Ausgabe Nr.
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J M upload 26.08.2016, Viva Edition 103 | Print article

Abenteuer 'light' mit dem Kajak

Kajak-Tour mit Climbo: Möchten Sie nicht auch manchmal von ihren eingefahrenen Routinen abgehen und Neues erleben? Haben wir nicht alle dann und wann ein wenig Lust auf ein kleines Abenteuer? Dieses Mal haben wir keinen gewöhnlichen Ausflug vor. Dazu wählten wir die Outdoor Profis auf Gran Canaria, die von den beiden professionellen und ambitionierten Jungunternehmern Carlos und Guillermo geleitet werden. Sie besuchen uns in der Redaktion zur Abstimmung und übergeben uns einen dicken Schmöker. Es ist ein höchst professionell erstelltes Buch für „Outdoor Aktivitäten auf Gran Canaria“, intelligent aufbereitet, gut erklärt und bebildert. Climbo hat dies alleine erstellt und all ihre Touren sind von der Tourismusabteilung der Inselregierung von Gran Canaria abgesegnet - beruhigend wie ich meine und es bestätigt, dass wir die richtige Wahl der Partner gefällt haben.

Die Wahl der richtigen Outdoor Action

Manche Aktivitäten sind zu extrem, den mein ‚Ich bin ein kleiner Feigling Faktor‘ muss auch noch berücksichtigt werden. Andere passen aufgrund der Jahreszeit nicht, wie z. B. Canyoning, das im Winter angeboten wird. Nachdem es derzeit sehr warm ist erscheint etwas, das mit Wasser zu tun hat, genau richtig. Carlos und Guillermo schlagen die perfekte Tour vor, die dazu noch einen Adrenalin-Kick beinhaltet. Entdeckungstour, Adrenalinkick inklusive...

Die Wahl fiel auf eine Wassertour „Kajak – Seilrutsche - Schnorcheln“ und wir fixierten als Termin den 8. August um 10.00 Uhr. Dass ausgerechnet ich diejenige sein sollte, die für den Extra-Kick sorgen wird und so einen ungewollt hohen Schub an Adrenalin verantwortlich war und dadurch den Schwierigkeitsgrad von leicht auf mittel verschob, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht wissen. Ich rief also meine Freundin Belinda an, die sogleich zusagte und auch gleich mit ihrem zwölfjährigen Sohn Sam-Joel. Super, jetzt kann es losgehen.

Aufbruch in ein neues Abenteuer

Ich holte zuerst Eric ab, unseren Fotografen, und kam leider zu spät. Natürlich hatte ich noch etwas wichtiges im Büro vergessen und musste wieder hin, dann noch tanken und bis ich Belinda und Sam-Joel im Auto hatte war die Verspätung eigentlich auf ein zeitlich nicht zu tolerierendes Maß ausgeufert. Wir parkten das Auto in einem Parkhaus in Mogán und begaben und beinahe im Laufschritt in Richtung des Fischerhafens. Dass man uns trotzdem überaus freundlich begrüßte und alle entspannt waren, überraschte mich zugegebenermaßen (Murpheys Law schlug an diesem Tag mit voller Wucht zu).

Zuerst die Theorie

Wir trugen unsere Namen und Kontaktdaten in eine Liste ein. Insgesamt waren wir 21 wobei vier Instruktoren von Climbo dabei waren, wie z. B. der Franzose Flo, ein ausgesprochen erfahrener Kajak-Guide. Er erklärte uns ein paar Besonderheiten beim Kajak, wie man das Paddel hielt und damit paddelte. Unser Ausflug erfolgte im sogenannten Zweierkajak. Der Vordermann war der „Motor“ und die hintere Person gab die Richtung an. Dies geschah, je nachdem wie man das Paddel im Wasser eintauchte.

Wir wurden jeweils zu zweit einem Kanu zugewiesen. Danach zogen wir eine Schwimmweste an. Wir nahmen uns einen wasserfesten Beutel für unsere persönlichen Gegenstände. Es gab sogar einen kleinen Snack und ein Getränk. Dieser war natürlich nicht zum Tauchen geeignet, sollte sich aber für eine Kajakfahrt super bewähren. Ich hatte mir extra eine wasserfeste Hülle für mein iPhone besorgt und natürlich eine entsprechende wasserfeste Tasche für die Kamera. Eric war trotzdem auffällig nervös. Beinahe wollte er sie gar nicht mitzunehmen und ‚nur‘ mit der GoPro zu fotografieren. Schließlich sprang er über seinen Schatten, prüfte aber zehn Mal ob die Tasche am Kajak gut gesichert ist. Wir tratschten und trödelten und mit eineinhalb Stunden ging es endlich los.

