Ausgabe Nr.
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J M upload 30.01.2020, Viva Edition 160 | Print article

Bodega Malpaís de Máguez: Der edle Tropfen La Grieta

Ein Vulkanausbruch und die damit verbundene geologisch anspruchsvolle Situation karger Vegetation, mangelndes Wasseraufkommen und stetige Winde erforderte das allerhöchste Maß an Erfindungsreichtum der Lanzarotiner, um ihre geliebten Wein anzubauen. Und sie fanden eine Lösung, denn jede Rebe darf ihr eigenes Steinmäuerchen ihr Eigen nennen, was ein überaus charmantes und gleichermaßen ungewöhnliches Landschaftsbild erzeugt. Busweise zieht es Weinliebhaber in die wunderschöne Weingegend von von La Geria.1)

Weingut Malpaís de Máguez: Der edle Tropfen La Grieta

Auf Leserwunsch entführen wir Sie dieses Mal in den Norden der Insel und zwar zur Bodega Malpaís de Máguez, wo die erlesenen La Grieta-Weine gekeltert werden. Der sympathische Firmeninhaber und Winzer Ricardo Socas hat uns freundlicherweise seine Zeit geschenkt.

Lanzarote ist bekannt für Weine mit dem ‚gewissen Etwas‘, dessen Geheimnis u. a. im Vulkangestein und dem Mineralgehalt des Bodens liegt. Je nach Region ist die Anbauart unterschiedlich. In La Geria herrschen die Mulden vor, die von runden Lavasteinmauern umgeben sind. Im Gegensatz dazu wird in der Region von Tinajo und Haría ein längliches Grabensystem verwendet. Unter extremen Bedingungen und geringem Ertrag entstehen hier exzellente Qualitätsweine.

Generell sind die Weinanbaugebiete auf Lanzarote in vier Zonen unterteilt:

La Geria, San Bartolomé/Tïas, Tinajo sowie Haría/Ye. Sie unterliegen den Regularien für die Herkunftsbezeichnung (Denominación de Orígen, kurz D. O.  genannt).2) 

Man mag es nicht vermuten, aber die ‚Feuerinsel‘ Lanzarote nimmt mit 1.847 ha Weinanbaufläche nach Teneriffa (2.578 ha) den zweiten Platz ein.3) Während 1870 eine Reblaus4) fast den kompletten Weinanbau Europas zu Nichte machte, konnten die Reben auf dem Archipel durch die entfernte Lage überleben und so eine eigene Entwicklung durchlaufen. Durch menschliche Nutzung und Zufallskreuzungen haben sich aus den Wildreben Kulturreben entwickelt. Auf Lanzarote dominiert die Malvasía Volcánica. Sie sorgt für hohe Qualität in Ausgewogenheit und eleganten Aromen oftmals (trockener) Weißweine. 

Im Gegensatz dazu liefern La Palma und Teneriffa eher Likörweine. Für Rotwein dominiert die Rebsorte Listán Negra. Die raffinierten Rotweine dieser Region genießen einen unschlagbaren Ruf.

Die Wurzelstöcke des Malpaís de Máguez sind freistehend und stammen von Rebstämmen des alten Europas. Der Großteil der Weinberge profitiert von jahrhundertealten Rebsorten mit geringen Erträgen und einer gleichmäßigen und langen Reifung, was zur Qualität ihrer Weine beiträgt. Im Norden der Insel erreicht jeder einzelne Rebstock eine Höhe von 1,5 bis 2 Metern.

Das Anbaugebiet Malpaís de Máguez in Haría im Norden der Insel umfasst 21 Hektar aller Winzer, von denen vier Hektar Weinberge Ricardo Socas sein Eigen nennt. Ein Teil davon liegt auf Meeresspiegelhöhe und ist weniger als 150 Meter von der Küste entfernt, der Rest liegt auf 400 Metern. Der Norden hat spezielle Mikroklimata, die zusammen mit dem vulkanischen Boden, der Höhe und der Luftfeuchtigkeit die phenolische Reifung der Trauben einzigartig machen. Die Bodega hat einen Gärraum mit einem Fassungsvermögen von 24.000 Litern in quadratischen Edelstahltanks. Die  Jahresproduktion liegt in der Regel bei rund 23.000 Litern. 

Im Dunkeln ist gut ‚munkeln‘ - Nachternte und Unterwasserlagerung

Für seine Weißweine kultiviert Ricardo Socas nur Malvasía Volcánica, für den Rotwein Listán Negra, manchmal Syrah. Das Weingut Malpaís de Máguez zeichnet sich durch viel Sorgfalt und Hingabe aus, die sie während des gesamten Prozesses vom Rebschnitt bis hin zum Abfüllen der Flasche einsetzen. Die Weine werden fermentiert, dekantiert und ruhen z. T. in Lagerstätten im Atlantik, um zu reifen. Schließlich werden die Weine abgefüllt und auf dem Markt vertrieben. Die Rotweine Vendimia Nocturna und Tinto Submarino sind die Spezialitäten der Bodega.

