Ausgabe Nr.
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J M upload 21.10.2016, Viva Edition 105 | Print article

Restaurant Beirut - die libanesische Versuchung

Wer offen ist für Neues, der wird belohnt. Dieses Mal tauchen wir im Rahmen unserer kulinarischen Entdeckungstour und auf der Suche nach Abwechslung in eine unbekannte Welt ein, nämlich in die der libanesischen Küche. Vor einiger Zeit entdeckte ich das libanesische Restaurant Beirut und nach meinem ersten Besuch war klar, dass ich diesen außergewöhnlichen Speisetempel meinen Lesern gerne vorstellen möchte. Am 30. September war es soweit. Mehr Personen, mehr Meinungen. Also gesellte sich der liebe Freund Franjo, mit meinem Fotografen Eric und mir an einem Samstag Abend zu diesem ‚Recherchesessen‘. 

Orient trifft auf das Abendland

Die große Leuchtreklame über dem Eingang mit der Aufschrift „Restaurante Libanés Beirut“ ist nicht zu übersehen. Vor dem eigentlichen Restaurant befindet sich eine sehr geschmackvoll und edel eingerichtete Chillout-Terrasse. Hier kann man gemütlich Cocktails schlürfen und (was für Raucher sehr angenehm ist) auch essen. Geboten werden auch Wasserpfeifen. Das macht gerade der Chef des Hauses und gönnt sich ein kleines Päuschen auf dem gemütlichen Sofa der geschmackvoll eingerichteten Lounge. Mit seinem Charisma hätte ich auch ohne Vorstellung erkannt, dass es sich bei dieser Person um den Eigentümer handelt. 

Überrascht war ich, dass Nayef, alias Roberto, perfekt deutsch spricht. Er lebte viele Jahre in Dortmund und seit nunmehr etwa 15 Jahren auf Gran Canaria. Er ist ein eingefleischter Gastronom und hat vier Restaurants, drei davon in Amadores und eines im Campo Internacional. Seine Freunde und Bekannten brachten Roberto auf die Idee, ein libanesisches Restaurant zu eröffnen, da es keines davon im Süden gab und sie ihm attestierten, dass nur er es mit seinem Know-How und Hintergrund gut machen könnte.

viele glauben, dass libanesisches Essen scharf ist

„Viele glauben, dass unsere Gerichte scharf sind, doch das ist ein großer Irrtum“ erklärt mir Roberto. „Wir verwenden sehr viele frische Kräuter und viel Gemüse, weshalb wir auch für Vegetarier ein beliebtes Lokal sind. Unser Publikum ist bunt gemischt und inzwischen kommen die Gäste sogar aus Las Palmas zu uns.“

Letzteres sagt der Gastronom mit Selbstbewusstsein und einem gewissen Maß an Stolz, zu Recht. Denn in der Touristenhochburg von Gran Canaria ist die Dichte an Restaurants dermaßen hoch, dass man sich schon abheben muss, um Bestand zu haben. Roberto hat das Restaurant Beirut vor sieben Monaten eröffnet und war selbst überrascht, dass die libanesische Küche so gut angenommen wird.

Kenntnis über die originalen Rezepte

Der Libanon liegt in Vorderasien am Mittelmeer und seine Küche beeinflusste stark die Küche des Osmanischen Reiches. Gesprochen wird Arabisch in verschiedenen Dialekten. Es gibt 18 Religionsgemeinschaften. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sind Christen, dazu kommen Muslime, Drusen, Orthodoxe etc. Im Altertum spielte der Libanon in den Großreichen Ägypten und Assyrien eine bedeutende Rolle, insbesondere als Handelskolonie. 

Den Bezug zu Libanon sieht man im Logo des Restaurants, wo die sogenannte Libanesische Zeder. Dieser Baum ist auch auf der offiziellen Fahne des Landes und steht für Frieden, Helligkeit und Ewigkeit. Letzteres vielleicht weil die imposante Zeder bis zu tausend Jahre alt werden kann und somit zu den Ältesten der Welt zählt.

