Ausgabe Nr.
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M M upload 02.09.2018, Viva Edition 133 | Print article

Restaurante Valle de Mogán

Essen ist einfach die schönste Nebensache der Welt. Manchmal entdecke ich Restaurants per Zufall und manchmal werden mir welche empfohlen. In diesem Fall bin ich zwar kritisch, aber offen. Doch wie ich festgestellt habe, sind Feinschmecker bzw. Genießer eine eingeschworene Gemeinde. Sie gehen eigentlich nur dann in ein unbekanntes Lokal, wenn ihnen eine Person des Vertrauens dieses ans Herz gelegt hat.

Lange Rede, kurzer Sinn. In den letzten drei Wochen wurde mir das Restaurant Valle de Mogán gleich von drei Personen empfohlen. Die Online-Plattform war auch voll von Lobeshymnen. 90 Prozent bewerteten es mit ‚ausgezeichnet‘ und weitere 6 mit der Note sehr gut. Es lag also auf der Hand, dieser neuen ‚Perle der Gastronomie‘ (wie ein Nutzer schrieb) auf den Grund zu gehen.

Bei so kurzfristigen Recherchen bin ich immer froh, wenn ich nicht alleine bin. Weil, ich mir nicht anmaßen will das Maß aller Dinge zu sein, bin ich immer froh, wenn ich Begleitung habe. Dieses Mal sind es Guy Martin von Montecristo, selbst ein anspruchsvoller Feinschmecker, Jacek, ein urlaubender Freund aus Deutschland und natürlich mein Fotograf Eric Jan de Ruiter. Wir brachen an diesem leider kalten und verregneten Abend in Richtung Mogán Stadt auf. Nach kurzer Fahrt von Maspalomas aus bin ich am Ortseingang vom Pueblo de Mogán angelangt (siehe vorangegangener Bericht). Selbst wenn Google Maps die Fahrzeit von Maspalomas aus mit 26 Minuten angegeben hat, ich war nach zwanzig Minuten dort und bilde mir ein, mich an alle Verkehrslimits gehalten zu haben.

Hier an der Ortseinfahrt von Mogán gabelt sich die Straße und wir fahren nicht rechts in Richtung Ayuntamiento und Polizei, sondern folgen dem Verlauf. Nach dreihundert Metern erreichen wir bereits das Ziel. Das mit Edelrostschild „Restaurante Valle de Mogán“ habe ich beinahe übersehen, wären davor nicht drei Fahnen auf Masten, die meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätten.

Familienbesitz seit 220 Jahren

Ein weiß gestrichenes Gittertor weist den Weg zu den Parkplätzen, die mit schwarzen Kieselsteinen ausgelegt sind und einen schönen Kontrast zu den weißen Einfassungen und Gebäudefassaden bilden. Es sieht sehr schön und gepflegt aus, einladend kuschelig. Die vielen Nischen verleihen dieser „Minianlage“ einen entzückenden Charme. Alles ist hübsch arrangiert und überall stehen Blumentöpfe und hübsche Accessoires. Tagsüber eröffnet sich, in wunderbarem ruhigen Ambiente, ein herrlich entspannender Blick auf das „Valle“.

Diese ehemalige Finca ist seit 220 Jahren in Familienbesitz, wie wir durch einen Zufall erfahren habe, denn als wir zum Restauranteingang gingen, kam ein älterer Herr auf uns zu und mit ausgestrecktem Arm und auf meinen Begleiter deutend schrie er vor Freude: „Guy! Que surpresa.“ Wie sich herausstellte, war es der Hausherr, der mit seiner Gattin das Anwesen von Montecristo kannte und uns gleich durch alle Räume und Ecken des Anwesens lotste. Ich lächelte und folgte brav, obwohl mein knurrender Magen und die Vorfreude auf das bevorstehende Essen mir dafür das höchste Maß an Disziplin abverlangten. Wir erfuhren, dass er für die eine Hälfte des Gartens für die Gestaltung zuständig sei und seine überaus talentierte und kreative Ehefrau Martína Ortega, eine bekannte Malerin, für die andere. Überall hängen Gemälde von einstigen Ausstellungen. Doch dieses Thema greife ich ein anderes Mal auf, um den Rahmen hier nicht zu sprengen ...

Wie kam die Idee für ein Restaurant?