Nun geht es los

Wir watschelten diese Rampe mit unserem Kajak runter, bis wir etwa Knietief im Wasser standen. Zuerst stieg eine Person, mit dem Hinterteil voran und dann die Beine einziehen, und danach die Zweite. So ist es am sichersten, um nicht zu kentern.

Schließlich paddelten wir los und ich, hinten sitzend, versuchte im Rhythmus des Vordermanns die Behelfe ins Wasser zu tauchen. Und so schwebte das Kanu sanft auf dem Wasser den Hafen hinaus und je weiter wir aus Mogán kamen, desto höher wurden die Wellen. Mich überkam ein mulmiges Gefühl und natürlich wollte ich mir das nicht anmerken lassen, zumal alle anderen laut lachend sich unterhielten miteinander und mit den anderen Kajakteams. Irgendwie machten wir was falsche, denn mir kam vor, dass sich die anderen viel schneller fortbewegten. Sie waren aber alle Baugleich, ebenso die Paddel. Es musste also an der Technik liegen, doch das erfuhr ich erst auf unserer Rückfahrt - dazu später.

Die Gruppe mit den leuchtend gelben Kajaks war wie ein Schwarm auf dem Meer unterwegs und hin und wieder kam es fast zu Kollisionen, die wir mit unseren Paddeln abwehrten. Man muss berücksichtigen, dass es zwischen dem angepeilten Richtungswechsel und dem tatsächlichen eine kleine Zeitverzögerung gab. Es war gar nicht so einfach, eine optimale Linie zu halten. Bei mir machten sich schön langsam die Muskeln bemerkbar und ich eingestehen, dass die anderen einfach fit sind. Ich war einen (ehrlicherweise) neidvollen Blick zu Sam-Joel, unserem 12-jährigen jüngsten Teilnehmer. Er saß zwischen zwei Guides und musste nicht paddeln. Sie passten auf ihn auf, wie auf ein rohes Ei.

Es war eine ungewöhnliche Perspektive und die Passagiere auf den vorbeifahrenden Schiffen oder Booten warfen uns neugierige Blicke zu und viele von ihnen winkten uns. Es war ansteckend. Die Felswände ragten fast senkrecht in die Höhe und die Wellen auf dem Meer schienen immer stärker und größer zu werden. Inzwischen war ich zwar patschnass aber nicht gekentert.

Ambivalente Liebe: Die Felswand und ich 

An einer Stelle forderte uns Flo auf zu warten. Daraufhin begaben sich zwei Instruktoren in Richtung einer Höhle. Nach einigen Minuten kamen sie zurück und informierten uns, dass der Wellengang zu hoch sei, um hinein zu paddeln. Das entschieden Sie immer vor Ort und unter Berücksichtigung der jeweiligen Gegebenheiten (Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich sendete ein Dankgebet gen Himmel). Allerdings hatte ich mich zu früh gefreut, denn keine zwanzig Minuten später bat man uns wieder auf einer Position zu warten.

Die Guides paddelten zu einer riesigen fast senkrechten Felswand, sprangen davor ins Wasser und zogen das Kajak auf einen kleinen Vorsprung. Ich traute meinen Augen nicht und fragte mich, was sie dort wohl machen. Es dauerte einige Momente bis ich realisierte, dass ein Kajak um das andere den Aufforderungen der Instruktoren folgte und es ihnen gleich tat. Die anderen taten es mit einem gewissen Maß an Coolness und Souveränität nach, als ob es das normalste der Welt sei. Nicht einmal unser Sam-Joel fand daran etwas außergewöhnliches – ich schon.

