Ausgabe Nr.
Ausgabe Nr.
J M upload 08.10.2023, Viva Edition 83 | Print article

Öko-Anbau: Die größte Biofinca auf Gran Canaria: Zanahoria & Co.

Eine ausgewogene Ernährung fördert das Wohlbefinden, erhält die Gesundheit und beugt Krankheiten vor. Zwei Umstände haben in unserer Wohlstandsgesellschaft jedoch dazu geführt, dass wir uns trotzdem schlecht ernähren. Stress, Zeitnot oder Bequemlichkeit lässt immer mehr Menschen zu Junk food greifen. Das Qualitätsbewusstsein der Konsumenten sinkt nach dem Motto „Geiz ist Geil“. Die Käufer wollen immer weniger Geld für ihre Nahrung ausgeben. Daher unterliegen die Landwirte und Lebensmittelhersteller einem stetig steigenden Preiskampf, um am Markt überhaupt noch bestehen zu können. Ernährung beeinflusst mehr als jeder andere Umweltfaktor...

Sogenannte Nutrigenomiker untersuchen die Wechselwirkungen zwischen Nahrung und Erbgut und sind überzeugt: Die Ernährung beeinflusst den menschlichen Organismus mehr als jeder andere Umweltfaktor! Dass hier besonders Obst und Gemüse ein wichtiger Faktor sind, belegen seit vielen Jahren zahlreiche wissenschaftliche Studien.

Wieso steigt also in den industrialisierten Ländern wie z. B. den USA oder Deutschland der Anteil an chronischen Krankheiten? Man kann schon fast behaupten dass sich diese in den letzten Jahren epidemieartig ausgebreitet haben. Zahlreiche Studien belegen, dass die vermeintlichen gesunden Nahrungsmittel wie z. B. Äpfel, Paprika, Tomaten oder Salate inzwischen zu den Spitzenreitern in Sachen [1] zählen. Sind also Obst und Gemüse keine Gesund- sondern Krankheitmacher?

Giftcocktails: Nahrungsmittel?

Die Organisation Beyond Pesticides setzt sich überhaupt dafür ein, dass Pestizide gänzlich verboten werden und hat eine Datenbank angelegt, wo die durch diese Stoffe verursachten Krankheiten kategorisiert und gesammelt werden. Alzheimer, Diabetes, Parkinson, Asthma, Missbildungen bei Neugeborenen etc, die Liste ist lang.

BIO BOOM

Bio boomt und in den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland bis 2013 mit etwa eine Million Hektar verdreifacht. Nur im Jahr 2014 schrumpfte die Zahl um 1,3 Prozentpunkte. Die Konkurrenz der Billig-Bioware aus dem Ausland macht u. a. den Landwirten zu schaffen sowie die zu geringen EU-Subventionen. Das ging aus einer Analyse des SWR auf Basis der Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hervor. Hier waren es besonders die Anbaufläche im Norden Deutschlands. Weltweit beträgt die ökologisch bewirtschaftete Fläche etwa 43 Millionen Hektar.

Prozentual betrachtet an der jeweils bewirtschafteten Fläche liegt Liechtenstein mit 31 Prozent gefolgt von Österreich mit 19,5 Prozent an oberster Stelle der Länder mit dem höchsten Bio-Anbau.

DIE BIO DIFFAMIERUNG

Billig zu produzieren und diese Waren an den Mann bzw. die Frau zu bringen ist das erklärte Ziel der großen Hersteller und aus diesem Grund versucht man Bio-Lebensmittel zu diffamieren und als „nicht gesünder als „konventionelle“ Lebensmittel darzustellen. Doch die Konsumenten lassen sich nicht alle für dumm verkaufen und immer mehr greifen gezielt nach Bio-Kost.

Biofinca Paco und Rosi (Zanahoria S.L.)

