Ausgabe Nr.
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J M upload 05.08.2018, Viva Edition 102 | Print article

Schnuppertauchen, keine Angst unter Wasser

Schwerelos im Wasser treiben, in eine andere Welt eintauchen und dabei die Natur in einer ganz neuen Weise, fernab von Stress und Lärm, erleben. Das ist das Ziel vieler Tauchfans auf der ganzen Welt. Die Kanaren sind aufgrund der natürlichen Gegebenheiten wie Wellen und milde Temperaturen praktisch das ganze Jahr über ein begehrter Spot für diese Wassersportaktivität. Dazu kommt, dass es hier einen großen Artenreichtum an Meeresbewohnern gibt (siehe Kasten2)) sowie einige weitere Highlights zum Tauchen animieren, wie z. B. Höhlenformationen oder das Wracktauchen.

Schnuppertauchen im Praxistest

Zählen auch Sie zu jenen Menschen, die zwar von der Unterwasserwelt fasziniert sind, diese jedoch bisher leider nur aus Unterwasserreportagen kennen? Der Besuch meiner Nichte Jacqueline gab mir die Motivation einen Schnuppertauchkurs zu buchen, eine gute Gelegenheit über meinen Schatten zu springen. Das machte ich in der ältesten und (meiner Meinung nach) besten Tauchschule auf Gran Canaria: dem Diving Center Nautico in San Agustín. Mit der kompetenten und smarten Eigentümerin Mareike Müller habe ich schon seit Jahren einige Tauchthemen aufgegriffen, wie z. B. die Artikel über die Meerengel, Rochen, dem Wracktauchen oder Höhlentauchen. Von ihrem Anspruch an Perfektion und Sicherheit habe ich mich mehrmals überzeugen können. Alleine die Versicherungen und Wartungsverträge sind bilderbuchmäßig dokumentiert.

Die Tauchstation Diving Center Nautico befindet sich hinter dem IFA Interclub Atlantic in San Agustín, keine fünf Minuten von Playa del Inglés entfernt. Bei „normalen“ Touristenbuchungen holt Mareike die Taucher im Großraum Maspalomas kostenlos ab. Morgenstund hat Gold im Mund und so treffen wir bereits um 9.00 Uhr morgens ein. Sie und ihr bestgelauntes Team sind schon fleißig bei den Vorbereitungen für den hiesigen Tag. Wir, Jacqueline und ich, sind schon aufgeregt. Es ist für uns beide eine neue Erfahrung.

Zuerst die Theorie

Eine kleine Gruppe weiterer Schnuppertaucher ist schon vor Ort. Auch sie scheinen ein wenig aufgeregt zu sein, bis auf den Teilnehmer Benjamin, der schon den Tauchschein hat und den Schnupperkurs seiner Freundin Katarina geschenkt hat. Vielleicht können Sie bald gemeinsam diesem Hobby frönen. Wir versammeln uns alle rund um einen großen Holztisch im Freien, um uns die Theorie zu Gemüte zu führen. Das tut an diesem Tag niemand geringerer als Fox, bekannt aus dem TV. Er erklärt uns alles Wissenswerte rund um das Tauchen, nicht ohne einen gewissen Sinn für Humor und sorgt so immer wieder für ein Lachen in der Gruppe. Aber so merkt man sich wenigstens die Dinge.

Bevor die theoretische Einweisung beginnt, müssen wir ein Formular ausfüllen (persönliche Informationen, wie z. B. Name, Adresse, Gewicht, Taucherfahrung, Kleidergröße und Schuhgröße etc.)

