Ausgabe Nr.
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J M upload 18.04.2020, | Print article

Coronvirus - Status Quo global, Facts first

Die Coronavirus Pandemie katapultiert uns in eine kaum vorstellbare Situation, und bis es einen Impfstoff oder zugelassene Medikamente gegen den Sars-CoV-2 Erreger gibt, müssen wir uns gedanklich auf ein ‚neues Leben danach‘ einstellen.

Weltweit sind aktuell 2,2 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert und 154.126 Personen mussten bisher ihr Leben lassen. Und hinter jeder Zahl steckt eine menschliche Tragödie, für die betroffene Person und seine Familie und Liebsten.

Dabei stecken wir erst in der Anfangsphase der ersten Welle. Das Coronavirus wird uns also noch die nächsten Monate oder gar Jahre beschäftigen. Die Hoffnung, dass im Sommer die Temperatureffekte sich positiv auswirken sinkt nach neuesten Berechnungen von US-amerikanischen Wissenschaftlern. Das ist einer von vielen Aspekten, warum dieser unsichtbare Feind in vielen Ländern unterschätzt wurde. Leider bagatellisieren manche Menschen COVID-19 noch immer. Hier einige Fakten kurz umrissen. Danach ein kurzer Überblick zu den USA, Deutschland, Österreich, Italien, Spanien, Frankreich Großbritannien etc.

ACHTUNG Anm. d. Red.: Alle Informationen stellen die heutige Sicht dar! Aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse und der sich täglich ändernden Situation sind die hier dargestellten Informationen eine Momentaufnahme. Auf der ganzen Welt arbeiten Forscher, Wissenschaftler, Mediziner etc. jeden Tag intensiv daran, um die vielen Rätsel rund um das Coronavirus und die Covid-19 Krankheit zu lösen. 

Warum COVID-19 KEINE Grippe ist

Hoher Infektionsgrad und rasante Ausbreitung

Selbst, wenn ein Land die Ausbreitung des Coronavirus in den Griff bekommt, muss es jederzeit mit einer neuen Welle rechnen, die durch die hohe Infektionsgefahr ausgeht. Diese erfolgt per Tröpfcheninfektion oder indirekt über die Luft, wo die Aerosole bis zu drei Stunden infektiös bleiben. Das Tragen von Mundschutz ist ein Akt der Solidarität gegenüber unseren Mitmenschen, die wir vor einer möglichen Ansteckung schützen, sollten wir infiziert sein. 

Das Virus kann auch indirekt über Oberflächen infektiös sein (z. B. laut unbestätigten Gutachten bis zu 24 Std. auf Papier laut Laborexperimenten).

Den Kampf gegen die Ausbreitung erschwert der Umstand, dass es von der Infizierung bis zu ersten Symptomen einige Tage dauern kann.

Noch schlimmer zählt der Umstand, dass es Menschen gibt die keine Symptome zeigen, jedoch andere Menschen infizieren (asymptomatische Verläufe). Um diese „Superspreader“ von der Gesellschaft zu isolieren, sind umfassende Tests und schnelle Ergebnisse essenziell.

Letalität steigt, wenn …

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) lag die Letalität in China, also die Wahrscheinlichkeit an dieser Erkrankung zu sterben, bei 0,7 Prozent. Bei der Grippe liegt der Wert bei 0,1 bis 0,2  Prozent, also viel niedriger. Zwar haben aus den dortigen Erkenntnissen zufolge etwa 80 Prozent der COVID-19 Patienten eine leichten Krankheitsverlauf, doch die anderen 20 Prozent einen schweren und müssen hospitalisiert werden. Fünf Prozent dieser Fälle bedürfen eine intensivmedizinische Betreuung. Wenn also die Kapazitäten ausgeschöpft sind, dann haben solche Fälle keine Überlebenschance, weshalb die Letalität in diesen Regionen/Ländern weit höher sein kann (siehe nächsten Absatz)

Was es bedeutet, wenn ein Gesundheitssystem kollabiert, wird uns auf dramatische Weise in Italien und Spanien vor Augen geführt.

