Ausgabe Nr.
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J M upload 05.10.2020, Viva Edition 168 | Print article

Weniger Flüchtlinge im August, allerdings starke Anstiege auf den Kanaren

Die Zahl der illegalen Übertritte an den EU Außengrenzen ist in den ersten acht Monaten dieses Jahres um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gefallen. Insgesamt hat Frontex1) 60.800 illegale Grenzübertritte registriert. Der Rückgang ist vor allem an der west- und ostmediterranen Route festgestellt worden. Im Monat August konnte mit fast 9.200 Registrierungen ein Rückgang von 30 Prozent festgestellt werden. Konkret sieht die Situation auf den vier Hauptrouten zum Stichtag 31. August 2020 wie folgt aus:

Zentrale Mittelmeerroute

Mit 4.800 Flüchtlingen fiel die Zahl der illegalen Grenzübertritte auf dieser Route um ein Drittel, doch wurden hier mehr als die Hälfte aller Grenzübertritte an den EU-Außengrenzen registriert.

In den ersten acht Monaten waren es 20.600, also dreimal weniger als im Jahr davor.

Bei einem Großteil handelt es sich um Tunesier, gefolgt von Flüchtlingen aus Bangladesch.

Westliche Mittelmeerroute

Auf dieser Route wurden 1.600 illegale Grenzübertritte registriert, um 7 Prozent weniger als im August 2019. Der kumulierte Jahreswert liegt bei der Hälfte des Vorjahreswerts.

Herkunftsländer sind hauptsächlich Algerien (sechs mal höher als im Vorjahr) und Marokko.

Östliche Mittelmeerroute

Diese Route wählten 900 Flüchtlinge, in etwa der selbe Wert des Vormonats. In den ersten acht Monaten wurden auf der östlichen Mittelmeerroute 14.200 illegale Migranten registriert und sind somit um zwei Drittel zurückgegangen. Die meisten Staatsbürger kommen aus Afghanistan, Syrien und der Türkei.

Westbalkanroute

Im August wurden 1.500 Flüchtlinge auf der Westbalkanroute registriert, um 32 Prozent weniger als im Juli 2020. In den ersten acht Monaten dieses Jahres wurden insgesamt 13.350 Migranten festgestellt, fast doppelt so viele wie im selben Zeitraum 2019. Mehr als die Hälfte der illegalen Migranten kommt aus Syrien und ein weiteres Viertel aus Afghanistan.

 

   In Spanien sind 15.985 illegale Grenzübertritte bis einschließlich 15. September 2020 registriert worden, um 22,1 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs. Stark verlagert hat sich allerdings die Art des Grenzübertritts von terrestrisch auf maritim. Es sind 956 Boote, also um 39,2 Prozent3) mehr, gelandet:

 

- Festland und Balearen: 9.226 Migranten mit 720 Booten (+38,3 %)

- Ceuta: 182 illegale Migranten (-50,8 %)

- Melilla: 9 illegale Migranten auf 4 Booten (-97,2 %)

Situation Kanarische Inseln

- Hier gab es den größten Anstieg mit 190 Booten bzw. 5.121 Menschen sind in diesem Jahr zum Stichtag 15. September an den kanarischen Küsten gelandet (+512,6 %)

Während spanienweit die Zahl der illegalen Grenzübertritte, bedingt durch die Einschränkungen der Mobilität während der Gesundheitskrise2) rückläufig ist, entwickelt sich die Situation auf den Kanarischen Inseln weiterhin prekär. Fast täglich landen an den Küsten illegale Migranten in Flüchtlingsbooten. Schlepperbanden führen diese Route unter dem Namen „Atlántica“ und bringen die kleinen Boote bis knapp an die Küsten. Die verstärkten Grenzkontrollen vor Melilla und Ceuta haben diese Verlagerung der Flüchtlingsströme noch verstärkt.3)

Kanarenpräsident Ángel Víctor Torres unterstrich in diesem Zusammenhang bei einer Pressekonferenz vom 31. August 2020 die Notwendigkeit, zusätzliche Zentren für die Aufnahme zu eröffnen, um eine menschenwürdige Unterbringung zu gewährleisten. Es könne nicht sein, dass beispielsweise hunderte Menschen im Hafen von Arguineguín tagelang auf die weitere Betreuung warten müssen, so Torres.

Zudem werden dringend zusätzliche temporäre Notaufnahmezentren für unbegleitete Minderjährige benötigt, deren Zahl sich von 2019 auf 2020 mehr als verdoppelt hat (328 vs. 757). Neun zusätzliche Zentren wurden bereits eingerichtet, doch werden weitere Unterbringungsmöglichkeiten und Ressourcen benötigt. Die Kanaren verfügen heute über weniger Ressourcen als vor zehn Jahren, so der Kanarenpräsident weiter.

Torres wies darauf hin, dass die Konzepte der EU für die Kanarischen Inseln als ultraperiphere Region scheitern und forderte Solidarität.

Zudem müssen die Prozesse für die Weiterleitung der illegalen Migranten auf das europäische Festland definiert und forciert werden. Diesbezüglich sind weitere Gespräche mit der Zentralregierung Madrid geplant.

FAKTEN:  ASYLANTRÄGE IN SPANIEN

Im Jahr 2019 gingen 118.264 Asylanträge in Spanien ein, mehr als das Doppelte des Jahres zuvor. 80 Prozent stammen aus dem lateinamerikanischen Raum. Einem von 20 Flüchtlingsanträgen wird stattgegeben, weit unter dem EU-Durchschnitt, der bei 30 % liegt. Die Venezolaner nehmen den höchsten Anteil der Antragsteller ein, gefolgt von Kolumbien und Honduras.

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1)Quelle: Frontex vom 10.9.2020. Es handelt sich um vorläufige Werte, da es zu nachträglichen Meldungen kommen kann.

2)Viva Canarias Nr. 166 vom 1.8.2020 „Flüchtlingssituation in Spanien, Asylzentren“

3)Ministerio del Interior (Innenministerium Spaniens)