Das Drumherum: Die Ausrüstung 

Kein Tauchen ohne die richtige Ausrüstung. Wir tauchen mit Anzügen, damit uns im Meer nicht kalt wird. Das hat derzeit zwischen 21 und 22°C. Die Füßlinge bieten Schutz vor den Steinen beim Zugang über den Strand und dazu gehören die sogenannten Geräteflossen. Die Tauchermaske (keine Brille) hat einen sogenannten Nasenerker für den Druckausgleich. Getaucht wird nicht, wie oftmals fälschlicherweise geschrieben wird, mit einer Sauerstoffflasche, sondern mit einer Pressluftflasche. Das bedeutet, diese ist mit gepresster Atemluft gefüllt. Über einen Regulator wird der Druck heruntergebrochen, bevor die Luft durch das Mundstück eingeatmet wird. „Wer nicht zieht, kriegt keine Luft. Ein Auto braucht zum Fahren auch Gas und wer nicht auf das Pedal tritt, der bewegt sich nicht fort.“, sagt Fox lächelnd und es leuchtet uns ein. Eine Tankanzeige zeigt an, wieviel Atemluft vorhanden ist, doch darum müssen wir uns beim Schnuppertauchen nicht kümmern. Das übernimmt das Team von Mareike für uns.

Je tiefer man taucht, desto mehr erhöht sich der Druck auf unseren Körper und wir spüren das in unseren Ohren. Wenn man schluckt, sich die Nase zuhält oder den Kopf bewegt, dann „ploppt“ es quasi und die Ohren sind wieder frei. Je nach individueller körperlicher Verfassung müssen es manche öfter als andere machen. Der Druck an der Oberfläche beträgt ein Bar und dieser steigt alle zehn Meter unter Wasser um ein weiteres Bar.

Ein Bleigurt, eingestellt auf das Körpergewicht, hilft uns unterzutauchen. Die Schnalle zeigt immer nach links, so will es der internationale Standard. Nun kommt ein sogenanntes Tarierjacket, das der Regulierung der Tiefenposition unter Wasser dient. Damit ist gemeint, dass man Luft rauslässt, wenn man sinken möchte bzw. einfließen lässt, wenn man an die Oberfläche will. Tauchen ist ähnlich wie fliegen, man hat ein schwereloses Gefühl.

 „Trockentraining“ im Hotelpool

Während wir amüsiert und gleichermaßen gespannt den Erläuterungen von Fox lauschten, hat das Team von Mareike eine Reihe von Kisten mit allerlei Equipment an den Rand der Basisstation gestapelt. Jede davon weist in großen Lettern eine Nummer auf und wird anschließend einem bestimmten Teilnehmer zugewiesen. Diese enthält die individuelle Ausrüstung in der richtigen Größe etc. Allerdings ist es gar nicht so einfach sich in diese Taucheranzüge zu quetschen und dankbar nehmen wir die Hilfe des Diving Center Nautico-Teams an. Ganz schön warm wird es unter dem strahlend blauen Himmel und wir können es kaum erwarten, es endlich hinter uns zu bringen und ins Wasser zu gelangen. Zum Schwitzen bringt einen auch das Gewicht, denn zum Blei gesellen sich über zehn Kilogramm der Atemluftflaschen. Mir kommt es so vor als schleppen wir uns förmlich die wenigen Meter zur Poollandschaft des Hotel.

Irgendwie hat man Angst sich beim Atmen auf das Gerät zu verlassen, doch schon nach kurzer Zeit funktioniert es ganz automatisch. Man ist sowieso viel zu sehr damit beschäftigt irgendwie unter Wasser zu bleiben, denn der Umgang mit dem Tarierjacket ist schwieriger als gedacht.

Schwer schwerelos

Das schwerelose Schweben ist schwieriger als gedacht. Man benötigt eine gewisse Portion „Coolness“. Wenn man nämlich Luft auslässt bzw. zuführt, muss man einen kurzen Augenblick warten, bis das Tarierjacket reagiert. Wird man hektisch und pumpt wie verrückt, dann setzt die Wirkung ein, aber zeitverzögert und so findet man sich unter Umständen plötzlich an der Wasseroberfläche wieder, oder auf allen Vieren am Poolboden. Es war unheimlich beruhigend, dass es nicht nur uns so ging. Und so „ploppte“ ein Teilnehmer nach dem anderen Zwischendurch an die Wasseroberfläche.

Der hilflose Marienkäfer

Die erste Übung war es unterzutauchen und auf dem Poolboden zu knien. Meine Nichte Jacqueline rollte gleich mal auf den Rücken und versuchte sich wieder in Position zu strampeln – ihr „hilfloser Marienkäfer“-Gefühl, wie sie berichtete. Wir tauchten alle eine Runde im Pool und versammelten uns um Fox, der uns weitere Übungen erklärte. 

