Ausgabe Nr.
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J M upload 31.01.2019, Viva Edition 148 | Print article

Trend: Glamping - hier im Bubbletent in Tejeda

Vor zwei Jahren machte ich mit den Outdoor Profis Climbo eine Abenteuer ‚Light‘ Tour, nämlich eine Kajaktour mit anschließender Wasserseilrutsche. Diese werde ich mein Leben lang nicht vergessen, vor allem weil sie mir aufgrund des hohen Wellengangs eher „super heavy“ vorkam. Die beiden Jungunternehmer Guillermo und Carlos haben zudem ein ausgezeichnetes Buch über Outdoor-Aktivitäten auf Gran Canaria publiziert, intelligent aufbereitet und gut bebildert. Jede einzelne Tour ist vom kanarischen Tourismusministerium abgesegnet worden und sie arbeiten seit Jahren eng mit den offiziellen Stellen, wie z. B. der Organisation Gran Canaria Natural & Active des jährlich stattfindenden Gran Canaria Walking Festivals, zusammen.

Nun riefen mich die agilen Jungs in das schöne Tejeda, um mir ihr neuestes Geschäftsfeld vorzustellen. Glamping mit ihrem neuen Projekt Bubbletent. Beide Begriffe waren mir neu - doch dazu später. Das schmucke Bergdorf im Herzen der Insel ist immer einen Besuch wert und jetzt während der Mandelblüte erst recht (siehe Bericht in dieser Ausgabe). Wir kamen am späten Nachmittag auf der Finca La Isa an und parkten unser Auto. Der Ausblick auf die goldfarbenen Silhouetten der Bergrücken und Felsformationen, wie z. B. der Roque Bentayga (Kultstätte der Altkanarier) oder der Roque Nublo (Nebelfels) wirkte geradezu magisch. Die Stille in dieser Abgeschiedenheit und die frische saubere Luft in dieser Höhe mit all ihren Gerüchen und Klängen drückte augenblicklich auf unseren Entspannungsknopf. Ein Trampelweg führte uns die letzten hundert Meter zum Objekt der Begierde: Das Bubbletent.

Die kugelrunde Idee

Das weiße etwa drei Meter hohe kugelförmige Zelt hob sich unwirklich von der üppigen Natur ab. Es war auf einer eigens erstellten Holzterrasse installiert worden, wo uns die Gastgeber und ihre Freunde schon erwarteten. Das Bubbletent, also das Zelt, ist selbststehend und funktioniert mit einem Innendruck. Aus diesem Grund muss die ‚Tür’ geschlossen bleiben und man kann es durch einen Vorraum, der als eine Art Schleuse funktioniert, betreten. Doch das innere hat mit einem herkömmlichen Zelt nicht viel gemein. Hier schläft man in einem normalen bequemen Bett. Es gibt sogar eine Heizung, damit man in den kühleren Nachtstunden nicht frieren muss.

An einer Seite ist der Zugang zum ‚Bad‘ mit Dusche und Toilette. Der Vorraum ist zugleich eine Art ‚Miniküche’ mit Kühlschrank und Kaffeemaschine.  Auf einem Tischchen steht ein Tableau mit etwas Käse, Schinken und einer Flasche Wein und zwei Gläsern ...  „Alle unsere Produkte sind hochwertig und stammen von regionalen Landwirten und Produzenten und allesamt sind ökologisch. Sogar das Shampoo, das aus  kanarischen Bio-Bananen gewonnen wird. Darauf legen wir großen Wert“, erläutert Carlos.

Man hat alles, was das Herz begehrt und unweigerlich meint man die Welt liegt einem zu Füßen. Nichts als Stille und Natur und trotzdem mit einem hohen Sicherheitsgefühl. Ein weiterer Clou sind die Stimmungslichter, die man je nach Laune auf rosa, grün, türkis etc. schalten kann - fantastisch. Die Front des Zeltes besteht aus einem durchsichtigen Kunststoff und gibt somit den herrlichen Blick auf die spektakuläre Landschaft frei. Genial.