Das Restaurant eröffneten Sie vor ca. zehn Monaten, doch wie kam es dazu? „Unser ältester Sohn, Juan Marrero Ortega, ist ein ausgezeichneter Koch, der in den besten Hotels auf der ganzen Welt, von Thailand bis Sri Lanka, gearbeitet hat“ erklärt uns der Vater und setzt redselig und schmunzelnd fort: „Meine Frau hatte Angst, er könnte sich in eine Frau fernab der Heimat verlieben und dann ‚verlöre‘ sie ihren Sohn. Sie zwang mich förmlich dafür zu sorgen, dass die Kinder hier eine Existenzgrundlage haben. Und so kam die Idee, das zu machen, was sie können – ein Restaurant. Jeder in der Familie arbeitet mit und genau in dem Bereich, indem jeder einzelne von ihnen ausgebildet ist.“

Stil trifft auf kanarische Seele

Leider war es an diesem Tag schrecklich kalt, sodass wir nicht auf der Terrasse mit Blick auf das Tal Platz nehmen konnten, sondern drinnen sitzen mussten. Das hat sich allerdings als Segen erwiesen, denn dieser kleine Gastronomieraum war sehr heimelig und versprühte eine kuschelige Atmosphäre (Foto 03). Viele Details zogen meine Aufmerksamkeit auf sich und bestätigten, dass die Mama einfach ein Händchen für Dekoration und ein feines Gespür für Farben hat (Foto 04). Selbst auf den Toiletten setzte sie Vintage-Stühle, die zu einem Minigarten bepflanzt waren, gekonnt in Szene (Foto 05).

Eine Perle der Gastronomie

Als wir Platz nahmen, begannen wir die umfassende Karte zu studieren. Zudem gab es eine Wochenempfehlung und so bestellten wir eine Mischung aus à la Carte und Letzterem. Die obligatorischen Schrumpelkartoffeln (papas arrugadas) dürfen auf den Kanaren nicht fehlen und wurden mit zwei Soßen serviert (Paprika- und Kräutersoße, siehe Foto 08).

Auf den Kanaren sind die Kroketten eine beliebte Speise und so haben wir die Variation (Croquetas, Fotos 07) bestellt, die aus einem Teil mit der Wurstspezialität „Chorizo de Teror“ gemacht wurde und die andere Hälfte mit Blutwurst („Morcilla“) mit Mandeln. Sie waren fein mit Gewürzen abgeschmeckt, innen weich, mit einer feinen knusprigen Hülle, ohne nach Fett zu triefen. Top. Als Empfehlung der Woche gab es eine Lobster- und Garnelenplatte (siehe Foto 08), die besonders Guy, unserem Liebhaber von Meeresfrüchten verzückte. Ich stehe ja mehr auf Fleisch und auch meine Gelüste wurden sehr zufriedengestellt.

Als Hauptspeise bestellten wir das Rinderfilet mit Spargel und herrlich intensivem Ziegenkäse, der mich an Gorgonzola erinnerte (siehe Foto 10a und 10b). Die Schweinslende zerfiel förmlich und war sehr saftig. Sie wurde mit Mais und grüner Mojosoße serviert. Der Thunfisch war ein Gedicht und auf den Punkt gebraten (siehe Foto 06a und 06b). Delikat, köstlich und super frisch. Der krönende Abschluss, der uns in den süßen Desserhimmel enführte, war eine Nachspeisenvariation (Sondergericht für vier Personen).

Die Weinkarte bot eine feine Auswahl an den edlen Tröpfchen, von 16 bis 100 Euro. Zum Abschluss gab es noch eine Art Mango-Sorbet als Gruß der Küche. Glücklich, satt und zufrieden verließen wir dieses entzückende Lokal.

Fazit

Das Restaurant Valle de Mogán bietet frische Zutaten an und überrascht mit den Kreationen und geschmacklich optimal aufeinander abgestimmten Kompositionen der Kräuter, Soßen und Zutaten. Die Präsentation schmeichelt dem Auge und die Qualität dem Gaumen. Die Preise sind überaus fair und ich würde sagen, sie siedeln sich im mittleren Preissegment an (Vorspeisen ab 7 Euro, Hauptspeisen um die 20 Euro, Dessert um die 5 Euro.)

Guten Appetit!

KONTAKT

Restaurante Valle de Mogán
c/Los Pasitos 2, Mogán Pueblo (Ort, nicht Hafen!)
Geöffnet: Di. bis Sa. von 12.00 bis 16.00 und 18.30 bis 22.30 Uhr., So. nur vormittags. Für das Restaurant ist Reservierung empfohlen.
Tel.: 928 568 649

Anm.: Sitzplätze im Freien und auch Rollstuhlgerecht, eigene Parkplätze vorhanden.

FOTOS Speisen 06. Thunfisch (medium) mit Soßen

07: Krokettenvariationen (mit Chorizo de Teror und mit Morcilla con almendras)

08: Papas mit zwei Mojosoßen (Paprika und Kräuter)

09: Gemüsevariation mit karamellisierter Zwiebel, gegrillter Paprika und die restlichen

Gemüsesorten waren sautiert.

10: Rinderfilet mit Ziegenkäse

11: Schweinelende mit Mais und papas arugadas mit Mojosoße

12: Dessertvariation