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J M upload 23.03.2020, | Print article

Coronavirus: Behandlungskapazitäten auf den Kanaren? Status Quo

Viva Canarias Online 23.03.2020 | 02.33 h MEZ-1 |Auch auf dem Archipel steigt die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten täglich an. Doch, wie sieht die Situation auf den Kanarischen Inseln aus, falls auch hier die Fallzahlen drastisch ansteigen? Gibt es genügend medizinische Ressourcen? Könnte es zu einer Überlastung des Gesundheitssystems kommen, was eine deutliche Sterberate nach sich ziehen würde.

Rechenbeispiel Italien

Italien ist bei der medizinischen Versorgung aufgrund der Coronavirus Pandemie an seine Grenzen gestoßen und zeigte mit der Vielzahl an Toten auf, was passiert, wenn die verfügbare Anzahl der Intensivbetten erreicht ist. Wie sieht es in Europa aus?

Laut WHO verläuft bei 14 Prozent der Erkrankten die Infektion schwer und davon bedürfen etwa 5 Prozent eine intensivmedizinische Betreuung.

Österreich verfügt laut Gesundheitsministerium über 2.547 Betten auf Intensivüberwachungseinheiten und Intensivbehandlungseinheiten. Hochgerechnet auf die Zahl der Erkrankten läge die Grenze der dann bei 51.480 Menschen, die in Krankenhäusern behandelt werden könnten. Allerdings sind die Betten auf den Intensivstationen größtenteils belegt und  ohne die jahreszeitlichen Schwankungen zu berücksichtigen liegt die Auslastungsrate bei durchschnittlich 80 Prozent. Allerdings kann man durch das Verschieben von geplanten operativen Eingriffen einen Teil dieser Kapazität frei schaufeln.

In einigen Ländern ist aber nicht einmal die Anzahl der Betten das Problem, sondern der Mangel an Intensiv-Personal, so wie in Deutschland. Dort stehen zwar 28.031 Betten auf Intensivstationen nach Angaben des Gesundheitsministeriums zur Verfügung (Anm.: Krankenhausstatistik 2017 - siehe Chart der Intensivbetten je Land am Ende dieses Berichts).

Situation auf den Kanarischen Inseln

Auf den Kanarischen Inseln gibt es gemäß Kanarenpräsident Ángel Torres derzeit 409 Intensivbetten (UCI Unidades de Ciudados Intensivos), wovon 152 besetzt sind, 32 davon bereits mit COVID-19 Patienten. Wenn alle Kapazitäten frei wären, dann könnte man rechnerisch betrachtet auf dem Archipel 8.180 Erkrankte behandeln bevor es eng wird.

In Anbetracht dessen ist das „Abflachen der Ansteckungskurve“ des Coronavirus und somit die Infektionen zeitlich zu verzögern höchst sinnvoll. Die derzeit geltende Einschränkung der Bewegungsfreiheit wurde bis zum 13. April 2020 verlängert.

Die Kanarenregierung hat im Kampf gegen die weitere Ausbreitung die bestehenden Ressourcen im medizinischen Bereich um 600 Personen aufgestockt. Das teilte Kanarenpräsident Ángel Víctor Torres am 22. März im Rahmen einer vom spanischen Ministerpräsidenten einberufenen Videokonferenz zur aktuellen Coronaviruskrise mit. Dieser versprach dem Archipel Zahlungen von Hilfen in Höhe von 600 bis 800 Millionen Euro zu. Damit sollen die weitere Ausbreitung sowie die ökonomischen Auswirkungen gedämmt werden.

Torres unterstrich, dass auf den Kanarischen Inseln im Vergleich zum Festland derzeit wenige Menschen mit dem Coronavirus identifiziert wurden, doch, dass diese Zahlen durch die derzeit intensiven Tests signifikant ansteigen könnten. Es sei zudem von enormer Bedeutung die dringend benötigen sanitären Bedarfsmittel wie beispielsweise die Atemschutzmasken und Schutzkleidung, zu erhalten, um das medizinische Personal vor einer Ansteckung bestmöglich zu schützen.

Als eine bedeutende Tourismusdestination sei es notwendig, dass die derzeitigen Flugbeschränkungen verschärft werden müssen. Derzeit warten etwa 20.000 Spanier und Ausländer darauf, die Inseln verlassen zu können, doch fehlen die Flugverbindungen. Man müsse Flüge chartern, um sie in ihre Heimat fliegen zu können. Darüber hinaus sind die Hotels geschlossen und daher muss in der gegenwärtigen Situation die Strategie „turismo cero“ (Null Tourismus) verfolgt werden.

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Quelle: Gobierno de Canarias

Siehe auch Coronavirus Update 22. März 2020