Zahlen lesen, Zahlen interpretieren

Die Dauer der COVID-19 Erkrankung ist vergleichsweise lang. Bei leichten Verläufen dauert es bis zu zwei Wochen, doch bei schweren Verläufen 2 - 6 Wochen. Das bedeutet, dass die Auswirkungen von sprunghaft angestiegenen Fallzahlen sich erst mit einer entsprechenden zeitlichen Verzögerung wider finden. Zwar bilden die tatsächlichen Zahlen nicht zu hundert Prozent die Realität ab, doch bieten sie einen überaus genauen und guten Ansatz, um die Lage einzuschätzen.

Die Fallzahlen enthalten die aktuell infizierten Personen in absoluten Zahlen, von denen eine Ansteckungsgefahr ausgeht, sowie die genesenen Personen, von denen keine Ansteckungsgefahr mehr aus geht, und die Toten. Die Dunkelziffer der Verdachtsfälle ist ohne durchgängige Testungen schwer einzuschätzen.

Mortalität (Fallzahl dividiert durch Tote): Auch bei den Sterberaten gibt es Unschärfen hinsichtlich der letztendlichen Todesursache, ob jemand mit oder durch COVID-19 verstorben ist. Hier Beispiele aus dem Dashboard der John Hopkins University of Medicine vom 17. April 2020:
14,3% Belgien
13,2% Italien
13,3% Großbritannien
12,5% Frankreich
10,5% Spanien
11,3% Niederlande
10,6% Schweden
 4,9% Schweiz
 3,1% Deutschland
    3% Österreich

Hier ein umfassendes Glossar zum Coronavirus von Deutschlandfunk

Status von Land zu Land

1. USA

Die USA führt mit 709.735 Fällen die globale Liste an und muss bereits 37.154 Tote beklagen. Hotspot ist die Metropole New York und die umgebenden Staaten New Jersey und Massachusetts an der Nordwestküste. Allein die Metropole muss bis zu 1.000 Toten am Tag hinnehmen.

Donald Trump drängt die Staaten darauf die Maßnahmen so bald wie möglich zu lockern, damit die Menschen wieder arbeiten können. Einige Gouverneure, wie der charismatische Andrew Cuomo von New York, weigern sich. Die USA seien kein Königreich und diese Entscheidung liege im Kompetenzbereich der Gouverneure und nicht beim Präsidenten, so Cuomo. Solange die Situation derart kritisch ist und der Staat die erforderlichen Tests nicht zur Verfügung stellen könne werde er diesen Schritt nicht in Betracht ziehen. 

Bei 90 Prozent der Toten handelt es sich um Schwarze, was nun zusätzlich eine Debatte ausgelöst hat.

2. SPANIEN

37.135 Tote bei bisher knapp 200.000 identifizierten Fällen muss Spanien trotz des verzweifelten Kampfes gegen die Ausbreitung hinnehmen und belegt nach den USA nun den 2. Rang. Besonder Madrid hat es hart getroffen (bereits ca. 52.000 Fälle). Das Krisenmanagement versagte in jeder Hinsicht. Aufgrund der anfänglichen Tatenlosigkeit der Politiker und der zersplitterten politischen Parteienlandschaft wird mit gegenseitigen Schuldzuweisungen noch mehr Chaos verursacht. Drastisch ist zudem die extrem hohe Anzahl an Toten aus dem Gesundheitsbereich aufgrund fehlender Schutzbekleidung. Fehlkäufe nicht funktionierender Test etc. Und dann noch eine Flut an neuen unzureichend durchdachten oder schlecht beschriebenen Amtsmitteilungen frustriert die Bevölkerung. Trotz der extrem harten Maßnahmen steigt die Anzahl der Neuinfizierten nach der Osterwoche wieder an. Zumindest ist inzwischen die Hälfte der an COVID-19 Erkrankten genesen.