Falls im Meer aus irgendeinem Grund der Regulator aus dem Mund fällt und sich mit Salzwasser füllt, sollen wir das Gerät einfach wieder in den Mund nehmen und mit der verbleibenden Luft in der Lunge durchpusten, um das Wasser rauszubekommen. Alternativ kann man auch auf den international genormten Knopf am Rücken des Mundstücks drücken, um das Wasser zu entfernen. Bei einer weiteren Übung füllte Fox unsere Masken nacheinander mit Wasser. In diesem Fall sollten wir einfach einen tiefen Atemzug nehmen, den Kopf zurücklehnen, die Maske am oberen Rand gut festhalten und kräftig durch die Nase ausatmen. Dadurch schießt das Wasser aus der Maske wortwörtlich hinaus und man hat wieder freie Sicht. Das Wichtigste ist immer: Keine Angst aufkommen lassen und weiteratmen!

„Echt tauchen“ im Meer vor Risco verde

Wir sind schon alle sehr gespannt und können es kaum erwarten „echt“ im Meer zu tauchen während wir mit dem Bus eine Viertelstunde nordwärts nach Risco Verde fahren. Dort gibt es eine speziell für Taucher zugewiesene Zone für die „Práctica del Buceo“, wo sie sich umziehen können. Die Teilnehmer wurden in Zweierteams aufgeteilt und einem Instruktor zugewiesen. Ihn durften und sollten wir niemals aus den Augen lassen bzw. ständig Kontakt mit ihm halten, indem wir uns am Arm bzw. am Gurt festhielten. Wir „stiefelten“ mehr oder weniger elegant den Steinstrand zu einer Einstiegsstelle. Wir begaben uns halb ins Wasser und legten uns auf den Rücken, wo man uns die Flossen anlegte.

Gucken und relaxen

Es war soweit: Wir tauchten unter und ab jetzt übernahmen die Instruktoren das Zepter, führten uns durch dieses Tauchgebiet und zeigten uns die schönsten Stellen, parkten uns dann und wann, um Fotos zu schießen. Jetzt nahmen wir die „Darth Wader“-Atemgeräusche nicht mehr wahr, denn überwältigt waren wir von den Eindrücken unter Wasser. Langsam tauchten wir immer weiter in die Tiefe, bis zu neun Meter, nicht ohne ständig dem Tauchlehrer unser OK-Zeichen zu geben. 

Vergessen Sie die klassischen Schwimmbewegungen unter Wasser, da kommen Sie nicht voran. Am besten ist es die Beine auszustrecken und mit diesen zu paddeln.

Es ist still und die Sicht ist unerwarteter Weise viel besser als im Pool. So können wir die bizarren Felsformationen und vor allem natürlich auch die Fauna unter Wasser genießen. Ein echter und aufregender Genuss wie wir meinen. Die Zeit verflog im Nu und schon war unser 45-minütiger Tauchgang vorbei. Schade!

Fazit

Das Tauchen ist ein unvergessliches Erlebnis und einige aus der Gruppe sind sich sicher, dass sie auch einen Tauchschein machen werden. Hält man sich an die Regeln, dann ist es auch sicher (so wie in allen Bereichen des Lebens). Die 80 Euro für diese Erfahrung sind es absolut wert und für weitere 15 Euro erhält man einen Foto-Stick mit seinem Unterwasserschnuppertauchgang.    

Jacqueline Denise Scheidl, Julija Major

Kontakt

Diving Center Nautico (nicht mehr aktiv)
Tauchbasis von Eigentümerin Mareike Müller im IFA Interclub Atlantic, c/Los Jazmines 2, San Agustín
Tel.: 928 778 168, Mobil: 620 947 753 (Info & Buchung)
Email: info@divingcenter-nautico.com
www.divingcenter-nautico.com

Schnuppertauchen ab 12 Jahre: 80 Euro (beinhaltet kostenlosen Abholservice im Großraum Maspalomas, Theorie, Poolsession, Snack und Getränke, ein Tauchgang im Meer max. 10 m Tiefe, Dauer ca. 40 Min., Teilnahmediplom und optional Foto-CD für 15 Euro)