Besuch einer Bio-Finca

Auch in Spanien bzw. auf den Kanaren zeichnet sich in den letzten Jahren ein Trend in Richtung ökologischer Anbau. Wir besuchten die große Bio-Finca auf Gran Canaria: Finca Lomo Espino, eingetragen unter dem Namen La Zanahoria Bioglobal S.L. Vor vier Jahren übernahmen Rosa und ihr Mann Paci das 500.000 Quadratmeter große Land und bewirtschaften es rein ökologisch als Vollerwerbsbiobauern. Doch sie sind keine Neulinge, sondern seit Jahrzehnten fachlich qualifizierte Landwirte mit dem nötigen Know-How was den biologischen Anbau betrifft. Hierzu haben sie nicht nur entsprechende Kurse belegt und sich fortgebildet, sondern inzwischen auch am Feld jede Menge Erfahrungen gesammelt. Inzwischen kaufen fast alle Bio-Läden bei ihnen ein wie z. B. Biosol aus San Fernando. Sie beliefern zudem vegetarische Restaurants und verkaufen auf Wochenmärkten ihre Produkte.

Die Bio-Finca Lomo Espino erreicht man über die Autobahn GC1 und verlässt diese kurz nach dem Flughafen auf Höhe der Abfahrt Nr. 15 und folgt dem Hinweisschild Ojos de Garza. Etwa vier Kilometer auf dieser Straße GC140 folgt man dem Schild in Richtung Telde auf der GC100 und gleich hinter der Ortschaft Lomo Espino liegt die Finca.

Kein Schickimicki sondern harte Arbeit

Die Landwirtschaft ist harte Arbeit, aber um nichts auf der Welt möchte Rosi tauschen. Es sei so erfüllend, egal wie beschwerlich es manchmal ist. Denn die Natur lässt sich nicht beherrschen wenn beispielsweise Hitze- oder Trockenperioden einsetzen. Dann steigt der Wasserbedarf, der für gewöhnlich bei etwa 80 Stunden Wasserspeisung pro Monat liegt (36.000 Liter pro Stunde). Auf der anderen Seite beobachtet man wie die Pflanzen wachsen und wenn sie ihre volle Pracht entfalten, löst das geradezu Glücksgefühle aus. Doch alleine ist diese riesige Fläche nicht zu schaffen. Sie haben natürlich auch einige Helfer, die ihnen zur Hand gehen. Rosi und der ruhige Paco führen uns durch das Areal, auf dem fein säuberlich und in geraden Linien die Pflanzen aus dem Boden sprießen. Dreißig Sorten bauen sie hier an, zumeist Gemüse und auch Kräuter. Damit die Waren so frisch als möglich auf den Wochenmarkt kommen, setzen sie diese eine Woche zeitversetzt ein. So gibt es beispielsweise immer knackfrische Salate und Kräuter.

Paco erklärt uns, was ökologischer Anbau wirklich bedeutet. Sie haben ihre Geheimrezepte für die natürliche Schädlingsbekämpfung, ein Sud aus Zwiebeln, dem Kot von Ziegen etc. Auch beim Düngen haben sie so ihre Methoden und wenn sie selbst nicht genügend auf ihrer Finca Lomo Espino produzieren können, dann kaufen Sie von umgrenzenden Landwirten ein. Chemie kommt auf gar keinen Fall zum Einsatz. Das würde sofort zum Verlust ihres Bio-Zertifikats führen. Diese werden auf den Kanaren nach strengen Auflagen vom ICCA (Instituto Canaria de Calidad Agroalimentaria) vergeben. Das Kanarische Institut für landwirtschaftliche Lebensmittelqualität untersteht der regionalen Regierung.

Dass keine Chemie zum Einsatz kommt wird strengstens alle paar Monate durch staatliche Kontrolleure überprüft. Dabei nehmen diese nicht Proben vom Boden, sondern einen repräsentativen Querschnitt der Produkte, wie ich verwundert zur Kenntnis nehme. Paco erläutert das mit den Worten: „Was im Boden ist, ist auch in der Pflanze.“ Daher untersucht man die Produkte der Öko-Finca.“

Nachhaltige Bildungsarbeit

Manchmal besuchen sie Schulklassen und arbeiten im Rahmen von Workshops mit. Manchmal wird gepflanzt oder gekocht. Dafür haben sie auf der Finca einen Schuppen entsprechend eingerichtet und so lernen die Kinder die Natur kennen und verstehen. Nachhaltige Bildungsarbeit nennt es Rosi. Manchmal wird auch gebastelt und von der Wolle der Ziegen richtige Kunstwerke geschaffen. An ihr ist eine echte Kunsthandwerkerin verloren gegangen (siehe Foto oben).