Der Praxistest - die Qual der Wahl

Nicht nur die Chillout-Terrasse, auch das Restaurant ist sehr geschmackvoll und edel eingerichtet. Orientalische Elemente und warme Farben sorgen für ein außergewöhnliches Flair, ohne überladen zu wirken. Alles ist aufeinander abgestimmt und auch die Musik krönt das Ambiente. Im hinteren Bereich gibt es Sitzecken mit Kissen, die für Gruppenfeiern ideal geeignet sind. Wir entscheiden uns, draußen zu speisen (nachdem wir alle rauchen, leider).

Lasst die Erbsen kichern

Das Angebot ist sehr umfangreich und die Wahl ist wirklich eine Qual. Wir können uns einfach nicht entscheiden, zu viele Gerichte sprechen uns an. Auf der Karte findet man sogar marokkanische Spezialitäten, wie beispielsweise Tajine. Das sind Schmorgerichte, die in speziellen Tongefäßen zubereitet werden. Kurzerhand macht Roberto einen erlösenden Vorschlag. Scheinbar hat er unsere ratlosen Gesichter richtig interpretiert und so schlägt er vor uns eine Auswahl an typisch libanesischen Gerichten zusammen zu stellen. Ja, lautet die einhellige Antwort.

Die Gerichte sind leicht und frisch, ergo auch gesund. Es werden wenig schwere Fette verwendet, dafür umso mehr Kräuter und Gemüse. Beim Fleisch dominiert Lamm und Huhn. Es gibt aber auch Rindfleisch und sie sind ohne aufwändigen Schnickschnack und überzeugen durch die Authentizität ihrer Zutaten. Begeisterung lösten die gegrillten Lammfleischstreifen in libanesischer Soße aus. Auch die gegrillten Hähnchenspieße fanden großen Anklang, ebenso wie die Rouladen, Falafeln, Hummus und der berühmte Beirutsalat. Die Nachspeisen sind selbst gemacht und süße Katzen kommen um die Baklava oder den Joghurt mit Honig und Walnüssen nicht herum.

Zu den bekanntesten Gerichten im Libanon zählen:

  • Falafeln sind frittierte Kichererbsenbällchen und gelten als Nationalgericht.
  • Hummus: Schmackhaft pürierte Kichererbsen mit Sesampaste fein abgeschmeckt und mit einem Schuss Olivenöl abgerundet
  • Taboulé: Salat mit sehr viel Petersilie, Minze, Tomaten, Zwiebeln, Olivenöl, Zitronensaft
  • Kibbeh: Eiförmige frittierte oder über offenem Feuer gebackene Hackfleischklöße, die so eine krosse Kruste haben.

Orientalische Tänze an Samstagen

An Samstagen bietet das Restaurant Beirut ein besonderes Show-Programm an: Bauchtanz zur orientalischen Musik. Diese Abende sind inzwischen der Renner und man sollte unbedingt reservieren, um einen Platz zu ergattern.Schon die sagenhafte Kleopatra soll Julius Cäsar mit einem orientalischen Bauchtanz verführt haben (obwohl dies durch antike Quellen nicht belegbar ist, denkbar ist es allemal). 

Der Bauchtanz, bzw. richtigerweise orientalischer Tanz, hat seinen Ursprung in Ägypten und wurde zu festlichen Anlässen in speziellen Kostümen zumeist als Solotanz aufgeführt. Die westliche Welt war davon seit Jahrhunderten fasziniert, zeigten die Tänzerinnen viel Haut, die normalerweise nicht zu sehen war (z. B. Bauch und Arme). Der gängige Name reduziert ihn allerdings fälschlicherweise nur auf den Bauch bzw. die Hüfte, während Elemente wie Ausstrahlung, Kopf-, Arm- und Beinbewegungen eine ebenso wichtige Rolle spielen. Die Metallverzierungen an den Kostümen werden beim Tanz zum Klingen gebracht. Vollbluttänzerinnen sind Allrounder und setzen mitunter Accessoires, wie Schleier, Wasserpfeife oder gar Säbel ein, die sie gekonnt am Kopf balancieren. 

