Ausgabe Nr.
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J M upload 23.08.2018, Viva Edition 33 | Print article

Puerto de la Luz - hinter den Kulissen Teil 2

Zehntausend Menschen sind im Hafen von Las Palmas beschäftigt, der zu den wichtigsten Spaniens zählt. Wir entführten Sie im ersten Teil[1] hinter die Kulissen und wollen nun im 2. Teil noch einige interessante Bereiche der „Autoridad Portuaria de Las Palmas de Gran Canaria“ präsentieren. 

Es war vor mehr als fünfhundert Jahren, als Christoph Kolumbus von den Kanaren aus auf Entdeckungsreise ging. So sollen notwendig gewordenen Reparaturen der Schiffe „La Niña“ und „La Pinta“ in der Bucht von Las Palmas durchgeführt worden sein. Die Häfen des Archipels waren schon damals eine wichtige Anlaufstation für Seefahrer, sei es für Handelsschiffe, Entdeckungsreisen oder gar für Raubzüge. Die strategische Lage und die optimalen Gegebenheiten der Bucht und vor allem die architektonisch ausgeklügelte Realisierung des Hafens im Jahr 1883 durch die kanarischen Brüder Fernando und Juan León y Castillo legten den Grundpfeiler für die weitere Entwicklung als internationaler Hafen.

Nummer 4 Spaniens als Containerhafen

Spanienweit rangiert die Containerverladung im Hafen von Las Palmas auf Platz vier. Das Areal umfasst 130.000 Quadratmeter, die sich auf 2,7 Kilometer Länge erstrecken. Bis zu dreißig Container pro Stunde werden hier in zwei Terminals abgefertigt.

Aus dem Jahresbericht 2011 (der Abschlussbericht für 2012 liegt noch nicht vor) wissen wir, dass der Hafen trotz der   schlechten wirtschaftlichen Situation sein bisher zweitbestes Ergebnis aufweisen konnte. So wurden beispielsweise 25,5 Millionen Tonnen bewegt, also um 12,33 Prozent mehr als im Jahr davor und auch bei Be- und Entladungen konnte eine Steigerung von etwa 12 Prozent auf 1.357.123 TEUs[2] erreicht werden. Der Hafen von Las Palmas ist somit der wichtigste internationale Verladehafen des Mittelatlantiks und Westafrikas.

Mit Fertigstellung des Panamakanals (dieser ist für 2015 geplant) rückt der Hafen noch mehr ins „Zentrum der Welt“. Dann ist es nämlich für Handelsschiffe aus China bzw. Fernost viel kürzer über diese Route in Richtung Europa zu fahren. Dadurch wird die Bedeutung des Hafens als Handelsdrehkreuz weiter steigen.

Nur die Fischerei muss schwere Einbußen hinnehmen und schrumpfte auf beinahe die Hälfte des Volumens. Hintergrund waren die von der EU mit Nicht-EU Staaten wie Mauretanien unterzeichneten Fischereiabkommen, die so die kanarischen Unternehmen in arge Bedrängnis führten. Die Molen sind nur spärlich mit Schiffen belegt.

Kreuzfahrttourismus nach wie vor boomend

Der Kreuzfahrttourismus boomt und der Hafen von Las Palmas wächst nach wie vor in der Beliebtheitsskala der Kreuzfahrtunternehmen. Unter den vielen Auszeichnungen  darf sich die Hafenbehörde auch in diesem Jahr wieder als „Bester Kreuzfahrthafen 2013“ der alljährlich auf der internationalen Messe „Cruise Insight“ verliehen wird,  freuen.

Eine weitere Aufwertung in diesem Sektor ist die Nominierung als „Puerto Base“. Das bedeutet, dass die Touristen von hier aus ihre Schiffstouren beginnen können. Manche Gäste buchen ihre Ankünfte schon einige Tage zuvor und genießen so Land und Leute, ein wichtiger Sektor im Tourismus. Die Stadt will gewappnet sein und investiert konsequent in die Revitalisierung der hafennahen Zonen. Man schloss das Jahr 2012 mit einem Plus von 8,72 Prozent ab. Kein Wunder also, dass es sogar zu „Engpässen“ kam und man daher diesen Bereich um 400 Meter erweiterte. Jetzt können gleichzeitig fünf Luxusliner im Hafen ankern, anstelle wie bisher drei. Und für Privatjachten steht eine eigene Zone zur Verfügung, die auf ihren Touren von Europa in die Karibik hier gerne einen Zwischenstopp einlegen – sei es zum Tanken oder zum Bummeln.

Doch auch ansonsten steigen die Transportzahlen. 21,1 Prozent Steigerung bei Automobiltransfers und um stolze 21,6 Prozent bei regulären Passagieren (Fähren) auf nunmehr 1,1 Millionen im Jahr 2012.

Wrack-Tauchen

Nur mit Genehmigung der Hafenbehörde: Im östlichen Bereich des Hafenbeckens liegen mehr als zwanzig Schiffswracks, an denen sich im Laufe der Zeit eine reiche Unterwasserfauna entwickelt hat. In dieser Zone darf zwar nach wie vor getaucht werden, aber aus Sicherheitsgründen nur nach vorheriger Genehmigung durch die Hafenbehörde.

Anker - recycling

Wenn man bedenkt wie bewegend die Geschichte in kanarischen Gewässern war, ist irgendwie nachvollziehbar, dass sich auf dem Grund des Hafenbereichs nicht nur viele  Schiffswracks befinden, sondern auch über 300 Anker. Wenn einer davon locker bis zu 1,7 Tonnen wiegt, macht eine Verwertung des teuren Materials durchaus Sinn - vom Umweltgedanken ganz zu schweigen. Ein Unternehmen hat nun den Antrag gestellt, die Anker zu beseitigen, wie wir bei unserem Besuch erfuhren.

UNHRD Worldfood - Nahrung für Afrika

Wir passieren große Lagerhäuser mit der bunten Aufschrift „Programa mundial de Alimentos“. Im Vorjahr unterzeichnete König Juan Carlos I die Vereinbarung hinsichtlich des Welternährungsprogramms „UNHRD Worldfood“, wie in Ausgabe 18 berichtet.

Der Hafen von Las Palmas ist also Operationsbasis für die Verteilung humanitärer Hilfsgüter nach Westafrika. Er ist nun einer von insgesamt sechs Häfen des UNO-Programms. Alleine an unserem Besuchstag kamen 600 Tonnen Linsen an, zwei Tage zuvor 1.700 Tonnen Öl, Soja und Bohnen. Es ist eine wichtige Aufgabe mit einer enormen internationalen Aufwertung des Standorts.

Wirtschaftsentwicklung Afrika

In der Hafenbehörde ist die Stiftung „Fundación Africa“ untergebracht, die als Schnittstelle für Unternehmen aus ganz Europa, die ihre wirtschaftliche Aktivitäten auf dem afrikanischen Kontinent beginnen möchten, fungiert. Eine Vielzahl an internationalen Vereinbarungen festigen die Rolle des Hafens in seiner Bedeutung als internationaler Drehpunkt für den Warenverkehr, die Schiffahrt sowie die Dienstleistungen rund um den Schifffahrtsbetrieb.

Footnotes

  1. ^ Puerto de la Luz - hinter den Kulissen Teil 1
  2. ^ TEU bedeutet „Twenty-Foot Equivalent Unit“ und steht für einen Standardcontainer im internationalen Handel mit den Maßen 2,44 x 6,06 x 2,6 Meter.