Ausgabe Nr.
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J M upload 29.03.2023, Viva Edition 198 | Print article

Kunsthandwerker Pablo und sein Papier-Recycling Schmuck in der Villa de Arte Agüimes

Papier, aus Pflanzenfasern der Papyrusstaude verdichtet und getrocknet, ist ein für den Fortschritt der Menschheit wesentlicher Werkstoff. Obwohl heutzutage das ‚papierlose‘ Büro sich mehr und mehr durchsetzt, zumindest in der Theorie, und Smartphones die neuen Fotoalben sind, wird die Verwendung von Papier nicht so bald aufhören. Mit Hand geschriebene Grußkarten, Flyer, Prospekte sowie andere grafische Produkte, Gebrauchsanweisungen, Etiketten, Hygieneartikel, Bücher und nicht zuletzt Magazine werden so bald nicht verschwinden.

Weltweit werden etwa 415 Mio. Tonnen Papier, Karton und Pappe produziert, wobei Deutschland mit 22,1 Mio. Tonnen den vierten Rang einnimmt.

Dem Zeitgeist entsprechend, ökologisch weniger bedenkliche Werkstoffe zu verwenden, liegt Papier im Trend, schon alleine weil es eine saubere Alternative zum Plastikmüll darstellt. Zudem kann durch das Recycling ein geschlossener, funktionierender und Ressourcen schonende Kreislaufwirtschaft betrieben werden. In Deutschland lag beispielsweise die Einsatzquote von Altpapier bei fast 80 Prozent.1)

Pedro‘s Villa de Arte in Agüimes

Papier bietet auch für das Upcycling eine gute Basis, so wie es der Kunsthandwerker Pedro unter dem Markennamen Arbore betreibt. Der „Artesano“, wie die Kunsthandwerker auf den Kanaren bezeichnet werden, ist Mitglied des Kanarischen Verbands FEDAC und stellt kreativen, fröhlichen Modeschmuck aus recyceltem Papier her.

Auf Eigeninitiative und ohne die Unterstützung einer Behörde gründete er im Jahr 2010 die Villa de Arte in Agüimes. Sie soll Artesanos die Möglichkeit bieten, sie als Werkstatt bzw. Atelier zu nutzen. Viele von ihnen mussten bisher am Küchentisch oder in der Garage werken. Hier können sie sich gegenseitig austauschen und Inspirationen oder Meinungen der anderen einholen. Gleichzeitig dient die Villa de Arte als Verkaufs- und Schauraum.

Pedro fand schließlich ein passendes Gebäude inmitten der pittoresken Altstadt von Agüimes. Dezent fügt sich das Zentrum in die Umgebung ein und nur ein charmanter, bunter Schriftzug weist sie aus als „Artesania“ und gibt den Blick frei auf den mit leuchtenden Farben ausgemalten Innenhof. Die ruhige und beschauliche Atmosphäre lädt zum Gustieren ein. Derzeit sind noch ein „Ceramista“ sowie eine Textilkünstlerin fest vertreten.

Pop-Art Papierschmuck

Den Galizier und sein Hündchen trifft man praktisch jederzeit in seinem Villa de Arte Atelier an. Pedro studierte Design am Festland, doch das Klima veranlasste ihn, seinen Lebensmittelpunkt nach Gran Canaria zu verlagern. Er hat sich der Herstellung von Schmuck und Accessoires aus Papier verschrieben, denn er wollte einen natürlichen Werkstoff verarbeiten. Etliche Versuche nach dem Prinzip „Try & Error“ später, hat der Artesano seinen Stil und die beste Art der Herstellung gefunden und erinnert sich an die Anfänge zurück: „Am Anfang hat das Papier das Design vorgegeben und heute kontrolliere ich es.“

Der Autodidakt setzt auf leuchtende Farben mit einem Pop Art Design. Obwohl Papier grundsätzlich leicht zu bearbeiten ist, sind für die Herstellung viele Schritte notwendig. Es muss zuerst aufgelöst und neu eingefärbt werden, in Platten ausgerollt, verklebt, beschnitten, gefeilt und in Form gebracht werden. Es entstehen farbenfrohe, individuelle Schmuckstücke, die zudem auch noch leistbar sind und bei etwa 15 Euro beginnen. Seine Designs sind vor allem bei den Italienern, Franzosen und Deutschen beliebt.

Unser Tipp: Sie können einen Besuch der Villa de Arte ideal mit einer Rundtour durch die Altstadt von Agüimes kombinieren, eine der schönsten auf Gran Canaria. Im sehenswürdigen Geschichtsmuseum2) läuft zudem derzeit eine Sonderausstellung (siehe Bericht im hinteren Teil).

Aktivere Menschen können eine kurze und leichte Archäologiewanderung am Montaña de Agüimes3) unternehmen, wo die berühmte Felsskizze „Hombe de Guayadeque“ am Petroglyphen angebracht ist und wenige hundert Meter davon entfernt die Höhlen Morros de Ávila sind.  JM

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Verweise (siehe www.viva-canarias.es)

1)Verband: Die Papierindustrie

2)Viva Canarias Nr. 102 vom 12.12.2018 „Eintauchen in die Geschichte von Agüimes im ehemaligen Bischofssitz“

3)Viva Canarias Nr. 172 vom 4.2.2021 „Archäologiewanderung: Hombre de Guayadeque und Morros de Ávila am Montaña de Agüimes

4)Viva Canarias Nr. 196 vom 1.2.2023 „Cocodrilo Park Agüimes“