedlichen Herkunft, ihrem sozialem Rang etc. Eines haben sie alle gemeinsam: Die Liebe zum Las Canteras Strand. So sieht man lesende Studenten neben jungen Familien, ruhesuchende Touristen und nicht zuletzt Sonnenfetischisten.