Ausgabe Nr.
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J M upload 01.09.2023, Viva Edition 203 | Print article

Käseland in Feierlaune: Santa María de Guía und die Fiestas de las Marías 2023

Historische Alstadt von Santa María de Guía, Denkmalschutz 

Muscheln, Tambores, Zweige, herrliche kanarische Trachten und jede Menge gute Laune dürfen wir uns im beschaulichen Santa María de Guía erwarten. Das dörfliche Hauptstädtchen dieser kleinen Gemeinde ist trotzdem über seinen Grenzen hinweg bekannt. Dafür ist vor allem der ursprungsgeschützte und international vielfach prämierte Blütenkäse (Queso de flor de Guía) verantwortlich, der hier nach traditioneller Methode von Hand produziert wird, wie bereits vor 500 Jahren. Ihm widmen die Einwohner jedes Jahr im April und Mai ein eigenes Volksfest.

Wenn Sie die Stadt einmal besuchen, auch fernab des Volksfests, dann sollten Sie durch die neu renovierten Plätze und Straßen der Altstadt schlendern, die aufgrund der vielen, in typisch kanarischer Architektur, gestalteten historischen Gebäuden zum Kulturgut deklariert wurde. Während der Pandemie wurden die Kopfsteinpflaster rund um die Kirche (Plaza Grande) renoviert und damit besteht keine Unfallgefahr.

Sakralkünstler

Auf eine Persönlichkeit sind die „galdenser“ besonders stolz und zwar auf José Luján Pérez, der dort geboren wurde. Zweifelsohne kann behauptet werden, dass er der bedeutendste Künstler von Sakralkunst war. Zeit Lebens erschuf er extrem viele Heiligenfiguren, von denen sich 143 in Kirchen auf Gran Canaria befinden und weitere 43 auf Teneriffa. Zu seinen berühmtesten Werken zählen „Gekreuzigter Jesus“, „San Juan Evangelista“ (Johannes der Täufer) sowie „Virgen Dolorosa“ (Jungfrau des Schmerzes). Es liegt naheliegend, dass auch in seiner Heimatgemeinde einige seiner Heiligenfiguren ihren Stammsitz haben.

Bekannt ist die Gemeinde auch für die hohe Handwerkskunst der kanarischen Messer (Cuchillo canario), die seit Generationen erstellt werden und heutzutage eher dekorativen Charakter haben - wenngleich sie früher als wichtiges Werkzeug der Landwirte niemals fehlen durften.

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Santa María de Guía die Hochburg für ein weiteres kanarisches Brauchtum ist und zwar die Pappmaschefiguren (Papahüevos), die überlebensgroß bei den Romerías zwischen den Teilnehmern tänzeln.

Marienverehrung par excellence

Im September steht wohl das wichtigste und älteste Volksfest der Bevölkerung an, dessen Ursprung auf das Jahr 1811 datiert und inzwischen zum Fest von regionalem kulturellem Interesse deklariert wurde. Der Legende nach bedrohte eine schier schreckliche Heuschreckenplage die Ernte der Bauern - zum Verzweifeln! Die Einwohner von Los Altos, Barranco del Pinar, Piedra Molino, Junquillo y Verdejo etc. taten sich in ihrer Verzweiflung zusammen und begaben sich auf den Berg von Vergara, um die Jungfrau um Hilfe anzuflehen - auf Knien weinend.

Und tatsächlich erhörte sie die Gottesmutter und sendete einen extremen Wolkenschauer und vertrieb die gefräßigen ‚Hüpfer‘ auf wundersame Weise. Aus Dankbarkeit versprachen sie der Schutzheiligen jedes Jahr ihr Ehre zu erweisen. Und aus diesem Volksversprechen entstanden die auch heute innbrünstig zelebrierten „Fiestas de las Marías“.

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Siehe auch Käsefest in Santa Maria de Guia im April 2019