Ausgabe Nr.
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J M upload 02.08.2018, Viva Edition 33 | Print article

Presa Canario, Bestie oder best Buddy?

Kraftvoll und stolz präsentiert sich das muskulöse Wappentier von Gran Canaria, der Presa Canario. Von der Kanarenregierung wurde diese Hunderasse im Jahr 1991 zum Natursymbol (Símbolo de la Naturaleza) erklärt. Diese Hunderasse liebt man oder fürchtet man. Für Züchter ist es ein perfekter Wach- und Familienhund, treu ergeben und folgsam. Andere erschaudern schon beim Anblick dieses muskulösen, bis zu 65 Kilogramm schwerem Tier. Als "gefährliche Hunderasse" vielerorts verpönt und beispielsweise in Zürich überhaupt verboten. Wir besuchten einen Züchter auf Gran Canaria.

Ein Blick zurück in die Geschichte

Die Stärke dieser Tiere machten sich die Menschen bereits im Mittelalter zunutze. Als Packer halfen sie Wild zu erlegen, als Treibhund hielten sie die Schafherden in Schach und als Kriegshund reisten die Tiere während der Eroberungsfeldzüge mit den Konquistadoren bis nach Südamerika mit. Aufgrund ihres ausgeprägten Schutzinstinkts, gepaart mit ihrer körperlichen Stärke und dem furchteinflößenden Knurren waren sie bei Feldzügen dabei. 

Im 20. Jahrhundert fristeten die Presa Canarios lange Zeit, mehr schlecht als recht, ein unbeachtetes Dasein, oft an einer Kette gefesselt in abgelegenen Fincas, um Besitzer und Hof zu beschützen - eine lebende Alarmanlage.

Namensstreit – Polemik oder Logik?

Diese molossoiden Hunde sind auf den Kanarischen Inseln schon seit 400 Jahren schriftlich belegt, aber erst seit den 1970-ern werden sie gezielt gezüchtet. Auch außerhalb des Archipels fanden immer mehr Exemplare unter dem Namen „Dogo Canario“ oder „Perro de Presa Canario“ Anhänger. Nach einiger Zeit gab es mehr Züchter in Deutschland als auf den Kanaren. Hier liegt der Bestand bei geschätzten 120 Tieren, wie wir vom Vorsitzenden des Vereins „Club del Perro de Presa Canario de Las Palmas“, Clemente Reyes, erfahren. 

Presa ist nicht 'Dogo'

Im Juli 2011 hat die kanarische Regierung in einer Resolution die Rasse „Dogo Canario“ mit dem Presa Canario gleichgesetzt und damit ihre vorläufige Entscheidung aus dem Jahr 1991 bestätigt. Begründet wurde dies mit dem allgemeinen Sprachgebrauch, in dem die beiden Hunderassen gleichwertig verwendet werden. Die Inselregierung von Gran Canaria sieht das allerdings anders und will dagegen Berufung einlegen. Auch die Hundeclubs und Tierzüchter sind empört. 

Clemente Reyes erklärt uns die wesentlichen Unterschiede dieser beiden Rassen: „Diese sind in der Größe der Tiere zu finden, dem Schleim auf Lippen und Lefzen, dem Brustumfang, dem Gewicht, der Verteilung der weißen Flecken im Fell etc“. Schon 1990 hatte der American Kennel Club (AKC) festgestellt, dass der Rassestandard nicht übereinstimmt.

Wenige Exemplare - große Zukunft

Der Club del Perro de Presa Canario de Las Palmas mit etwa vierzig Mitgliedern hat seinen Sitz in Guía und verfügt über ein Klubhaus in Las Palmas. Zehn davon sind Züchter, die mit großer Sorgfalt die Ursprünglichkeit der Rasse bewahren wollen. Spezialisten untersuchen die Tiere auf körperliche Mängel und Charaktereigenschaften und empfehlen dann, wer mit wem die besten Chancen auf einen guten Nachwuchs hat. 

Doch auch für weniger prachtvolle Rasse-Exemplare wird ein guter Platz gefunden, falls es mal zu einer versehentlichen Fortpflanzung kommen sollte. Unter Umständen nimmt Clemente die Jungtiere im Notfall sogar bei sich auf.

Verein der Hundefreunde Presa Canario

Die Hundefreunde treffen sich zwei Mal wöchentlich zum Training auf einer Finca in Arucas. Neben den klassischen Hundebefehlen (Nein, Komm, Sitz, Platz, Aus, Stopp etc.) werden auch Schutzbefehle trainiert. Die Kommandos werden übrigens auf Deutsch erteilt. Um die Züchtung voranzubringen, gibt es eine DNS-Kontrolle, die über einer DNS-Datenbank in der Universität Las Palmas koordiniert wird. Bei der Pathologie (Lehre und Erforschung der Herkunft sowie Verlauf und Auswirkungen abnormer Einzelphänomene) wird eng mit den Züchtern zusammengearbeitet. Eine erbliche Krankheit, die Hüftdysplasie (displasia de cadera), ist inzwischen beinahe ausgemerzt worden. 

Potentiell gefährliche Hunderasse

Nun folgte ein weiterer Tiefschlag, diesmal von Seiten der Behörden. Die verantwortungslose Haltung mancher Besitzer sowie tragische Vorfälle durch Bisse führten dazu, dass die Rasse verunglimpft und generell als Kampfhund verurteilt wurde. Als sinnvolle und notwendige Maßnahme, um so gegen die falsche Erziehung einiger Halter anzukämpfen, müssen in vielen Ländern sogenannte „Hundeführerscheine“ absolviert werden.

Diese sind auch für die Kanaren notwendig, wie es im Gesetz zur Haltung potenziell gefährlicher Hunderassen festgelegt wurde . Auch hier sind alle Hunde betroffen, die über bestimmte physische Eigenschaften verfügen, wie im Informationskasten links ausführlich erläutert.

KONTAKT

Der Club del Perro de Presa Canario de Las Palmas hat seinen Sitz in Guía und ein Klubhaus in Las Palmas. Die Treffen und Trainings finden jedoch meist auf der Finca Granja Experimental del Cabildo in Arucas statt. 

Montag und Mittwoch, 18 bis 21 Uhr
Vorsitz: Clemente Reyes, Tel.: 656 662 551
E-Mail: clubpresacanario@gmail.com
www.elpresacanario.com

Steckbrief: Dogo Canario

Die kanarische Dogge Presa Canario ist eine von der FCI (Féderación Cynologique Internacionale) anerkannte spanische Hunderasse, die auf den Kanaren seit dem Beschluss der FCI vom 5. Juli 2001 auch mit dem Namen „Dogo Canario“ anerkannt wurde. Einst wurde die Rasse beim Jagen verwendet, um als Packer wehrhaftes Wild zu erlegen. Doch auch als Kriegshund wurde der Dogo Canario vielfach eingesetzt sowie als Treib- und Wachhund für beispielsweise Schafe oder Ziegen. Heute wird diese bis zu 65 Kilogramm schwere Hunderasse vorwiegend als Familien- und Wachhund eingesetzt. Früher wurden dem Dogo Canario die Ohren kupiert, was inzwischen in Spanien verboten ist.

Aufgrund seiner physiognomischen Eigenschaften gilt der Dogo Canario als sogenannte „gefährliche Rasse“.  Auch in Deutschland und der Schweiz steht die Haltung dieser Rasse auf der Rasseliste und ist somit „bewilligungspflichtig“. Gleichzeitig wird der Dogo Canario als ruhig, ausgeglichen, nervenstark und selbstbewusst beschrieben.