Der Ehrlichkeit halber muss ich wieder auf den ‚Angsthase‘ Faktor hinweisen, denn in ungestüme See zu springen (so kam es mir vor) war für mich schon eine große Herausforderung. Schon beim Gedanken diesen Felsen hochzuklettern trocknete mein Mund aus. Irgendwann waren alle dort und so fassten wir uns ein Herz. Eric war ums seine Ausrüstung in Panik, ich um mein Leben. Die Gischt peitschte mit lautem Getöse auf das Wasser und zog sich elegant wieder zurück. Auf ein Signal von Flo sprang ich schließlich und versuchte mich zu halten, doch ich konnte keinen Halt finden. Drei mal versuchte die Macht des Meeres mich wieder mit sich zu ziehen. Ich rutschte auf dem Felsen dauernd ab und hatte keine Kraft mehr in meinen Armen. Drei starke Männer und eine gefühlte Ewigkeit später war auch die Major endlich auf diesem Plateau, durchnässt, aber glücklich. Alle lachten, als sie meine Blink-Blink Flip Flops sahen und da dämmerte es mir, dass ich das falsche Schuhwerk anhatte. Alle anderen hatten so eine Art Gummischuh mit Grip. Klar, dass es für sie alle ein Leichtes war auf dem Felsen eine Bodenhaftung zu haben. Meine Knie und Hände waren aufgeschürft (jetzt gesellt sich auch noch die Mitleidsnummer in mein Angsthasengetue).

MONTAGE DER WASSERSEILRUTSCHE

Wieder waren die Instruktoren emsig am werken und kletterten eine Wand hoch, gesichert mit Haken und Seilen und natürlich mit Schutzhelm. Sie bereiteten alles für die Wasserseilrutsche vor und testeten diese aus. Schon stand der erste Teilnehmer Schlange und hantelte sich an den Sicherheitshaken hoch, drehte sich um und rutschte das Seil entlang hinunter bis er sich ins Nass fallen ließ. Die anderen taten es ihm nach und ich beobachtete diese Szenerie mit sehr gemischten Gefühlen. Beim Gedanken ich müsse nochmals diesen Felsen hoch krabbeln kam schier Entsetzen auf. Ich ließ diesen Teil der Tour aus (und bitte die Leser um Nachsicht). Aus meinen Beobachtungen heraus muss es aber einen gewissen Funfaktor gegeben haben, denn jeder Einzelne kam mit strahlenden Augen und einem breiten Grinsen im Gesicht wieder auf das Plateau.

Zwischendurch peitschte immer wieder eine riesige Welle auf den Felsvorsprung. Carlo erklärte mir, dass an diesem Tag der Wellengang höher sei und da wir viel zu spät aufgebrochen sind, sind wir zu einem Gezeitenmäßig betrachtet ungünstigen Moment hier. Ich hielt jetzt lieber meinen Mund, hatte ich doch diese große Verzögerung verursacht. Außerdem würden Sie niemals diese Tour machen, wenn ein Risiko bestehen würde und das ist die Leicht/Mittel-Kategorie. Ich hatte einfach mit meinem falschen Outfit ein wenig Pech.

NÄCHSTER STOPP: CHILLEN & SCHNORCHELN

Es ging aber weiter, denn ich fragte mich die ganze Zeit wie wir denn wieder in das Kajak gelangen. Als ob man meine Fragen lesen kann begannen die Instruktoren schön langsam die Seilrutsche wieder zu demontieren, das Equipment zu verladen und peu a peu die Wasserfahrzeuge ins bewegende Meer zu schieben. Dann sprangen sie einfach in die Wellen des Meeres, schwammen einige Meter und krabbelten auf das Kajak, dass in sicherer Entfernung der Felsen im Meer parkte und auf seine ‚Besitzer‘ wartete. Das sieht leicht aus. Ich musste all meinen Mut zusammennehmen, um in dieses wilde Wasser zu springen und schwamm und schwamm und hatte das Gefühl, dass mich erstens alle ansehen und zweitens, dass ich mich nicht vom Fleck bewegte. Dem war aber scheinbar nicht so, denn irgendwann war auch ich endlich bei meinem Kajak, überglücklich. Irgendwie schaffte ich es auch hineinzugeraten (das war Millimeterarbeit).

Die Gruppe war nun komplett und die Sonne sorgte für eine herrliche Urlaubsatmosphäre. Wir paddelten wieder und bewegten uns weiter entlang der Küste bis wir an einer kleinen verlassenen romantischen Bucht mit schönem feinen Sand ankamen. Hier parkten wir abermals und machten eine Pause. Manche schwammen zum Strand, andere schnorchelten und erkundeten die Unterwasserwelt. Ich blieb auf meinem Kajak und beobachtete die Szenerie, stolz und überglücklich über meinen persönlichen Schatten gesprungen zu sein.

Nach etwa einer halben Stunde oder Stunde (das Zeitgefühl war längst verloren gegangen) machten wir uns auf den Rückweg.