Die Idee aus „Down Under importiert“

Guillermo hat das Bubbletent vor einigen Jahren in Australien gesehen und seitdem ging ihm dieses nicht mehr aus dem Kopf. Dieses hier in Tejeda ist ihr erstes aus einer Reihe von weiteren geplanten. Er führt aus: „Organisatorisch war dies gar nicht so einfach, denn es ist weit mehr als ein Zelt zu installieren. Wir benötigten die Infrastruktur, wie z. B. Wasser und Strom. Das Wichtigste für uns war die richtige Umgebung mit dem Extra Kick zu finden. Und dann hatten wir eine Reihe an administrativen und bürokratischen Hürden zu meistern.“ erklären mir die Jungunternehmer.

Das trifft heutzutage allerdings für alle Geschäftsbereiche zu und ich kann mir vorstellen wie schwierig es sein muss, die Genehmigung für ein touristisches ‚Produkt‘ abseits der Massenware zu erhalten.

Glamouröses Camping

Das Wort setzt sich zusammen aus „glamourous camping“, einem weltweit eingesetzten Trend. Es ist die Sehnsucht nach einem außergewöhnlichen Naturerlebnis ohne dabei auf die Annehmlichkeiten der Zivilisation verzichten zu müssen, wie z. B. Dusche, Strom etc. Die Faszina

tion beispielsweise in einem Baumhaus, in einer Fischerhütte oder, wie hier, in einem Zelt. Zwar fand das Wort Glamping erst im Jahr 2016 seinen Weg in das Oxford Dictionary, doch existierte es im Prinzip schon seit Jahrhunderten. Die extravaganteste Ausprägung fand im Juni 1520 im Rahmen eines diplomatischen Treffens zwischen König Heinrich VIII. und Frankreichs Francis I. statt. In der Verfilmung von Agatha Christie’s „Tod auf dem Nil“ können wir uns das Glamping Anfang des 20. Jhdts. ansehen.

Astrotourismus

Carlo erläutert: „Die Idee ist, dass jedes Bubbletent individuelle Vorzüge bietet. Das Alleinstellungsmerkmal von jenem in Tejeda liegt in der Aussicht und in der hohen Qualität des Himmels. Da kaum Lichtverschmutzung vorhanden ist, sieht man die Sterne noch intensiver leuchten.

Es ist quasi ein fünf Millionen Sterne ‚Hotel‘. Der Astro-Tourimus boomt und seit Dezember 2017 hält Gran Canaria das Zertifikat‚ Turístico Starlight‘ von der Inselregierung. Gegenwärtig arbeitet man von offizieller Seite an entsprechenden Ausbildungskonzepten für sogenannte „Sternen-Führer“, die auf kompetente Weise diese Wachstumssparte im Individualtourismus bedienen können. Das multinationale Team besteht auch fachlich gut ausgebildeten Mitgliedern verschiedener Berufssparten, von Industriedesign und Architektur bis hin zu Betriebsführung und Tourismus.

Aus diesem Grund haben sich die beiden Jungunternehmer mit der Tourismusexpertin Svenja Weil zusammen getan, um diese Nische professionell zu bedienen. Die Deutsche hat Tourismus in München studiert und machte vor drei Jahren ihr Praktikum bei den Outdoor Profis von Climbo. Ihre große Liebe für Spanien erkannten schon ihre Eltern, die ihr prophezeiten eines Tages hier zu leben. Und siehe da - Beruf und dann auch die Liebe haben Svenja dazu bewogen nun ihre ‚Zelte hier aufzuschlagen‘.

Starlight Destination ...

