Ausgabe Nr.
Ausgabe Nr.
J M upload 02.08.2022, Viva Edition 190 | Print article

Höhlenfieber in Artenara, Höchstes Bergdorf ehrt seine Virgen de la Cuevita

Einen spektakulären Ausblick in jede Richtung bietet sich im höchsten Bergdorf auf Gran Canaria. Die Rede ist von Artenara, dem Hauptstädtchen des gleichnamigen Gemeindegebiets. Weil die Gegend so abgeschieden ist, plagt die Verwaltung eine sukzessive Abwanderung. Inzwischen zählt Artenara nur noch  knapp 1.100 EinwohnerInnen. Doch das tut dem pittoresken Charme keinen Abbruch. Au contraire - Klein, aber fein heißt die Devise.

Am Dach der Insel

Artenara kann man von verschiedenen Richtungen aus erreichen, sei es über die GC-210 von La Aldea de San Nicolás, über die GC-210 von Tejeda aus (7 km) oder über die Hauptzufahrt von Valleseco über die GC-21.

Die Sommermonate sind trocken, doch der Regenmangel taucht die Natur im Landesinneren in ein ockerfarbenes Kleid (siehe Foto oben). Umgeben von majestätischen Berghängen erscheint hier oben der Horizont unendlich zu sein und zu jeder Tages- und Witterungszeit zeigt uns die Natur ein anderes Gesicht. Die zerklüfteten Falten und Furchen der Gesteinsmassive legen Zeugnis von der dramatischen Entstehungsgeschichte als Folge von Vulkanausbrüchen ab. Vis a Vis grüßen die ‚heiligen Felsen‘ , wie z. B. der Roque Nublo (siehe Panoramafoto oben li.) der Roque Bentayga (Mitte) und dahinter sogar schemenhaft der Teide auf der Nachbarinsel Teneriffa.

Der renommierte kanarische Philosoph und Dichter Miguel de Unamuno (1864 - 1936) war ebenfalls beindruckt und beschrieb seinen Eindruck während seines Besuchs im Jahr 1910 mit den  Worten „versteinertes Gewitter“ und diese gingen in die Annalen ein.

Schau genau ... Kunst trifft auf ‚Miradores‘

Dieses abgelegene Juwel im Inselinneren bietet einige Highlights, die einen Besuch wert sind. Neben der sensationellen Aussicht sind es die vielen Miradores mit den kunstvoll gestalteten Skulpturen. Einige davon wollen wir vorstellen:

Monument „Corazón de Jesús“

Zwar nicht so groß wie jene in Rio de Janeiro, aber auch sehr schön anzusehen. Eine bezaubernde Aura versprüht die Jesusfigur „Sagrado Corazón de Jesús“, die auf dem Montaña de la Cilla installiert wurde. Sie kann auf der rechten Seite des Restaurants La Cilla über einige wenige Steinstufen erreicht werden. Dort werden Sie ebenfalls mit fantastischen Ausblicken belohnt und als Bonus gibt es interessante und schöne Fotomotive. Die Skulptur stammt von dem Bildhauer José Luis Marrero aus dem Jahr 1996.

Miguel de Unamuno

Der kanarische Bildhauer Manolo González schuf lebensgroße Bronzeskulptur des Philosophen Unamuno, die auf dem Weg in Richtung Höhlenmuseum installiert ist und diesen Blick auf dieses ‚versteinerte Gewitter‘ frei gibt.

Skulptur Faro de Los Alisios

Vom historischen Ortskern führt ein 250 Meter langer Weg zu einem der Miradores mit dem Blick auf die Vulkankrater und Schluchten von Artenara: „Faro de los Alisios“ heißt die neun Meter hohe Eisenskulptur, die diese Aussichtsplattform schmückt. Sie wurde vom Bildhauer und Kunstprofessor Emilio Padrón Miranda (1917 - 1992) erschaffen. Das Kunstwerk stammt aus der Stiftung von Luján Pérez und ist ein Geschenk an die Bewohner von Artenara.

Höhlenwohnungen: ewig ideales Raumklima

Eine weitere Besonderheit sind die bewohnten Höhlen, die auch für Gewerbezwecke genutzt werden, wie beispielsweise als Restaurant. Knapp 17 Prozent der BewohnerInnen sollen laut offiziellen Angaben in Artenara in solchen Casas Cuevas leben.

Allerdings tun sie dies nicht als Eremiten, sondern verfügen über alle Annehmlichkeiten der heutigen Zivilisation. Vor dem Eingang der Höhlen wurden Anbauten gemacht, wo sich meistens die Küche und Nassräume befinden. Selbstverständlich sind Strom- und Wasserleitungen installiert und die Häuser sind an das örtliche Kanalisationsnetz angeschlossen. Nur die Schlaf- und Wohnzimmer bleiben authentisch, denn die beruhigende und Sicherheit spendende Atmosphäre sorgt für Wohlgefühl. Ein weiterer, nicht unwichtiger, Grund ist das ganzjährig angenehme Raumklima zwischen 18 und 25 °C.

Das wussten auch die AltkanarierInnen zu schätzen, die in Höhlen Schutz im Sommer und Winter suchten und fanden. Wer sich einen Eindruck dieses Lebensgefühls verschaffen möchte, kann dies am Besten im Höhlenmuseum unweit der Kirche San Mattías tun.

Brauchtum im August: Die Höhlenjungfrau ...

Es liegt Nahe, dass die Insulaner ihrer „Virgen de la Cuevita“ ein Volksfest widmen. Dieses wurde in Artenara erstmals 1912 zelebriert und seitdem ist es im August nicht wegzudenken.

Die Höhlenjungfrau, Vermittlerin zwischen Himmel und Erde sowie Schutzheilige der Folkloregruppen und Radsportler, steht im August im Mittelpunkt der Feierlichkeiten von Artenara.

Die etwa 80 Zentimeter hohe Holzfigur der Jungfrau mit dem Jesuskind im Arm thront in einer aus Tuff-Gestein geschlagenen Höhlenkapelle (Santurario de la Cuevita). Ansonsten gibt es nur noch ein Taufbecken, einen Beichtstuhl und einen Mini-Altar und mutet somit eher bescheiden an. Diese Cuevita befindet sich knapp einen Kilometer außerhalb des Ortskerns. Doch während der Fiesta verlässt sie ihren Stammplatz und wird für die Feiertage in die Kirche San Mattías verlegt.

Geöffnet: Höhlenkapelle Ermita in Artenara de Arriba - Besuchszeiten: Mo. bis So. von 9.00 bis 19.00 Uhr

Das Programm lag bei Redaktionsschluss nicht vor, wird ggfs. auf unserer Webseite ergänzt.

(www.viva-canarias.es)