Ausgabe Nr.
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J M upload 02.08.2022, Viva Edition 190 | Print article

Pilgern à la kanarische Art: Romerías

In über einem Dutzend Gemeinden wird auch im August eine Fiesta zelebriert. Die meisten davon sind zu Ehren eines Heiligen und wenn Sie auf Erkundigungstour gehen, dann werden Sie jetzt doppelt belohnt. Sie können nämlich die Einwohner näher kennenlernen. Die Prozession und die Romería ist bei den Volksfesten zwar einer der Höhepunkte, doch viele Gemeinden bieten ein abwechslungsreiches Programm mit Musik, Tanz, Shows etc.

Der religiöse Höhepunkt ist die Prozession, die meist im Anschluss an eine Eucharistiefeier oder Messe beginnt. Dabei werden die Statuen oder Bildnisse der Schutzheiligen durch Straßen getragen. Auch sie sind zu diesem festlichen Anlass reich mit Blumen geschmückt.

Weniger andachtsvoll, dafür mit viel kanarischem Lebensgefühl, geht es beim weltlichen Highlight zu: Die Romería. Diese haben ihren Ursprung im Mittelalter und zwar für die Pilger auf ihrer Reise nach Rom, die neben Jerusalem und Santiago de Compostela die wichtigste Stadt für die Wallfahrer war.

Auf den Kanaren versteht man unter Romería einen Umzug, zu meist zu Fuß. Zu den Teilnehmern, allesamt in ihre schönsten Trachten gekleidet, gesellen sich auch festlich geschmückte Viehwagen.

Wenn die Romeros auch landwirtschaftliche Produkte mitführen, dann werden diese am Zielpunkt in der Kirche abgegeben und von dort in Folge an die Bedürftigen der Gemeinde verteilt werden. In diesem Fall spricht man von der sogenannten Romería Ofrenda (Gabendarbringung).

Die Einheimischen sprechen sich für die Teilnahme an der Romería häufig ab, um in Gruppen zu erscheinen und gemeinsam den Obolus für die Festwagen zu berappen. So haben sie, während des mehrere Stunden andauernden Zugs, auch noch jederzeit eine Stärkung griffbereit. Dabei ist feste wie flüssige Nahrung gemeint, wie z. B. ein leckerer Hauswein oder der beliebte Honigrum (Ron Miel). Aufgrund der Hitze starten viele Romerías erst am späten Nachmittag, dafür dauern sie bis spät in die Nacht.

Zum Abschluss gibt es noch meist eine Kirmes und gegen Mitternacht ein Feuerwerk. Wichtig ist, die gute Laune und dafür sorgen mitunter auch die vielen beschwingten Lieder mit den lustigen Texten. Was die Ziehharmonika bei uns ist die Timple auf den Kanaren. Es ist eine Art Mini-Gitarre, die einen ganz eigentümlichen hellen Ton von sich gibt und auf keinem Volksfest fehlen darf.      jm