Im Gleichklang versuchte ich höchst konzentriert meine Paddelbewegungen zeitgleich mit meinem Vordermann ins Wasser zu setzen und es gelang dieses Mal sehr gut. Das Kajak bewegte sich schneller und es entstand mit den anderen Teilnehmern eine Art unausgesprochener Wettkampf. Meine körperliche Fitness hat sich in den letzten Stunden nicht erhöht und ich spürte das Stechen in meinen Oberarmen. Alle anderen bewegten sich mit Leichtigkeit sowie einem Lächeln mit ihren Kajaks fort und hatten sogar noch die Energie für angeregte Konversationen. Spüren die nichts? Ich muss ins Fitnessstudio beschloss ich, hielt aber meinen Mund und biss die Zähne zusammen.

Endlich sah ich den heiß ersehnten kleinen Hafen von Mogán. Wir paddelten vorbei an neugierigen Urlaubern, die den schönen Strand genossen und mit jeder (schmerzenden) Paddelbewegung stellte sich auch bei mir ein immer größeres Gefühl der Freude ein. Erstens, dass ich es bald geschafft habe und zweitens, dass ich über meine persönlichen Grenzen an diesem Tag gegangen bin.

Lockerungsübungen zum Abschluss

Angekommen übergaben wir unsere Kajaks den Guides. Jeder der Gruppe hatte ein Strahlen in den Augen und ein breites Lächeln. Sogar Sam-Joel war begeistert. Er bereute nur, dass er zu klein war um mit der Seilrutsche ins Wasser springen zu können und daher diesen Punkt der Tour auslassen musste! Zum Abschluss zeigte uns Flo noch einige Entspannungsübungen für den Nacken und die Arme. Denn eins prognostizierte er uns, dass wir nämlich einen Muskelkater haben werden (und er sollte so was von Recht behalten!). Bei mir gesellte sich auch noch ein Sonnenbrand dazu, denn ich hatte zwar meine Sonnencreme mit, aber die war in diesem wasserfesten Beutel. Wenn Sie also diese Tour machen, dann cremen Sie sich am Besten schon davor ein.

FAZIT

Mit einem Kajak zu fahren macht unheimlich viel Spaß und es bieten sich viele interessante Perspektiven auf die Küste. Man sitzt so nah über dem Wasser und erlebt die Natur hautnah. In keinem Augenblick hatte ich den Eindruck, dass die kompetenten Instruktoren nicht wussten, was sie taten. Sicherheit war ihnen überaus wichtig und mit Argusaugen hatten Sie jeden einzelnen Teilnehmer zu jeder Zeit im Blick. Ob Höhlen angefahren werden können etc., dass muss ohnehin immer in Einschätzung von Wellengang und Strömungen beurteilt werden. Es ist auf jeden Fall ein wunderbares Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst. Die vier bis fünf Stunden vergehen wie im Flug und eigentlich kommt mir der Preis von nur 30 Euro sehr günstig vor, bedenkt man wie viel andere Ausflüge kosten.

Während Belinda und ihr Sohn darüber nachdenken, die Tour zu wieder holen, fasse auch ich einen Entschluss. Wenn ich schon unter die Abenteurer gegangen bin und mehr Mut habe, als ich mir zuvor gedacht habe, dann kann ich gleich auch noch eine Klettertour buchen... Das ist eine andere Geschichte...

KONTAKT:

CLIMBO OUTDOOR PROFIS
PREIS: 30 Euro bzw. 25 Euro bei Onlinebuchung.
https://www.climbo.rocks/event/aquatic-day/

Mehr Infos direkt bei Climbo
Email: comercial@climbo.rocks

www.climbo.rocks

Start: 10.00 Uhr in Puerto de Mogán (nur mit Anmeldung)
Dauer: 4 - 5 Stunden
Schwierigkeitsgrad: Mittel (Niveau 1 „Anfänger“ aus Sicht Climbo)
Teilnehmerzahl min.: 15 bis 45 Personen. Die Tour beinhaltet:

- Begleitung durch einen professioneller Reiseführer (Sprachen: Spanisch und Englisch), benötigte Ausrüstung, Lunch Paket (Obst, Schokoriegeln, Kekse, Wasser)

- Absicherung der Routen, Erinnerungsfotos (auf Facebook Fanpage)

Voraussetzungen: Mindestalter 7 Jahre, Minderjährige nur mit Erlaubnis und Begleitung eines Erziehungsberechtigten. Grundfitness sollte vorhanden sein, keine akuten Verletzungen oder Bewegungsbeeinträchtigung.

Nicht geeignet für Schwangere, nicht unter Einfluss von Medikamenten, Alkohol oder Drogen.