Guillermo erläutert: „Wir haben den Vorteil, dass wir seit Jahren eine umfassendes Know-How im Aktivtourismus und Outdoor Bereich haben und das in Ergänzung zum Bubble Tent Abenteuermodule anbieten können. Man kann also nicht ‚nur‘ die Übernachtung im Zelt buchen, sondern auch weitere  Freizeitaktivitäten in der Natur, z. B. eine Klettertour. Gegenwärtig arbeiten wir für die Genehmigung des ersten Klettersteigs (vía ferrata) auf Gran Canaria. Carlo führt weiter aus: „Auf Wunsch können wir sogar einen professionellen Astronomieführer (Monitores Astronómicos Starlight) samt entsprechend starkem Teleskop für die Sternbeobachtung organisieren und genau das wollen wir in Zukunft forcieren.“

Anm.: La Palma setzt seit über 20 Jahren auf diese Tourismussparte und hat das erste Gesetz zum Schutz der Lichtverschmutzung ratifiziert - siehe Gran Canaria Walking Festival 2017 (Route 4): Astronomie und Observatorien

Diese Nische bietet Potenzial und auch die Sternbeobachtung. Das Observatorium Temisas nahe Agüimes hat im vergangenen Jahr einen Besucheranstieg von über 30 Prozent verzeichnen können. Auch die UNESCO bescheinigt Gran Canaria aufgrund der hohen Qualität der Sichtbarkeit der Sterne die Destination Starlight. Die Sternbeobachtung hatte schon bei der indigenen Bevölkerung einen hohen Stellenwert und so befinden sich einige astronomische Beobachtungsstellen verteilt auf der ganzen Insel, das unter dem Begriff Arqueoastronomía (Archäologie und Astronomie) zusammengefasst wird.

Vorschau: Climbo und Bubbletent planen im Juni ein mehrtätiges Seminar zu veranstalten, bei dem es um die Forcierung von Gran Canaria als Starlight Destination geht. Neben Workshops und Ausflüge zu archäologischen Fundstellen (z. B. La Fortaleza, Bentayga, Risco Caido etc.) sind auch Nachtwanderungen und Sterneobachtungen geplant. Wir berichten gesondert.

Fazit

Wer Lust hat Neues zu probieren, der kommt voll auf seine Kosten. Der Luxus ist mehr als die Bequemlichkeiten im Zelt und die Qualität der Produkte. Es ist die Chance die einzigartige Natur auf intime Weise zu erleben, abseits von Menschenmassen. Die Abgeschiedenheit bietet auch jede Menge romantische Momente und eignet sich daher für Pärchen ideal. Bei diesem Zelten auf hohem Niveau fehlt eigentlich nur noch der Butler.

Der Preis von 274 Euro für zwei Personen beinhaltet Frühstück und Abendessen (kalt), eine Orientierungsmappe Astronomie samt einem QR Code zum Download einer App. Damit können Sternenkonstellationen spektakulär nachvollzogen werden, selbst für einen Laien. Ein Teleskop ist vor Ort fix installiert. Dem Abenteuer unser Universum zu erkunden steht nichts mehr im Weg.

Kontakt

Bubbletent Canarias
Tel.: (+34) 635 794 183 (Deutsch)
WhatsApp (+49) 176 963 36 664
booking@bubbletentcanarias.com
https://bubbletentcanarias.com

Services:

Check-in: 16.00 Uhr, Check-Out: 11Uhr. Optionale Zusatzleistungen (müssen im Vorfeld reserviert werden), wie z. B. Beobachtung von Flora und Fauna, geführte Wanderungen, klettern, Klettersteige, Vogelbeobachtungen, Fotosafari, Yoga, Gruppenexkursionen ...

 

1)Viva Canarias Nr. 83 vom 25.09.2015 - Observatorium mit Meteoritenmuseum

2)Viva Canarias Nr. 103 vom 26.08.2016 - Kayak Tour mit Climbo - Abenteuer 'light'

01: Blick auf Tejeda

02: Alle Produkte (Wein etc.) stammen von regionalen Anbietern

03: Das Zelt ist beheizt und verfügt über einen kleinen Vorraum und ein Bad samt Toilette

04: Sensationeller Sternenhimmel

05: Foto oben v. li.: Bubbletent Unternehmensgründer - Guillermo Sanahuja, Carlos Romay und  Svenja Weil