Ausgabe Nr.
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J M upload 02.08.2018, Viva Edition 23 | Print article

Freiheit auf Rädern - Senioren müssen umdenken für ihre Unabhängigkeit

Wenn die eigene Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, dann leidet oft auch die Lebensqualität darunter. Vor allem die individuelle Freiheit wird belastet vom Gefühl der Abhängigkeit von anderen. In diesem Zusammenhang ist bedauerlicherweise das Wort „Behinderung“ nach wie vor negativ besetzt, da manche „gesunde“ Menschen vorurteilsbehaftet sind und eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit mit einer mentalen Behinderung gleich setzen. Es erübrigt sich eigentlich zu erwähnen, dass dies natürlich keineswegs der Fall ist. Als ich vor mehr als einem Jahrzehnt das erste Mal in Florida war, da viel mir auf, dass die Amerikaner uns weit voraus sind, was barrierefreie Bauweise betrifft. Es gibt kaum ein Hotel oder eine „Shopping Mall“ (Einkaufszentrum), das nicht stufenlose Zugänge für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit bietet. Das trifft auch auf die öffentlichen Gebäude sowie alle Vergnügungszentren zu wie z. B. die (unvergesslichen) Universal Studios. Hunderte von sogenannten „Wheel Chairs“ stehen in Reih und Glied neben den Eingängen und warten auf ihren Einsatz. Es ist selbstverständlich, dass niemand nur aufgrund seiner persönlichen physischen Umstände ausgeschlossen wird. Wo genau die Ursachen dafür liegen, wäre eine reine Spekulation. So könnten die vielen gehandicapten Veteranen des leidvollen Vietnam-Kriegs ein Mitauslöser für diesen Bewusstseinsprozess gewesen sein.

Selbstverständnis der Briten und Amerikaner: Vorbild für die Deutschen?

Langsam ist auch auf den Kanaren ein Umdenkprozess zu erkennen, der sich in der Bauweise neuer Gebäude widerspiegelt. Ein Mensch, der schon seit neun Jahren auf Gran Canaria in Bereich von „Mobilitätsdienstleistungen“ tätig ist, ist Maik Jänke, den wir besuchten. In diesem Bereich begonnen hat Maik schon vor vielen Jahren, als er als qualifizierter und zertifizierter Servicebeauftragter für die Wartung der Geräte der großen Walmart-Kette zuständig war.

Es lag auf der Hand, dass er nach seinem Umzug auf die Kanaren auch hier in diesem Sektor tätig wurde. In den neun Jahren, die er auf Gran Canaria lebt, hat Maik sich einen ausgezeichneten Ruf in diesem Bereich aufgebaut und das Angebot sukzessive erweitert. Die Hauptaktivität liegt in der Vermietung von Rollstühlen und Elektromobilen in allen Varianten. Letztere boomen in den letzten Jahren vor allem bei den Briten. Deutsche haben oftmals noch eine Hemmschwelle und Aussagen wie „Wie sieht das denn aus“ oder „Die anderen Denken, dass ich behindert bin“, hört er nicht selten. Maik setzt fort „Ja, manche müssen sich erst zwei Mal die Hüfte brechen, bevor sie darüber nachdenken Gehhilfen in Anspruch zu nehmen. Die Briten sehen diese, ähnlich wie die Amerikaner, mit einer ganz anderen Selbstverständlichkeit an. Es käme ihnen nicht in den Sinn ein Behelfswerkzeug nicht in Anspruch zu nehmen, nur aus dem Grund heraus, was andere wohl über einen denken“.

Umdenkprozess hat begonnen

Doch schön langsam beobachtet auch er einen langsamen Umdenkprozess gerade auch bei seinen deutschen Landsleuten. Viele haben begriffen, dass sie sich dadurch „Freiheit auf Rädern“ mieten können, wie es auch in seinem Firmenslogan heisst.

Alternative: mieten

Nachdem viele Fluglinien die Gewichtsgrenzen immer weiter nach unten setzen oder unachtsam mit den kostspieligen Geräten umgehen, entscheiden sich immer mehr dafür, sich das passende Equipment vor Ort zu mieten. Auf den Flughäfen funktioniert die Begleitung von Personen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit inzwischen ausgezeichnet. Maik bietet gerne seinen Transferdienst an und holt die Reisenden am Flughafen ab bzw. bringt sie wieder hin. Inzwischen organisiert er sogar Ausflüge.

Sicher und leicht zu bedienen

Ebenso bewährt sich die überaus einfache Bedienung und der Komfort. Man sitzt gemütlich wie auf einem gut gespolsterten Sitz mit Lehne. Die Bedienung ist mehr als einfach. Gas geben und Lenken, nicht einmal Bremsen ist erforderlich. Es bleibt automatisch stehen, sobald man die Hand vom Gashebel nimmt. Wir haben es gründlich getestet. Die Elektromobile fahren im Schritttempo mit etwa sechs  km/h) gemütlich vor sich hin. Das schöne ist, dass sie auch nicht zurückrollen, kommt man beispielsweise bergauf zum Stehen. 

Sein Angebot ist sehr vielseitig. So gibt es Gehhilfen und verschiedene Rollstuhl-Ausführungen. Schwerere und leichtere und auch jene, mit denen man auf den Strand und vor allem auch im Meer baden kann. Ja, denn auch Menschen mit eingeschränkter Bewegung würden es genießen, sich  an heißen Tagen eine Abkühlung im Meer zu gönnen. Diese sogenannten „Strandrollstühle“ kosten nur 9 Euro am Tag. Es gibt noch unzählige Behelfsmittel, die das Leben der betroffenen erleichtern wie z. B. Dusch- oder Toilettenstühle. Denn es ist für niemanden ein angenehmes Gefühl von anderen abhängig zu sein und schon gar nicht bei der täglichen Körperpflege. Oft weiß man gar nicht welche Möglichkeiten vorhanden sind. Vielleicht bietet Maik auch für Sie oder ihre Familienangehörigen das eine odere andere Tool an, damit sie auch ihren Urlaub hier genießen oder Sie besuchen können.        jm

Kontakt:

Maik Jänke Mobilitätsservice
35109 El Salobre, Gran Canaria
Tel.: +34 663 295 903
Email: info@mobilitaetsservice.com
www.mobilitaetsservice.com