Ausgabe Nr.
Ausgabe Nr.
J M upload 02.01.2021, Viva Edition 171 | Print article

Das lukrative Filmbusiness, Hollywood entdeckt Kanaren als Drehspot

Wenn George Clooney erscheint, dann ist helle Aufregung angesagt - so geschehen  auf La Palma, wo er von Januar bis März für die Dreharbeiten zu seinem neuesten Kinofilm „The Midnight Sky“ weilte, in dem er die Hauptrolle spielte und zudem die Regie führte, der am 23. Dezember 2020 auf Netflix erschien.

La Palma bot als Drehort gleich mehrere ‚himmlisch gute‘ Voraussetzungen. Das gigantische Observatorium Roque de los Muchachos wird in diesem Film prominent in Szene gesetzt. Das vor elf Jahren in Betrieb genommene Teleskop (das zweitgrößte der Welt) wurde aufgrund der einzigartigen Qualität für die Weltraumbeobachtung dort installiert.1) Und das Weltall ist in diesem postapokalyptischen Science-Fiction Thriller einer der Protagonisten. La Palma leistete hinsichtlich der ‚Lichtverschmutzung‘ Pionierarbeit und setzte das Lichtschutzgesetz bereits 1988 in Kraft (Ley del cielo).

Filmindustrie, die ‚goldene Gans‘

Für die Isla Bonita waren die Dreharbeiten ein Segen, was Image und Einnahmen betrifft. Privatjets, Filmcrews, ausgebuchte Nobelunterkünfte, wie z. B. das Luxusressort in Tazacorte, Dienstleister, Freelancer etc. und ein monetär schwer zu beziffernder, höchst lukrativer Marketingwert.

Natürlich hat die Coronavirus Pandemie auch in der Filmindustrie im Jahr 2020 für einschneidende Umsatzeinbußen gesorgt, aber, irgendwann ‚dreht sich wieder alles weiter‘ - so auch in Hollywood. Das Entertainment- und Show-Business erholt sich schnell.

Die Kanarischen Inseln locken konsequent internationale Filmproduktionen an, inzwischen sind es 2 bis 3 jährlich. Häufig finden zudem namhafte Konzerne auf dem Archipel  ein ideales Terrain für ihre Werbespots, aber auch Musikclips werden gern gedreht.

Damit kommen wir zu weiteren idealen Bedingungen mit denen der Archipel aufwarten kann, wie z. B. eine (fast) „Schönwettergarantie“ und das ist bei jeder Aufnahme von essenzieller Bedeutung. Drehpausen bedeuten Kosten und die gilt es zu vermeiden. Zudem bieten die Kanaren unzählige außergewöhnliche Kulissen, wie z. B. das Meer, unterschiedlichste Strände und Küstenbereiche, Dünen, dschungelartige Wälder, tiefe Schluchten, zerklüftete Landschaften bis hin zu kargen Landstrichen mit futuristisch anmutenden Gesteinsformationen. All diese mannigfaltigen Möglichkeiten sind in einem geografisch kleinen Radius vorhanden.

Zudem werden Arbeitsplätze geschaffen, direkt und indirekt bei Service- und Zulieferfirmen.

Das erkannte auch die Autonomieregion und daher wurden in den letzten Jahren interessante Steueranreize für die Filmindustrie forciert. Angeblich fließen für jeden Cent Steueranreiz 4 bis 6 Euro indirekt wieder zurück.2)

Ein Blick zurück: 1909

Dabei war die Hauptstadt Las Palmas de Gran Canaria schon seit den Anfängen der Filmindustrie ein beliebter Drehort, wie beispielsweise für „Canary Bananas“ des Dokumentarfilmers Richard Leacock im Jahr 1909, „Flesh and The Devil“ (1926), „Ana Karenina“ (1927), Alfred Hitchcocks „Notorius“ mit Gary Grant und Ingrid Bergmann (1946), „Die Korsaren“ (1928), der Hollywood Filmklassiker „Moby Dick“ mit Gregory Peck in der Hauptrolle (1956), „SOS Pacífico“ von Guy Green im Jahr 1959, etc.

Die Stadtvermarktung hat im Jahr 2018 zwei Routen der Filmgeschichte in einem Prospekt herausgegeben, wo Sie den Spuren der Dreh-orten nationaler und internationaler Produktionen folgen können. Wir haben diese umfassend beschrieben - nachzulesen online (siehe QR-Code re.), oder Sie holen sich in den Toruisteninformationszentren in der Hauptstadt die Pläne.

Ein Blick nach vor: Filmstudio Gran Canaria

Nun entsteht das erste professionelle Drehstudio, damit zukünftig auch Innenaufnahmen gemacht werden können und man so dem lang gehegten Wunsch der Produktionsfirmen nachkommen kann. Diese mussten sich bisher vorwiegend auf Außenaufnahmen beschränken, weil die räumlichen Gegebenheiten nicht vorhanden waren.

Durch die Covid-19 Pandemie bedingte Drehpause der Filmindustrie nutzte die Inselregierung von Gran Canaria die Gelegenheit, diese Bemühungen voranzutreiben und die Bauarbeiten schreiten auch entsprechend gut voran. Die Grundmauern stehen bereits und zukünftig wird dieses Filmzentrum 20.000 qm Fläche für Drehs zur Verfügung haben. 5,5 Mio. Euro kostet das im Jahr 2019 begonnene Bauprojekt, das sich in 15 Jahren rentiert haben wird - so die Behörden. Es soll den Anforderungen der Filmindustrie nach, den neuesten technischen Standards entsprechen, absolut schallisoliert sein und genügend Möglichkeiten bieten, Sets zu bauen. Ab 2021 sollen die ersten Drehs bereits möglich sein. Das Gebäude befindet sich neben dem Messegelände in Las Palmas de Gran Canaria (siehe Foto unten Mitte).

Filmoteca Canaria

Die Filmoteca Canaria wurde vom kanarischen Kulturministerium ins Leben gerufen (siehe Königliches Dekret vom 28.12.1984) mit dem Ziel, die kanarische Filmgeschichte zu erhalten und restaurieren (erfolgt auf Teneriffa) und zu vermarkten (Gran Canaria). Zudem werden historische technische Ausrüstungen rund um die Filmindustrie in einem eigenen Fundus aufbewahrt, wie z. B. verschiedene Projektoren (Pathé Baby 8 mm, Súper 8, 16 mm) und diverse Kameras. Zwei Kataloge publizieren die Aufnahmen (1896 - 1950 sowie 1951 bis 1970).

Regelmäßig werden zudem ausgewählte Filme im Cine La Granja auf Teneriffa sowie im Teatro Guiniguada auf Gran Canaria präsentiert. Mehr https://www.flickr.com/photos/filmoteca_canaria/page4

Siehe auch

1)Viva Canarias Nr. 155 vom 31.08.2019  10 Jahre Observatorium Roque de Los Muchachos auf La Palma, die Vision für die Zukunft

2)Viva Canarias Nr. 101  Hollywood entdeckt die Kanaren, Steueranreize für internationale Filmproduktionen

3)Viva Canarias Nr. 129 „Filmroute Teil 1“ Filmroute Las Palmas - Vegueta Teil 1

4)Viva Canarias Nr. 130 „Filmroute Teil 2“ Filmroute Las Palmas - Las Canteras Teil 2