Ausgabe Nr.
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J M upload 29.04.2022, Viva Edition 187 | Print article

Santa Lucía: Der Geschmack von Tirajana in La Fortaleza

Umgeben von den tiefen Schluchten des Tirajana Beckens thront die natürliche Felsformation La Fortaleza wie eine Burg oben auf und dominiert die Umgebung. Ende 2015 entdeckten die Archäologen Reste einer Ansiedlung der Altkanarier und nach wie vor wird emsig an der Freilegung der Fundstücke gearbeitet. 

Einst war es ein Versammlungsplatz AltkanarierInnen. Offenbar wurde diese Zone von der indigenen Bevölkerung bis ins 16. Jhdt. bewohnt und das sehr schmale Plateau am Dach dieses steil in den Himmel ragenden Felsens diente darüber hinaus als Kultplatz. Dort oben wurden diverse Riten zelebriert, bei denen es oftmals darum ging, um Regen zu bitten oder die Fruchtbarkeit von Frauen heraufzubeschwören. Wir berichteten umfassend1) - siehe QR-Code.

Lange Zeit war dieses archäologische Juwel primär ein Ausflugsziel mit interessanten Ausblicken, insbesondere aus dem Inneren des Tunnels, der durch das Massiv führt (siehe Foto u.). Linker Hand am Ende dieses Tunnels führt ein Trampelweg rund um die La Fortaleza, allerdings sollten Sie dazu schwindelfrei sein, denn ein steil abfallender Hang flankiert sie auf diesem Weg. Empfehlenswert.

Spätestens 2018 wurde sich auch die Kulturabteilung der Inselregierung über die enorme ethnographische Bedeutung von La Fortaleza, die der Archäologe Marco Antonio Benítez mit viel Geduld, Leidenschaft und Beharrlichkeit bei den Behörden einforderte, bewusst. Er ist maßgeblich an den Ausgrabungen beteiligt und kennt alle Hintergründe und Details. Schließlich wurden von der Inselregierung entsprechende Budgetmittel für die weitere Erforschung zur Verfügung gestellt. Zudem  wurde 2019 das Interpretationszentrum eröffnet. 

Ein Museum La Fortaleza muss her

Dieses befindet sich auf der GC-651, knapp einen Kilometer von der natürlichen Felsenfestung entfernt und heißt ebenfalls La Fortaleza.
In dieses moderne Gebäude wurden intelligent durchdachte, ethnographische Aspekte integriert. Die Steine für die Fassade stammen beispielsweise aus der Zone vor La Fortaleza und der Grundriss ist maßstabsgetreu errichtet worden. Die Räume wurden analog der realen Felsformationen Grande, Chica und Titana, die sich auf ein und demselben Basaltmassiv befinden, in einer Fluchtlinie ausgerichtet.
Neben den archäologischen Funden ist der kleine Vorführungsraum erwähnenswert, denn dort wird den Besuchern in einem 15-minütigen Dokumentationsfilm Einblick in das Alltagsleben der AltkanarierInnen anno 1.100 n. Chr. geboten - Originalsprache inklusive. Diese Passagen wurden zum besseren Verständnis untertitelt.

Neue Spuren ...

2020 widmete sich die Sonderausstellung „Die verlorene Zeit“ (El tiempo perdido) den anthropologischen Gesichtspunkten der AltkanarierInnen, im wahrsten Sinne der Semantik. Anhand von 40 Merkmalen eines Frauenschädels wurde deren Gesicht, wie beispielsweise die Augenfarbe, Haare, Gesichtsform etc., rekonstruiert Dieses Projekt lief unter dem Namen Humiaga 977, die Registrierungsnummer dieses Schädelknochens aus dem Museo Canario,4) der die Basis für die forensische Gesichtskonstruktion bildete.

Der Geschmack von Tirajana

Passend zum Día de Canarias startet erstmals im Monat Mai eine neue Initiative mit dem Namen „Sabores de Tirajana“, die monatlich auf der Terrasse des Museo La Fortaleza kanarische Agrarerzeugnisse aus der Gemeinde Santa Lucía  in den Mittelpunkt rückt.
Ein Experte leitet die jeweiligen Degustationen und vermittelt den TeilnehmerInnen in kleinen Gruppen wissenswerte Hintergrundinformationen über das Produkt.  Ein außergewöhnlicher Tag in der Arqueoteca von Tirajana.                       jm
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Verweise (siehe www.viva-canarias.es)
1)Viva Canarias Nr. 101 vom 16.5.2018 „Spektakuläre Archäologiefunde bei La Fortaleza“
2)Viva Canarias Nr. 167 vom 1.9.2020 „Die verloren gegangene Zeit - Sonderausstellung in La Fortaleza“
3)Viva Canarias Nr. 92 vom 26.02.2017 „Neueröffnet: Interpretationszentrum La Fortaleza, Festung der Altkanarier“
4)Viva Canarias Nr. 151 vom 6.05.2019 „Museo Canario“