Ausgabe Nr.
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J M upload 02.02.2022, Viva Edition 184 | Print article

55. Opernfestspiele 2022 im ehrwürdigen Teatro Perez Galdos in den Startlöchern

Das geschichtsträchtige Teatro Pérez Galdós ist zweifelsohne eines der schönsten Gebäude der Stadt Las Palmas de Gran Canaria. Aufgrund der exponierten Lage an der Avenida Marítima überstrahlt dieser Bau im neoklassizistischen Stil die Umgebung.

Es waren mehrere Anläufe erforderlich, bis das Theater in seiner heutigen Form erstrahlen konnte - Dank der Beharrlichkeit der BürgerInnen. Es gab Mitte des 19. Jhdts. kein Veranstaltungsgebäude, um größere Kulturveranstaltungen durchführen zu können oder gar Opern zu inszenieren. Kulturinteressierte, zumeist gut betuchte Städter begannen eigeninitiativ Geld zu sammeln und erst nach Jahren, und dank zusätzlichen finanziellen Mitteln der Stadtverwaltung, konnte der Bau endlich beginnen, der im Jahr 1890 fertiggestellt wurde.

Ein Gebäude, drei Eröffnungen …

Für die Realisierung des langersehnten Teatro fanden zwei herausragende Persönlichkeiten zueinander, die zufällig auch noch Brüder waren.

Der eine war der renommierte Architekt Miguel Martín Fernandez de la Torre (1894 - 1980), der schon dem eleganten Villenviertel Parque Doramas unübersehbar seinen Stempel aufdrückte.1)

Der andere war der Künstler Nestor Fernandez de la Torre (1887 - 1938),2) ein facettenreicher Visionär und Cosmopolit und war für das Innendesign zuständig. Er verpasste dem Chic des Jugendstils ein kanarisches Lokalkolorit.

Der dritte im Bunde war der kanarische Schriftsteller Benito Pérez Galdós (1843 - 1920), der als Spaniens bedeutendster Vertreter des Realismus zählt und dessen Name das Theater trägt.3)

Über die dramatische Geschichte dieses erstmals im Jahr 1890 mit Giuseppe Verdis „La Traviata“ eröffneten Theaters haben wir bereits geschrieben (nachzulesen im Internet).4)

Das Theater ist Austragungsort des jährlich stattfindenden Opernfestivals (Februar bis Mai) und im Herbst wird ein weiteres Kulturhighlight ausgetragen und zwar der Barockzyklus bzw. Festival Antiqva (Alte Musik).

55. Opernfestival

Las Palmas de Gran Canaria hat eine tief verwurzelte Opernfangemeinde und die Sehnsucht war groß, das entsprechende Kulturangebot praktisch kaum vorhanden. Im Jahr 1967 gründeten schließlich die kanarischen Opernfreunde den formalen Verein ACO (Asociación Amigos Canarios de la Ópera), der das Ziel hat, die Kultur zu fördern und eigene Inszenierungen zu forcieren. Sie initiierten das internationale Opernfestival, das im ehrwürdigen Teatro Pérez Galdós seinen Stammsitz für die Inszenierungen fand und bei eigenen Produktionen vom Philharmonischen Orchester Gran Canaria begleitet wird. Längst hat sich das „Festival de la Ópera“ im kanarischen Kulturkalender als fester Bestandteil etabliert.

Manon Lescaut zum Auftakt

Jeden Monat steht ein Opernklassiker auf dem Spielplan, wobei jede Inszenierung drei Mal in der Woche (normalerweise dienstags, donnerstags und samstags) dargeboten wird.

Den fulminanten Auftakt im Februar bildet die tragische Oper „Manon Lescaut“ von Giacomo Puccini, zweifelsohne einem der bedeutendsten italienischen Komponisten. Seine Opern haben selbst nach Jahrhunderten nichts an ihrer Faszination verloren und zählen zum internationalen Standardrepertoire renom  mierter Häuser, wie z. B. La Bohème, Madame Butterfly oder Tosca.

Manon Lescaut wurde 1893 in Turin uraufgeführt und wird am 22., 24. und 26. Februar 2022 als Coproduktion des ACO mit dem Teatro Nacional de Lviv inszeniert.

Handlung

Frankreich in der zweiten Hälfte des 18. Jhdts.

Der junge Schüler Chevalier Des Grieux verliebt sich auf den ersten Blick in die hübsche Bürgerliche Manon und brennt mit ihr kurzer Hand nach Paris durch. Doch das Glück ist dem Paar nicht hold, denn sein Vater verweigert die Einwilligung zur Hochzeit dieser mesalliance. Sie flieht mit dem wohlabenden De Brétigny und verzaubert die Gesellschaft mit ihrer Schönheit. Als Des Grieux Vater ihr vom Vorhaben seines Sohnes in ein Kloster gehen zu wollen berichtet, sucht sie ihren ehemaligen Geliebten.

• Musikalischer Leiter ist der italienische Dirigent Antonello Allemandi, dessen Karriere ihn an viele bedeutende Opernhäuser weltweit führte.

Besetzung

• María José Siri singt die Titelpartie der Manon. Die aus Uruguay stammende Sopranistin gab ihr Hausdebüt an der Wiener Staatsoper und ist gefragt für ihre Darbietungen großer italienischer Opern, spezielle für jene von Puccini und Verdi.

• Murat Karahan wurde 2014 als Bester Opernsänger beim 5. Donizetti Classical Music Award ausgezeichnet und singt an den großen Bühnen dieser Welt. Der 1974 in Ankara geborene Tenor singt die männliche Titelrolle des Chevalier Des Grieux.

Manon - María José Siri

Des Grieux - Murata Karahan*

Lescout - Youngjun Park

Geronte - Jeroboám Tejera

Posadero - César Morales*

Edmondo - César Arrieta*

Musiker - Lara-Clare Bourdeaux

Tänzer - Mario Méndez*

Kommandant - Julián Padilla

Sergant - Luciano Miotto

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Verweise (www.viva-canarias.es)

1)Viva Canarias Nr. 177 vom 3.7.2021 „Parque Doramas: grünes Villenviertel - 7 Gründe für einen Besuch“

2)Viva Canarias Nr. 93 vom 21.4.2021 „Néstor Martín - Visionärer Cosmopolit: Maler, Designer, Bildhauer etc.“

3)Viva Canarias Nr. 172 vom 4.2.2021 „101 Jahre Benito Peréz Galdós (1843 - 1920), ein nachhaltiges Wirken eines Literatur-Avantgardisten“

4)Viva Canarias Nr. vom 26.6.2020 „Teatro Pérez Galdós - historisches Schmuckstück mit bewegter Geschichte“