Es gibt auch männliche Bauchtänzer wie beispielsweise Zadiel Samaz, der 1982 in Berlin Geborene mit türkischen Wurzeln, den die New York Times 2009 in ihrem Blog hinsichtlich des Comeback des männlichen Bauchtanzes in der Türkei erwähnte.

Ich spreche einige Sätze mit den Mädchen Sarah, Dara und Nadine, die schon in früher Jugend mit dem ‚Bauchtanzvirus‘ infiziert worden sind. Ihre offene und interessierte Ausstrahlung ist ansteckend und bevor sie erstmals in einer Show auftreten durften, mussten sie die harte Schule der resoluten ägyptischen Mentorin und einstigen Bauchtanzikone Nadia Balan durchmachen. Die ursprünglich in Jerusalem Geborene begeisterte jahrzehntelang das Publikum mit ihrem außergewöhnlichen Können und ihren akrobatischen Einlagen. Sie tanzte beispielsweise auf vier umgedrehten Gläsern oder mit einer Shisha am Kopf. 

Nadia passt auch auf die Mädchen auf, denn die Fantasie der Männerwelt soll trotz der erotischen Bewegungen nicht in falsche Bahnen gelenkt werden („Mala mirada“ nennt es Nadia). Die Nachwuchs-Bauchtänzerinnen lernen eine wichtige Lektion und zwar die Beobachtung und Einschätzung der Zuschauer, bevor sie auftreten dürfen. Sitzt eine eifersüchtige Frau neben einem Mann (was mitunter vorkommt, aber immer seltener wird), dann sollen sie dort auf keinen Fall ein Solo machen und keinen  Blickkontakt mit dem Mann suchen. Dem Publikum gefällt es sehr, und je weiter die etwa 45-minütige Show samt Kostümwechsel voranschreitet, desto ausgelassener wird es. Schließlich steht ein Pärchen sogar auf und tanzt kurzerhand mit. Die Stimmung ist super, die Gäste bunt gemischt, was Alter und Nationalitäten betrifft.

Fazit: Orient ist hipp

Es ist jetzt hipp sich auf diese für uns so exotischen orientalischen Gerichte einzulassen und nach unseren ausgiebigen Tests verstehen wir auch warum. Die Preise sind moderat. Die Vorspeisen kosten zwischen 5,00 Euro (Hummus) bis 7,75 Euro (gefüllte Kohlrouladen). Ein Mix an Vorspeisen kostet 12,50 Euro. Die Fleischbällchen kann man sogar einzeln bestellen wie z. B. frittierte Lammfleischbällchen im Blätterteig für 1,75 Euro. Die Preise für die Hauptspeisen reichen von 6,95 bis 18,95 Euro. (Achtung: ohne 7% IGIC-Steuer angegeben). 

Ich empfehle Ihnen, sich bei ihrem ersten Besuch mehrere Gerichte zu teilen oder auf eines der Menüs für zwei Personen um 35 Euro zurückzugreifen. So können sie einen bunten Querschnitt durch die libanesische Küche machen.

Übrigens führt man auch gute Weine. Meine Empfehlung ist der Weißwein Castell de Raimat Chardonnay (trocken, mit einer feinen fruchtigen Note von Aprikosen und Ananas).

Guten Appetit!

Kontakt:

Restaurante Libanés Beirut
Cocktail & Shisha Lounge
c/Touroperador Air Marin
Campo Internacional (neben Hotel Dunas Maspalomas), Gran Canaria
Geöffnet: Täglich ab 12.00 Uhr
Tel.: 928 142 733 (An Samstagen Orientalische Tänze, unbedingt reservieren)