Ausgabe Nr.
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J M upload 04.02.2021, Viva Edition 172 | Print article

Barranco de Guayadeque - das Tal der Quelle zur Mandelblütenzeit 2021

Barranco de Guayadeque mit üppiger Vegetation

Die Naturgewalt ‚Wasser‘ hat mit ihrer Komplizin ‚Zeit’ ihre Fußspuren auf beeindruckende Weise, in Form der Schlucht des heutigen Barranco de Guayadeque hinterlassen.

Das etwa 20 km lange Tal im Osten von Gran Canaria beginnt im zentralen Bergmassiv auf 1.919 Metern Höhe und zieht sich südostwärts hinab bis zur Küste. Die Schlucht trennt formal die Gemeinden Ingenio und Agüimes.

Hier demonstriert die Natur auf beeindruckende Weise, wie sie mannigfaltige Ausprägungen auf unserem Minikontinent einnehmen kann. Vom gemäßigsten Bergklima mit reichlich Niederschlägen mündet das Tal in den steppenartigen Küstenbereich. Vorweg: Der Barranco de Guayadeque ist einer - wenn nicht sogar der schönste auf Gran Canaria.

Vom fließenden Wasser

Der altkanarische Name dieser Schlucht bedeutet „Ort des fließenden Wassers“, worauf heutzutage noch die üppige Vegetation schließen lässt. Es gibt zwei wasserführende Stollen im Tal: Cuevas Muchas mit einer Länge von 8,5 km und Boca de la Sierra mit fünfhundert Metern Länge. Durch die intensive Nutzung dieser Stollen ist der Grundwasserspiegel des Tals gesunken. Das führte zum Austrocknen einiger Wasserquellen, was wiederum den Feuchtigkeitshaushalt negativ beeinflusst und eine Verringerung der Pflanzenarten nach sich zieht.

Diese Zone zählt zudem zu den ältesten Ansiedlungen der indigenen Bevölkerung, die schon vor 1.500 Jahren hier Fuß fasste. Davon zeugten und zeugen unzählige Funde, die meisten davon befinden sich im Museo Canario in Las Palmas de Gran Canaria. Der Barranco de Guayadeque ist also nicht nur Naturschutzgebiet, sondern wurde aufgrund der bedeutenden archäologischen Funde am 21. Juni 1991 auch zum archäologisches Kulturgut erklärt.

Obwohl sich ein Ausflug zu jeder Tageszeit lohnt, ist er in den Morgenstunden noch um eine Nuance schöner. Da dieses eng zulaufende Tal auf beiden Seiten von steileren Felswänden umgeben ist, dringt die Sonne nur kurze Zeit ein. Wer die Talsole außerhalb der ‚Schattenzeit‘ erlebt hat, der wird mir recht geben, dass ein Besuch während der ‚Sonnenstunden‘ noch erfreulicher ist. Jetzt in der Winterzeit wäre das in etwa von 8.30 bis 10.30 Uhr.

… und blühenden Mandelbäumen

Ein weiteres Highlight: Die Blüten der Mandelbäume bereiten sich auf ihren alljährlichen großen Auftritt vor und heißen die Besucher mit ihrer rosa-weißen Pracht willkommen. Wie Diamanten setzen sie noch bis Februar glanzvolle Akzente in dem ohnehin paradiesischen Umfeld.

Wenn die Coronavirus-Pandemie auch nur etwas Gutes mit sich bringt, obwohl diese Formulierung eigentlich einen Afront ist, dann ist es die Möglichkeit, die Natur auf eine viel intensivere Weise erleben zu können. Jetzt sind die schönsten Gegenden nicht mit Touristen oder anderen Ausflüglern überlaufen. Sie können ihren Touren mit Müßiggang nachgehen, ohne Stress, Lärm oder Hektik. Auf geht’s!

Die Zeit steht (nicht) still und die Natur lebt uns das vor

Der Barranco de Guayadeque befindet sich in unmittelbarer Nähe von Agüimes und ist durch die gute Beschilderung leicht zu finden. Sobald Sie in das Tal einfahren, tauchen Sie in eine andere Welt ein. Die beiden dicht und vegetativ abwechslungsreich bewuchterten Hänge breiten die Arme aus und heißen Sie willkommen. Gleich am Anfang befindet sich linker Hand das sogenannte Centro de Interpretación, wo wissenswerte Informationen über die Funde und das Leben der Altkanarier veranschaulicht sind. Allerdings ist in der aktuellen Gesundheitskrise nur sporadisch geöffnet.

Ungetrübter guter Stimmung führt uns die seiden anmutende Straßen tiefer hinein in den Barranco und die Flanken nähern sich dezent. Große Eukalyptusbäume thronen bereits am Taleingang, das nun in verschiedensten Grün-Nuanchen brilliert. Je tiefer Sie vordringen, desto mehr blühende Mandelbäume sorgen für farbliche Akzente in diesem magischen Licht der Morgenstunden.

Leben in einer Höhle anno dazumal … und heute

Begleitet vom Vogelgezwitscher passieren wir nach wenigen Kilometern das Minidorf Bermeja Cuevas, das durch die Skulpturen der Altkanarier am Eingang einfach nicht zu übersehen ist. Hier befindet sich zudem eine Höhlenkapelle im Haus Nummer 17, das leider im Moment ebenfalls nicht geöffnet hat. Sie wurde erst 2010 restauriert und war ein beliebter Touristenmagnet.

Die Altkanarier wählten die Höhlenbehausung nicht zuletzt wegen ihrer schwer zugänglichen Lagen an steilen Hängen. Sie waren somit schwer zu erklimmen - ein idealer Schutz vor möglichen Feinden. Die „casas cuevas“ haben ein ideales Wohnklima, im Winter warm und im Sommer kühl.

Wohnen in der Höhle? Ja, sogar heute schätzen die Kanarier diese Form der Behausung wenngleich die Annehmlichkeiten des Fortschritts, siehe Strom und fließendes Wasser, Einzug gehalten haben. Aktuell leben noch über 2.200 Menschen in solchen „Casas cuevitas“. Die meisten dieser Höhlenwohnungen, sei es in Artenara oder hier, haben einen modernen Zubau, wo Küche, Bad und andere Räume angebaut wurden. Im hinteren Bereich befanden bzw. befinden sich zumeist die Schlaf- und Wohnräume.

Das Höhlenrestaurant Grillrestaurant La Guayadeque (Eingang - siehe Foto o. re.) hat geöffnet. Aufgrund der aktuellen Alarmstufe 3 auf Gran Canaria sind zwar die Innenräume geschlossen, doch ist der Terrassenbetrieb aktiv. Hier können Sie regionale kanarische Gerichte mit der Herzlichkeit der Canarios genießen, die sich über wirklich jeden Gast freuen. Verständlich in Zeiten von Covid-19 und der damit verbundenen Maßnahmen (Kontaktinfo - siehe Kasten am Ende des Berichts).

Montañas de la Tierra

Wir setzen unsere Fahrt durch dieses wunderschöne Naturschutzgebiet fort. Die Straße steigt nun stetig an. Wir sehen Bienenkästen an den steilen Felswänden und fragen uns, wie fit die Imker hierzulande wohl sein müssen. Die süße Versuchung „Miel de Guayadeque“ kann inzwischen in vielen Lebensmittelgeschäften erworben werden. Nach ein paar Minuten erreichen wir die letzte Ansiedlung „Montañas de las Tierras“. Hier endet die asphaltierte Straße an einem kleinen Parkplatz.

Scharf schneidet sich das Tal in die Tiefen während, am Horizont dichte Wolken die Küste und das Meer bedecken und Augenblicke der Muße offenbaren (siehe Foto li.). In diesem kurzen Moment bedauere ich es nicht, dass wir derzeit kaum Touristen auf der Insel haben und man die schönsten Naturjuwele der Insel fast für sich alleine hat.

Der leuchtend grüne Grasteppich wird mit herrlich blühenden Mandelbäumen geziert, die Sie den ganzen Februar über genießen können. Holzschilder weisen auf verschiedene Wanderrouten hin, wie z. B. die Lereta und El Surco.

Kontakt

Bar Restaurante Guayadeque (bei der Höhlenkirche)
Cueva Bermeja 23
Tel.: (0034) 928 178 744 und 928 092 017
barrestauranteguayadeque@gmail.com