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J M upload 31.05.2022, Viva Edition 188 | Print article

Alegranza versinkt im Müll - Auch Kanaren kämpfen mit Ozeanverschmutzung

Schätzungen zufolge gelangen 15 bis 22 Millionen Tonnen (Plastik)Müll jedes Jahr in die Weltmeere, wo sie sich durch die Strömungen zu Müllinseln von gigantischem Ausmaß auftürmen. Einer davon ist der sogenannte Pacific Garbage Patch mit einer Fläche, die der Größe Frankreichs entspricht.3) Wir berichteten mehrfach über die Situation sowie die Versuche die Weltmeere vom Abfall zu befreien (nachzulesen auf unserer Webseite www.viva-canarias.es)

Wir können unsere Augen vor diesem globalen Problem nicht länger verschließen, zumal es immer näher an uns heranrückt. Es betrifft längt nicht ‚nur arme Schwellenländer am Ende der Welt‘. 

Alegranza kämpft mit extremem Müllproblem

Und nun wechseln wir den Schauplatz zur kleinen, wenig bekannten nördlich von La Graciosa1) gelegenen Insel Alegranza, deren Name so viel wie ‚fröhlich‘ bedeutet. Allerdings handelt es sich um ein ‚unfröhliches‘ Thema, denn die Insel versinkt im Müll.

Die im April 2022 veröffentlichte Studie „Marine Pollution Bulletin“4) zeigte ein Besorgnis erregendes Problem auf.

Die Bucht Caleta de Trillo ist zugemüllt (siehe Foto u.). Forscher versuchten dem Ursprung des Mülls auf den Grund zu gehen und unternahmen dazu sechs Fahrten auf die Insel. 321 kg wurden auf einem etwa hundert Meter langen Küstenstreifen eingesammelt, wobei es sich bei 97,7 % um Plastik handelte. Die vielen Schiffen illegal in den Ozeanen entsorgten Paletten waren in dieser Menge nicht eingerechnet. Gesammelt wurden Putzmittel- und Getränkeflaschen, Plastikschraubverschlüsse, Feuerzeuge, Schnüre, Bojen, Verpackungskisten, Fischernetze, Langustenfallen bis hin zu Plastikteilchen.

Die Strömungen im Atlantik treiben unaufhörlich Müll aus dem Atlantik auf die Insel, und das Meer verschlingt eben nicht alles, was in das Wasser gelangt. Forscherin Alicia Herrera-Ulibarri der EOMAR-Gruppe der Universität von Las Palmas de Gran Canaria führte aus, dass sogar Material gefunden wurde, dass 1999 in Massachusetts in den USA etikettiert wurde und somit seit zwei Jahrzehnten im Meer trieb. Keines der gesammelten Stücke stamme demnach von den Kanarischen Inseln, sondern wurde angeschwemmt. 

Der WWF hatte Allegranza schon in den Jahren davor von über eineinhalb Tonnen Plastik gesäubert.

Auch auf den Kanarischen Inseln sehen wir die dramatischen Auswirkungen.2) Wir berichteten beispielsweise 2019 über die Studienergebnisse, von an hiesigen Küsten gefangenen Makrelen, die zu 80 Prozent mit Plastik kontaminiert waren. In ihren Mägen fanden sich Fasern, Fragmente von Fischernetzen und Mikroplastik. Die genauen Auswirkungen der Vermüllung, insbesondere auf die Vogelwelt, wird derzeit untersucht.

Fauna und Flora: Die Tabaibas entwickeln in Gebieten mit starken Winden spektakuläre Formen. In den aufgegebenen Anbauflächen wuchert der Ginster und vor allem eine eingeführte Pflanze: der Bobo oder maurische Tabak (Nicotiana glauca).

Siehe auch Alegranza - das Paradies für Ornithologen und der geschützte Gelbschnabel-Sturmtaucher

Verweise:

1)Viva Canarias Nr. 156 vom 6.10.2019 La Graciosa schläft nicht immer - Trubel beim Schwimmwettbewerb“

2)Viva Canarias Nr. 150 vom 27.3.2019 - Plastikkontamination an Kanarischen Küsten, die Fakten

3)Viva Canarias Nr. 141 vom „Ocean Clean-Up Projekt“

4)Studie der Berufsschule für Fischerei der Kanaren mit Unterstützung der WWR Umweltschutzorganisation vom Oktober 2020

5)Schutzkatalog: Catálogo Español de Especies Amenazadas y en la Directiva 79/409/CEE relativa a la conservación de las aves silvestres.