Ausgabe Nr.
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J M upload 02.03.2022, Viva Edition 185 | Print article

Blauer Natternkopf - ein besonderer Schatz

Die Gemeinde Valsequillo zählt nicht ohne Grund zu den beliebtesten Gegenden für Wanderfreunde und Naturliebhaber und die üppige Vegetation mit ihren zauberhaften, pittoresk anmutenden Landschaftsbildern, sind dafür verantwortlich. Und dabei birgt sich ein ganz besonderer Schatz, der nun seine volle Pracht entfaltet. Die Rede ist vom Blauen Natternkopf, auch Tajinaste Azul genannt.

Blauer Natternkopf - ein besonderer Schatz

Natternköpfe sind sich verzweigende Sträucher, die bis zu einigen Metern hoch werden können und an ihren Enden einen Kelch mit vielen kleinen Blüten haben. Diese können weiß, cremeweiß, fuchsia, blau oder eine Mischform sein. Die Pflanze ist auf Gran Canaria endemisch und als gefährdet eingestuft. Sie wachsen auf feuchten, sonnigen Böden und bevorzugt in Höhen von 700 bis 1.500 Metern.

Zwar wächst die tajinaste azul  auch auf anderen Inseln, wie beispielsweise auf La Gomera, Fuerteventura und Teneriffa (tajinaste picante), doch in dieser konzentrierten Form besticht Gran Canaria. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich primär auf drei Zonen und zwar rund um Tenteniguada, Fagagesto und Anona. Ganze Bergflanken zieren diese ‚Blaublüter‘ im Schutz des majestätischen Roque Grande und Roque Chico.1)

Keine gute Idee: Vor einigen Jahren wurden an verschiedenen Stellen auf Gran Canaria rot blühende Natternköpfe gepflanzt, doch das erwies sich als keine gute Idee. Diese haben sich mit den heimischen vermischt und es vermehren sich nun Hybriden.

Der Name ‚tajinaste‘ stammt aus der prehispanischen Zeit und die indigene Bevölkerung auf La Gomera umschrieb damit jemanden, der groß und stark ist. Dort verwendeten die Insulaner den roten Natternkopf zum Färben ihrer Kleidung. Es soll aber auch, wie verschiedene Schriftsteller meinen, auch Kuh bedeuten, da die Blüten an eine ausgestreckte Zunge erinnern.

Blütenwanderung in die Hochburg der „tajinaste azul“

In unserer geführten Wanderung zieht es uns ins Landesinnere und zwar zur Caldera de los Marteles. Die große Felsformation Roque Grande dominiert die Gegend und weist uns den Weg in Richtung des Gemeindegebiets von Valsequillo, denn zu seinen Füßen zieht sich eine feuchte, dunkle, schattige Schlucht.

Im März färben blaue und fuchsia farbene Natternköpfe (Echium callithysrum) die Berghänge. Die Schlucht de la Capellanía war Eigentum der Kirche und ist genau so grün und fruchtbar. Verlassene Höhlenhäuser und alte Lagerhöhlen sind stille Zeugen der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung in der Vergangenheit.

Der Camino de Los Alfaques verbindet den Krater von Marteles (auf 1800 m) mit Tenteniguada. Durchtrainierte Wanderer können hier eine 13 km Rundtour mit 920 m Höhenunterschied machen. Wir machen aber eine leichtere Version und wandern den Camino de Los Alfaques bergab - anstatt bergauf. Die Spanische Sprache ist vielen arabischen Wörtern durchsetzt. Un alfaque war ein ‚Musulman‘, der sich mit Gesetzen und Gerichten auskannte. Wieso der bekannte Wanderweg so heißt bleibt eines der vielen Geheimnisse Gran Canarias.

Für Wanderer, die die kürzere Version machen möchten, endet die Route am Friedhof in Tenteniguada. Die anderen, die gerne die längere Route gehen möchten, führt die Tour bis zum Örtchen Las Vegas.

Sofie Hendrikx