3. ITALIEN

Seit Anfang Februar kämpft Italien, vor allem im Hotspot Lombardei, gegen das Coronavirus. 22.745 Tote aber auch bereits 42.727 Genesene weist das Land auf wenngleich noch immer über 106.900 COVID-19 Fälle aktiv sind. Die EU hat weggesehen und Italien lange Zeit im Stich gelassen, wofür sich Van der Leyen im TV vor zwei Tagen entschuldigte. Im Gegensatz dazu flogen beispielsweise Ärzte aus Kuba ein und kamen zu Hilfe. Das Land hat mit Epidemien große Erfahrung, wie beispielsweise Ebola. Dringend benötigtes Sanitätsmaterial kam aus Russland, aus China etc. Die Wachstumskurven beginnen abzuflachen und die Tests werden intensiv weiter durchgeführt (bisher über 1,2 Millionen).

4. FRANKREICH

Die Grande Nation wurde zwar später als Italien getroffen, holt aber auf und ist nun auf den vierten Rang nach vor gerückt. Macron bezeichnete diese Pandemie als Krieg. Inzwischen sind 147.969 Menschen infiziert und 18.681 Tote zu beklagen. Auch hier sind die Tests eine große Herausforderung, wo bisher lediglich knapp über 400.000 durchgeführt wurden. Er verkündete gestern, dass die EU vor dem Augenblick der Wahrheit stehe und am Mangel an Solidarität zersplittern könnte.

5. DEUTSCHLAND

Deutschland hat diese erste Welle vergleichsweise gut gemeistert, obwohl die Fallzahl 137.882 beträgt, jedoch lediglich 38 Prozent aktiv sind.  Die Zuwachsrate liegt in der Zwischenzeit bei lediglich 2,6 Prozent. Die Verdoppelungszeit der Fallzahlen hat sich seit dem 8. März 2020 von 2,3 Tagen sukzessive auf 27,5 Tagen erhöht, wodurch das Gesundheitssystem nicht kollabiert.

Daher ergibt sich auch die im internationalen Vergleich geringe Sterberate. Derzeit sind 4.101 Tote registriert. Deutschland hat nach der Schweiz die meisten Tests pro 1 Million Einwohner durchgeführt. Die Letalität liegt bei nur 5 Prozent mit lediglich 4.352 Toten, weniger als ein Viertel der Zahl Frankreichs bei annähernd gleich vielen Fällen.

6. GROSSBRITANNIEN

Das Vereinte Königreich setzte anfänglich auf die Herdenimmunität, doch die rasanten steigenden Fallzahlen und Sterberaten zwangen zum Umdenken. Offiziell beklagt Großbritannien 14576 Tote, doch zählt nur jene in Krankenhäusern verstorbenen. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen, da die sprunghafte Zahl der Toten in Seniorenheimen nicht beinhaltet ist. Da extrem wenige Tests bisher durchgeführt wurden  (nur 6.467 pro eine Million Einwohner) sind die bisherigen Zahlen wenig aussagekräftig.

17. ÖSTERREICH

Die Österreicher sind mit dem Krisenmanagement höchst zufrieden und hat bereits erste Schritte für Lockerungsmaßnahmen implementiert. Schrittweise wird das Land in ‚neue Normalität’ geführt. Mit intensivem Fallverfolgung, klaren und abgestimmten Informationen an die Bevölkerung habe das Alpenland vorbildlich gearbeitet. Bisher gibt es lediglich 14.595 Fälle und 431 Tote und nurmehr 31 Prozent der COVID-19 Erkrankten sind aktiv. Österreich hat, ebenso wie Deutschland, vergleichsweise hohe Kapazitäten im Gesundheitssystem einschließlich dem intensivmedizinischen Bereich (Rang 3 europaweit).

Singapur - die zweite Welle des Coronavirus

Singapur galt im harten Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus und mit einer höchst disziplinierten Bevölkerung als Musternation.

Am 9. April sah die Situation anders aus. Nachdem man die Fallzahlen in den Griff bekommen hatte kam es zu einem neuerlichen dramatischen Anstieg und zwar in einem von 20.000 ausländischen Arbeitern besiedelten Gebiet. Die Immigranten müssen unisono in Quarantäne bleiben. Wer sich dort nicht an die Ausgangsbestimmungen hält muss nicht nur mit 7.000 Dollar Strafe rechnen sondern auch bis zu einem halben Jahr Gefängnis.

Julija Major