Ausgabe Nr.
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J M upload 02.12.2021, Viva Edition 182 | Print article

Axel Werner - Katholischer Pfarrer auf Mission

Axel Werner übernahm vor zwei Jahren die Position in der ganzjährig besetzten und dem Bischof der Diözese Las Palmas unterstellten Katholischen Gemeinde Maspalomas. Bis zu 400 ‚Schäfchen‘ nehmen an den deutschsprachigen Gottesdiensten und an den diversen Veranstaltungen teil. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hat Monsignore Werner seine Berufung zur missionarischen Arbeit aufgegeben, denn die Gesundheit zwang ihn dazu. So kam er nach Gran Canaria und das Klima tut ihm gut. Er hat jetzt zwar weniger Kirchen zu betreuen, doch findet der umtriebige Pfarrer immer wieder neue Betätigungsfelder und Aufgaben. 

Der Pfarrer ist für ResidentInnen, TeilzeitresidentInnen sowie KurzzeittouristInnen Ansprechpartner und kümmert sich nicht nur um das „geistige Wohlbefinden“. 

Werner erklärt: „Gerade im Urlaub ist die Bereitschaft groß, sich mit bestimmten Themen auseinandersetzen zu wollen. Man hat außerhalb des mitunter stressigen Alltags einfach mehr Zeit“. 

In den vergangenen Jahren hat er einen Trend feststellen können - immer mehr Urlauber kommen erst im Januar auf die sonnigen Kanaren. Die Gründe dafür liegen u. a. in den höheren Aufwendungen für Flüge und Unterkunft. Viele kalkulieren ganz präzise, was der Aufenthalt hier kostet und wie hoch die Einsparungen z.B. für Heizkosten in der Heimat. sind.

Von Lateinamerika …

Der in Bonn geborene Axel Werner erzählt uns, dass er sich schon seit seiner frühen Jugend dazu berufen fühlte, diesen Weg zu gehenund nach seinem Studium der Philosophie und Theologie war die Entscheidung dann für ihn glasklar. 

Werner war fast sein ganzes berufliches Leben in lateinamerikanischen Ländern tätig. Dort herrschten ungewöhnliche Lebensbedingungen und Aufgabenstellungen vor und er erinnert sich: „Manche Dörfer lagen derart abgeschieden im Dschungel desAmazonas, dass eine mehrtätige Reise mit dem Jeep erforderlich war. Manche Siedlungen konnten gar nur mit dem Kanu erreicht werden. Die Besuche erfolgten im Rotationsprinzip und in den Zeiten dazwischen erreichte der Pfarrer seine Gemeindemitglieder mit seiner Radiosendung (z. B. Radio Esperanza), mittels Podcast (in Peru) etc.

Not macht erfinderisch, auch beim Helfen, ob es nach einem Erdbeben, einer Überschwemmung oder aufgrund eines eingestürzten Schuldachs ist. Das schweißt die Gemeinde zusammen, denn die Leute spüren sehr schnell, ob man wirklich für sie da ist.“

Learning bei doing, denn es gibt im Studium kein Handbuch für Unvorhergesehenes und man wird immer wieder mit Herausforderungen konfrontiert, wie Werner fortfährt: „Die Schul- und Weiterbildung ist eine wesentliche Säule in der missionarischen Tätigkeit, aber wie führt man eine Gemeinde mit 70 Kirchen? Ich baute mein Netzwerk aus und legte für jede Gemeinde drei Personen als Teamleiter fest, sodass gegebenenfalls jemand für kleinere Entscheidungen vor Ort ansprechbar ist. Man wächst im Laufe der Zeit in die Aufgaben hinein.“

… zum umtriebigen Pfarrer in Maspalomas

Die Pandemie hat neue Herausforderungen im organisationstechnischen Ablauf sowie in der Betreuung der Menschen mit sich gebracht. Viele Menschen gerieten in existenzbedrohende Situationen und natürlich waren beispielsweise Essensgutscheine enorm wichtig. Andere vereinsamten in der aufgezwungenen Isolation und wieder andere kamen mit dieser unsicheren Situation nicht klar. Seine Ängste und Gedanken mit jemandem vertraulich austauschen zu können ist von unermesslichem Wert. Dabei sind die einzelnen Situationen so individuell wie wir Menschen selbst. Für jemanden da zu sein, kann „nicht von der Stange abgearbeitet“ werden. So sei eines Tages eine Dame gestürzt und musste ins Krankenhaus, konnte aber aufgrund der Covid-Restriktionen keinen Besuch empfangen. Hier agierte er als Verbindungsglied zur Familie.

Werner initiierte diverse solidarische Projekte, die den Bedürftigen zugute kamen. Die neuen Technologien und die sozialen Medien waren dabei von grosser Bedeutung, denn binnen kürzester Zeit kristallisierte sich eine hilfswillige Community heraus. Sie stimmten sich unbürokratisch über eben diese Medien ab, in Zeiten des Lockdowns ideal. 

Virtuell versus Realität

Über die sozialen Medien fand Werner etliche Nothelfer, die ihn bei den vielschichtigen Anliegen unterstützen konnten. Es meldeten sich Hilfswillige mit den unterschiedlichsten Professionen und Talenten und er sah seine Aufgabe darin, HelferInnen aus den Bereichen Mobile Pflege, Essen auf Räder, Essensgutscheine, Telefonseelsorge uvam. und Hilfsbedürftige unter Coronabedingungen in Kontakt zu bringen.  

Nach der Aufhebung des Lockdowns lud er alle Nothelfer zu einem Treffen ein, damit sie sich von Angesicht zu Angesicht kennenlernen können. 

Eine dieser NothelferInnen ist Tina, ausgebildet in der Palliativmedizin. Sterbende auf ihrer letzten Reise zu begleiten ist so wichtig und gleichermaßen schwierig. Familienangehörige oder Freunde fühlen sich mitunter überfordert oder versuchen vom Thema Tod abzulenken. Doch das hilft den Betroffenen nicht und Monsignore Werner ist überaus glücklich, dass er mit Tina eine fachlich adäquate Unterstützung gefunden hat. Denn in Würde gehen zu können ist das Allerwichtigste und jeder Mensch verdient die Zeit für Gespräche, die er oder sie benötigt (mehr Details in der nächsten Ausgabe Nr. 183 vom 1.1.2022)

Es gibt noch viele Themen, die Pfarrer Axel Werner anbietet oder in Planung hat. Eines der jüngsten Projekte ist die Eröffnung des Buchclubs, der sich an der Seite des Templo Ecuménico befindet (ggü. Kasbah).  Auch ökumenische Wanderungen stehen regelmäßig auf dem Programm. 

Wir danken für das Gespräch!

Kontakt - Siehe Religionsgemeinschaften auf Seite 40.