Ab Hof Verkauf

An Samstagen öffnen sie die Pforten der Finca Lomo Espino für den Ab-Hof Verkauf. Um 8.30 Uhr geht’s los aber da sollte man spätestens da sein, denn wer erst um 10.00 oder 11.00 Uhr auftaucht, der findet höchstwahrscheinlich nichts mehr. Frischer als an diesen Samstagen kann man seine Bioprodukte nicht kaufen, denn diese wurden nur wenige Stunden zuvor geerntet. Wir sahen auch Schilder mit der Aufschrift Bio-Joghurt etc.

Zustellung in den Süden und Norden

Sie sind natürlich an den Bauernmärkten vertreten, liefern aber auch nach telefonischer Bestellung. Dieser „Rearto a domicilio“ ist für den Süden von Gran Canaria immer mittwochs. Pauschal sind dann fünf Euro für die Zustellung zu bezahlen. In den Norden liefern sie dienstags und donnerstags mit 3,50 Euro Zustellgebühr.

Wer Sonderwünsche hat wie z. B. noch nicht ganz reif oder überreif, Größe etc. kann dies am Telefon gerne kundtun. Sie gehen auf jeden Anrufer ein und versuchen ihre Wünsche bestmöglich zu erfüllen (sprechen nur Spanisch).

_________________________________________

Kontakt

Zanahoria Bioglobal S.L - Finca Lomo Espino (Eigentümer: Rosa und Paco), Tel.: 928 230 325

Email: huertasbiopedidodirecto@yahoo.es

Anfahrt: Die Finca erreicht man über die Autobahn GC1 und verlässt diese kurz nach dem Flughafen auf Höhe der Abfahrt Nr. 15 und folgt dem Hinweisschild Ojos de Garza. Etwa vier Kilometer auf dieser Straße GC140 folgt man dem Schild in Richtung Telde auf der GC100 und gleich hinter der Ortschaft Lomo Espino liegt die Finca.

Bioprodukte (Auszug)

• Mittwochs: Zustellung in den Süden, 5 Euro Liefergebühr.
• Dienstag und Donnerstags: Zustellung Norden, 3,50 Euro Liefergebühr.
• Samstags ab 8.30 bis 13.00 Uhr: Ab Hof Verkauf direkt in der Finca Lomo Espino (Achtung: Früh kommen, sonst ist alles ausverkauft.)
• Facebook: La Zanahoria Bioglobal SL (Aktionen und Infos, Wochenangebote)
• Geschäft in Las Palmas in der c/Luis Doreste Silva 89. Geöffnet: Mo. - Fr. von 9.30 bis 20.15 Uhr und Sa. von 10.00 bis 14.00 Uhr.
• Geschäft in c/Galicia 19 in Las Palmas de Gran Canaria. Geöffnet: Mo. bis Fr. von 10.00 bis 20.00 Uhr und samstags von 10.00 bis 14.00 Uhr.
• Markt auf der Finca Alba in der c/Leopoldo Massieu, Lomo Cementerio in Telde (Ab Hof Verkauf). Geöffnet: Samstags von 8.00 bis 12.00 Uhr
• Bauernmarkt in der La Karpa Vecindario (14-tägig), samstags von 8.00 bis 14.00 Uhr (siehe Bauernmärkte)
• Bauernmarkt auf der Finca La Granja del Cabildo de Arucas von 8.00 bis 14.00 Uhr (siehe Bauernmärkte)

Footnotes

  1. ^ Pestizide: Darunter versteht man den Sammelbegriff für chemische Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmittel.