„Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzählen“1) und das gilt im Besonderen bei Reisen auf die Kanarischen Inseln zu Weihnachten und Silvester, denn hier gibt es einige Besonderheiten, die wir in unserer Heimat nicht kennen. Damit meine ich nicht den nicht vorhandenen Schnee, sondern spezifische, regionale Bräuche und Traditionen.
Xmas - läuft länger
Die Weihnachtszeit läuft bis zur Bescherung am Dreikönigstag im Januar, also deutlich länger. Erst dann hat für die meisten Kinder das Warten ein Ende, wenn die „Reyes Magos“, also die drei Weisen aus dem Morgenland, ankommen. In Anlehnung an dieses biblische Ereignis werden auf den Kanarischen Inseln in vielen Städten fulminante Dreikönigsumzüge2) veranstaltet. Unter frenetischem (Kinder)Jubel ziehen sie samt Hofstaat in einem Festzug durch die Straßen und bringen den Schlüssel zur Stadt, welcher die Türen zu den Geschenken öffnen soll. Bei diesem großen Kinderspektakel folgen berühmte Disneyfiguren in aufwändigen Kostümen. Die Schulferien sind gespickt mit unzähligen Kinderveranstaltungen.
Doppelt gemoppelt: Hollywoods Einfluss
Der Weihnachtsmann (papa noel) war anno dazumal auf dem Archipel ein nahezu unbekanntes Wesen. Auf den spanischen Weihnachtskarten, die aus alten Zeiten stammen, sind nur Krippendarstellungen und reichlich Engelchen zu sehen. Und wenn der rot gekleidete Gabenbringer doch einmal auf einem weihnachtlichen Grußkärtchen auftauchte, dann war es ein von den Engländern mitgebrachtes Kärtchen, auf dem ihr Santa Claus abgebildet war.
Heutzutag bringt der Weihnachtsmann meist bereits zu Weihnachten ein kleines Geschenk, um die Wartezeit zu versüßen.
Noch in den frühen 1980er Jahren war vorweihnachtlicher Schmuck in den Straßen der Inselstädte- und Orte nahezu unbekannt. Weihnachtliches Dekorationsmaterial, wie wir es von zu Hause kennen, boten in dieser Zeit nur die „Kaufhäuser der Engländer“ und die damals auf den Inseln noch sehr jungen schwedischen Möbelhäuser an.
Erst als die sonnenhungrigen Urlauber in immer größerer Anzahl das Weihnachtsfest auf den Kanaren verbrachten und zahlreiche Feriengäste am Heiligen Abend das gewohnte weihnachtliche Flair vermissten, kam jedes Jahr ein bisschen mehr Weihnachtsschmuck- und Zubehör auf die Inseln. Und den Insulanern gefielen die neuen Weihnachtsdekorationen, die auf den Kanaren allerdings etwas arg bunt arrangiert werden.
Christbaum ohne ‚Duft und Tadel‘
Tannen oder Fichten für einen ‚echten Baum‘ zu finden, ist schier unmöglich. Da bieten sich die Plastikbäume an und zudem kommen sie mehrere Jahre zum Einsatz. Inzwischen gibt es qualitativ hochwertige künstliche Weihnachtsbäume, die zumindest visuell sehr gut an die klassischen Bäume aus der freien Natur heranreichen.
Auf dem Archipel kommt für die „Nochebuena“ seit jeher diese Variante zum Einsatz, nicht weniger aufwändig geschmückt, Nur das mit dem Duft will sich nicht so wirklich einstellen. Im bunten Lichtermeer erstrahlen die wichtigsten Einkaufsstraßen und -zentren. Sogar Palmen werden geschmückt, was an heißen, sonnigen Tagen äußerst exotisch anmutet. In den Nachtstunden allerdings versprühen sie eine charmante Atmosphäre, fast schon weihnachtlich.
Shopping ohne Ende
Die Jagd nach einem passenden Geschenk nimmt auch auf den Kanarischen Inseln mitunter überbordende Ausmaße an, egal, ob es die eigene Geldbörse zulässt oder nicht. Viele moderne Shoppingzentren haben in der letzten Dekade ihre Pforten geöffnet und bieten unzählige Möglichkeiten an. Angesagte Modehäuser, Parfümerien, Schuh- und Elektronikgeschäfte etc. Und das Tolle ist, dass die Einkaufszentren viel längere Öffnungszeiten haben, zumindest bis 22.00 Uhr, und im Monat Dezember oftmals auch sonntags öffnen. Wir haben die besten Shopping-Zentren für Sie zusammengetragen (siehe Xmas Shoppen – die besten Einkaufszentren auf Gran Canaria und Shoppen - Ihre Konsumentenrechte im Überblick ).
Tipp: Wer von enorm hohen Rabatten während dem Winterschlussverkauf (rebajas de invierno) profitieren möchte, der sollte bis nach dem Dreikönigstag warten, denn dann startet die Rabattschlacht der Geschäfte und dauert zwei Monate in der Autonomieregion der Kanarischen Inseln.
Ihre Konsumentenrechte: Falls einmal etwas schief gehen sollte, können Sie reklamieren und ihre Waren umtauschen bzw. das Geld zurückverlangen. Auch preisreduzierte Waren müssen frei von Mängeln sein. Ihre Konsumentenrechte haben wir umfassend ausgearbeitet und ebenfalls zum Nachlesen auf unserer webseite zur Verfügung gestellt.3)
Essen und trinken ... bis zum Umfallen
Die Familie bzw. Familientreffen stehen eindeutig im Vordergrund und dann wird geschlemmt ohne Ende. Viele von uns stellen sich gedanklich schon ein, in der Weihnachtszeit einige Pfunde mehr auf die Waage zu bringen, doch das scheint die Einheimischen nicht davon abzubringen. Fisch- und Meeresfrüchte und die Pata de cerdo stehen ebenso an, wie einige nicht wegzudenkende Spezialitäten:
Jamón serrano, das Aushängeschild der spanischen Gastronomie darf zu Weihnachten in keinem spanischen Haushalt fehlen. Üblicherweise werden die Schinken im ganzen Stück gekauft und in einer entsprechenden Halterung eingespannt, so dass zwischendurch immer wieder von diesem Gaumenschmaus genascht werden kann. Am besten schmeckt dieser in hauchdünn geschnittenen Scheiben, eine wahrhafte Kunst und Herausforderung für Laien. Jetzt kommen Sie jedenfalls am enormen Angebot in den Geschäften nicht vorbei. Allerdings sollten Sie die Qualitätsunterschiede beachten, die sich im Geschmack und auch im Preis widerspiegeln. Dies hängt von der Rasse und Ernährung der Tiere ab, von der Reifezeit des Schinkens, dem Ursprung etc. (Details - siehe Jamón Serrano - die Qualitätsunterschiede )
Geschenkidee: Guter Jamón Serrano Schinken im Ganzen. Oft werden diese bereits mitsamt Halterung, Schneidemesser und Schinkenabdecktuch im Set verkauft.
Ein Quäntchen Glück zur Weihnachtslotterie
Richtig spannend wird es in Spanien aber erst am Morgen des 22. Dezember, wenn in Madrid die Ziehung der Weihnachtslotterie beginnt. Millionen von Menschen sitzen dann vor dem Fernseher oder vor dem Radio, wenn die Auslosung um 9.00 Uhr morgens beginnt. Sie alle hoffen auf „El Gordo“ (dt. der Dicke), auf den großen Gewinn.*
Körbe schenken - ohne Kränkung
Wer in Spanien zu Weihnachten einen Korb erhält, braucht sich nicht zu kränken, sondern kann im Gegenteil sich über den köstlichen Inhalt freuen. Geschenkkörbe (Cesta de Navidad) mit allerlei Delikatessen zu verschenken ist in Spanien sehr weit verbreitet. Viele Geschäfte und Supermärkte bieten diese bereits als Set arrangiert an, samt Halterung, Tuch zum Abdecken und einem Serrano-Schneidemesser.
Geschenkidee: Einen mit regionalen Spezialitäten zusammengestellten Korb verschenken, der auf den individuellen Geschmack der oder des Beschenkten eingeht und aufgewertet mit ‚regionalen Gustostückerl‘, wie z. B. hiesigen Rum, Honig, Käse oder Wein.
Für Naschkatzen
Turrón ist eine typische Weihnachtssüßigkeit in Spanien, die ihren Ursprung in der arabischen Küche hat. Abgepackt wie eine Tafel Schokolade handelt es sich um eine extrem süße Masse aus Mandeln, Honig, Zucker und Eiweiß. Allerdings ist Turrón extrem hart und nur für Menschen mit kräftigen Zähnen zum Verzehr geeignet. Es gibt ihn in vielen Varianten, wie z. B. mit dunkler oder weißer Schokolade, mit Mandelstücken etc. Wer sich dieser Kalorienbombe hingibt, bekommt die Rechnung als sattes Hüftgold serviert.
_______________________
*Ergänzt online am 7. Dezember 2022
Siehe auch
Krippenkultur auf Gran Canaria: Ruta de Belenes 2022 - die Highlights
Feliz Año Nuevo! Silvesterfeiern Dezember 2022
