Ausgabe Nr.
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J M upload 02.09.2018, Viva Edition 96 | Print article

Cuchillo Canario - kanarische Messerschmiedekunst seit vielen Generationen

Kein anderes Produkt ist derart zum Symbol für kanarisches Kulturgut geworden wie das „Cuchillo Canario“.  Wahrscheinlich kam es einst mit den Eroberungszügen auf die Kanaren, denn davor war bei den Altkanariern kein Metall bekannt. Im Laufe der Zeit wurde es auf die für die Kanaren so typische Weise weiterentwickelt. Jeder Junge und jeder Mann hatte sein Messer, das für alle Lebenslagen zum Einsatz kam, vorwiegend jedoch in der Landwirtschaft, wie z. B. bei der Ernte auf den Bananenplantagen. 

Vom Stein zum Metall

Die Urbevölkerung verwendete Stein zum Schneiden und hatte für alle Situationen die richtigen Basaltwerkzeuge zur Hand. Erst nachdem sich die spanischen Eroberer Land und Leute Untertan machten, kam auch Metall auf die Insel. Jeder Junge und jeder Mann brauchte sein eigenes Messer für alle Eventualitäten. Sei es in der Landwirtschaft oder zum Essen schneiden. 

Der Name „Naife Cuchillo Canario“ ist ein registriertes Markenprodukt und leitet sich höchstwahrscheinlich aus dem portugiesischen Wort „naifa“ (navaja) und/oder dem englischen „inglés kniffe“ ab. Das „Cuchillo Canario de Costa“ bezeichnet die Messer aus den Gegenden des Küstenstreifens von San Felipe und dem Gemeindegebiet von Santa María de Guía. Die Hochburg der kanarischen Messer mit den meisten Schmieden sind Gáldar, Arucas, Santa María de Guía und Telde.

Was macht das kanarische Messer aus?

Die findigen Brüder (Bartolomé und Laureano Rodríguez) begannen etwa um 1870 die Griffe der Messer kunstvoll  zu verzieren. Die Schmiedearbeit ist dabei nur ein Teilbereich der Produktion. Aufwändig sind vor allem die mit großer Detailliebe gemachten Griffe.  Diese bestehen aus mehreren Ringen verschiedener Materialien, wie z. B. Horn, Silber oder Permutt, die aneinander gereiht werden. Erst danach werden diese Ringe aneinandergeklebt und dieses Stück wird gedrechselt und erhält seine endgültige Form als Griff.

Unikate mit verschiedenen Facetten

Inzwischen gibt es viele Varianten und  Weiterentwicklungen. Polierte Schneiden kommen in der Küche zum Einsatz und das archaische rohe Edelstahl dient „echten Männern“ als Werkzeug für alle Fälle. Es gibt ganze Messersets (Käse-, Schinken, Schneidemesser) sowie passendes Besteck (Löffel, Gabel). Besonders beliebt sind Minimesser,  Schlüsselanhänger und sogar Kugelschreiber. Alles ist erlaubt, solange die Griffe auf die typisch kanarische Art hergestellt wurden. Eines haben sie alle gemein: Sie sind alle von Hand gefertigte Unikate.

PS: Für die Abergläubischen unter Ihnen, die normalerweise kein Messer verschenken, gibt es eine Lösung: Lassen Sie es sich für einen symbolischen Euro abkaufen, dann bringt das Messer auf jeden Fall Glück.

Messerschmiede seit Generationen

José Marrero Múxica, einer der Nachkommen dieser Urväter, wurde im Jahr 1921 offiziell zum Meister der kanarischen Messerschmiede ernannt. Diese Tradition wurde in der Familie weiter gepflegt. Die Schmiede der Brüder García Medina aus Gáldar ist einer dieser traditionsreichen Kunsthandwerksbetriebe, die das „Cuchillo Canario“ seit Generationen in traditioneller Weise herstellen. Sie sind auf fast allen Kunsthandwerksmessen der FEDAC vertreten und gelten als Meister dieses Fachs. Die Preise für die Messer beginnen, je nach Länge der Messerscheide, bei 70 bis 150 Euro. Abhängig ist auch, welche Materialien beim Griff zum Einsatz kamen.

Kontakt

Jesús García Medina
„Cuchillero“ (Messerschmied)
Atelier: c/Vicente Alexandre 49
35460 Gáldar - Tel.: 928 382 360 
Verkauf: Im Markt von Puerto de Mogán und im Kunsthandwerksgeschäft der Inselregierung in der c/Domingo Navarro 7 in Las Palmas de Gran Canaria