Ricardo Socas ist ein Visionär in der Weinproduktion auf Lanzarote. Nach harter Arbeit, langjähriger Winzertradition und viel Enthusiasmus konnte die Bodega 2007 ihren edlen Tropfen La Grieta präsentieren. Seither entwickelt sich das Weingut stets mit verbesserten Produktionslinien weiter, um qualitativ hochwertige Weine zu kreieren. 

Anfang August, je nach Reifegrad, erntet Ricardo Socas nachts („nocturno“, siehe Foto li. o.), um das volle Potenzial der Reben auszuschöpfen. Der Winzer ist Pionier für innovative Praktiken. Nachts ist die Traubenhaut aufgrund der nächtlichen Kälte härter und reißt bei der Ernte nicht. Hierdurch wird die Gärung in den Kisten verhindert und der Wein weicher und angenehmer. Alles ist Handarbeit: die reifen Trauben werden gepflückt, geschnitten und in 20-kg Kisten zur Presse transportiert. Ein Weinstock trägt ca. 120 bis 150 Weintrauben. Die Ernte („La Vendimia”) endet im Oktober.

Prämierte Weine

Das Weingut stellt zwei Versionen ihres Rotweins her. Der erste ist der Rotwein Vendimia Nocturna, der zweite Vendimia Nocturna Submarino. Beim Vendimia Nocturna handelt es sich um eine Auflage von 2.500 Flaschen erlesenen Weins, der schon im jungen Alter von 4 Jahren bereits 5 Silbermedaillen einheimste. Der Weißwein Blanco Seco Malvasía Volcánica wurde bereits mit 14 Silber- und Goldmedaillen bei internationalen Wettbewerben ausgezeichnet. Seither erhalten die La Grieta-Weine regelmäßig Gold-, Silber- und Broncemedaillen bei den wichtigsten Wettbewerben, z. B. erreichte der 2017-er Malvasía Volcánica bei der Catavinum World Wine & Spirits Competition 2018 Gold.

Der Rotwein Vendimia Nocturna Submarino, die zweite Spezial-Variante von Ricardo Socas, wird nur in geringer Auflage produziert. Sein Geheimnis liegt in der Reifung in den Meerestiefen in einer Unterwasser-Kellerei. 

Er startete als einer der Ersten dieses Experiment im Jahre 2011 an der Küste von Punta Mujeres auf Lanzarote. Dort versenkte er vier Monate lang 50 Flaschen Weiss- und Rotwein in 17 Metern Tiefe im Meer. Das Ergebnis war spektakulär. Heute arbeitet er mit der Unterwasserkellerei Bodegas Submarinas de Canarias bei Poris de Abona auf Teneriffa zusammen. 

Unterwasserlagerung - Was passiert dabei?

Die Flaschen werden horizontal in einer verankerten Stahlbox ausgerichtet und 18 Meter tief, mit einem Druck von 2,8 Bar versenkt. Nur ein Spezialkorken trennt den Wein vom Meerwasser. Durch das Meerwasser wird eine Mikro-Sauerstoffanreicherung erzwungen. Bei gleichbleibendem Druck und einer konstanten Temperatur von 15 bis 17 Grad Celsius wird dem Wein Säure entzogen, gibt ihm Aroma und Milde. Reife Weine verändern ihren Charakter und werden ausgeglichener. Nach mehreren Monaten werden sie „geborgen“. Heraus kommt ein Wein mit einer salzigen Note und eine jungen Farbe - im Gegensatz zur Landlagerung. Junge Weine reifen hier dreimal schneller.

Kurios: Die Unterwasserverkostung

Trinken ist nahezu unmöglich beim Tauchen, aber es geht! In der Unterwasserkellerei von Poris de Abona kann man mittels einer Tauchglocke die köstlichen Weine auf dem Meeresgrund probieren.5) 

Wo gibt es den edlen La Grieta-Tropfen? Das Hauptvertriebsgebiet der La Grieta-Weine sind ausgesuchte Abnehmer auf den Kanaren, dem spanischen Festland, in Deutschland und zum Teil in Japan. Die in limitierter Auflage produzierten Weine werden nur in erlesenen Restaurants angeboten. Den trockenen Weißwein Malvasía Vólcanica Seco 2018 kann man sich beispielsweise im Spar Supermarkt in San Fernando de Maspalomas (Gran Canaria) sichern.             Eva Dienesen

Kontakt

Bodegas Malpais de Máguez, Punta de Mujeres. www.facebook.com/bodega.malpaisdemaguez

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Verweise (siehe: www.viva-canarias.es)

1)Viva Canarias Nr. 38 vom 5. Juli 2013 - Ruta del Vino La Geria – die schönste Weinstraße der Kanaren (Bodegas Auswahl)

2)https://dolanzarote.com/

3)Viva Canarias Nr. 107 vom 18. Nov. 2016

4)Viva Canarias Nr. 140 vom 8. August 2018 „Weinmacher Gabriel Morales Francés über den Boom bei Kanarischen Weinen

5)https://onetwodive.com/de/unterwasser-weinkeller/