Mit der (Wieder)Entdeckung der Neuen Welt durch Christoph Kolumbus, bei der auch die Kanarischen Inseln eine Rolle spielten, nahm das Wettrennen um die Vormachtstellung der Königshäuser in ‚good old Europe’ sowie der Kampf um gewinnbringende neue Territorien Fahrt auf. Es schien keine Hürden für Spanien auf seinem Weg ins „Goldene Zeitalter“ (Siglo de oro) zu geben, wären da nicht auch die anderen ambitionierten Länder gewesen, wie z. B. Portugal, England, Frankreich und Holland. Die letztgenannten drei schlossen sich 1566 sogar zusammen, um mit vereinter Kraft Attacken gegen das immer mächtigere Spanien zu führen. Dieser Pakt ging als die „Invasion de los Ingleses“ in die Geschichtsbücher ein.
Von den Konsequenzen blieben auch die Kanarischen Inseln nicht verschont, auch wenn sie weit weg vom Festland waren. Immer wieder war der Archipel Ziel von Angriffen durch Piraten und Freibeuter. Und obwohl die damals noch dünn besiedelten Eilande den feindlichen Attacken wenig entgegenzusetzen hatten, also weder über entsprechend Ressourcen noch über ausreichend modernes Kriegsgerät verfügten, machten sie es mit Mut, Kampfgeist und Einfallsreichtum wett.
Angriffe ‚en masse‘
Einige schicksalsträchtige historische Ereignisse haben sich ins kollektive Bewusstsein gegraben. In Memoriam an diese haben sich einige mitunter kuriose Bräuche bei diversen Volksfesten entwickelt.
Auf Fuerteventura wird in originalgetreuen Kostümen an originären Schauplätzen die Schlacht von Tamasite aus dem Jahr 1840 erinnert, die angeblich dank Hilfe von Erzengel Michael gelungen ist. (Anm. d. Red.: Mehr Information über dieses kuriose Fest finden Sie am Ende dieses Berichts, wird online ergänzt, da es bei Redaktionsschluss noch nicht vorgelegen hat. Interessante geschichtliche Hintergründe zu diesem einzigartigen, zum Nationalen Touristischen Interesse deklarierten Fest - finden Sie hier: Historische Schlacht von Tamasite aus 1740 - Volksfest von nationalem touristischen Interesse ).
Die ‚schnelle Invasion‘
Auf Gran Canaria blieb der Versuch der ‚schnellen Invasion‘ von Las Palmas de Gran Canaria durch Sir Francis Drake am 6. Oktober 1595 im kollektiven Gedächtnis. Die ‚Inseln des ewigen Frühlings‘ waren eben nicht so einfach zu okkupieren. Wir drehen die Uhren zurück.
Mit einem Kaperbrief von Königin Elizabeth I. von England waren der Freibeuter und John Hawkins mit einer 500-Mann starken Besatzung auf 47 Schiffen auf den Weg in die Karibik. Sie wollten vor der Überquerung des Atlantiks noch Proviant fassen. Wieso nicht gleich ‚en passent‘ Las Palmas de Gran Canaria einnehmen? Die Stadt war vom Meer aus, auf Höhe La Isleta, gut zu erreichen und zählte damals keine 10.000 Einwohner. Doch es sollte anders kommen …
Am 4. Oktober 1595 starteten die Briten ihren Invasionsversuch südlich der Bucht des Wehrturms des Castillo de la Luz. Doch der damalige Gouverneur der Stadt, Alonso de Alvardo, versammelte 1.500 beherzte Einwohner und schickte die Frauen und Kinder zum Schutz ins Hinterland des heutigen Gemeindegebiets von Santa Brígida.
Trotz der fehlenden Kampfausbildung und Kriegserfahrung der Insulaner leisteten sie erbitterten Widerstand. Nach kaum zwei Stunden hatten sie vier Schiffe der Angreifer versenkt und 40 Angreifer getötet. Das hatten sich die Freibeuter anders vorgestellt und zogen sich zurück, um es in den folgenden Tagen noch mehrmals zu versuchen. Doch das Trinkwasser ging ihnen bald aus und der Preis schien zu hoch. Sie zogen ab in Richtung Süden, wo sie an der Küste des heutigen Arguineguín versuchten an Land zu gehen. Doch die Einheimischen verfolgten sie auf Pferden parallel der Küste und vereitelten auch diesen Versuch von den Briten, die schließlich von ihrer ‚schnellen Invasion‘ Abstand nahmen und nach La Gomera segelten. Dort deckten sie sich mit Trinkwasser ein und versorgten die Verwundeten und weiter in die Karibik nach Puerto Rico segelten. Dort soll Francis Drake seinen Verletzungen erlegen sein.
Einige Jahre später, im Jahr 1599, versuchte auch der holländische Vizeadmiral Pieter van der Does Las Palmas de Gran Canaria einzunehmen und scheiterte ebenfalls. Das Castillo de Mata, das integrierter Bestandteil der Befestigungsanlage der Stadt war, fungiert heute als Geschichtsmuseum mit interessantem Ambiente und Informationen. Sehenswert! (QR-Code li.)
Volksfest in Memoriam ...
Jedes Jahr im Oktober erinnern sich die Bewohner von Las Palmas de Gran Canaria an dieses historische Ereignis mit ihrer „Fiesta Nuestra Señora de la Luz“ bzw. „Fiesta Naval“, die vom 5. bis 22. Oktober 2023, in eben diesem Distrikt der Geschehnisse, über die Bühne geht.
Hinweis: Online-Ergänzung: Das Programm lag bei Redaktionsschluss nicht vor, weshalb wir es umfassend und korrekt hier abbilden und der Ausschnitt in der Print-Ausgabe nur der Orientierung hinsichtlich der Highlighst dienen sollten. Update: 8. Oktober 2023
Programm 2023
Alle Veranstaltungen finden, sofern nicht anders angegeben, auf der Plaza de Nuestra Sra. de la Luz im Stadtteil La Isleta, Las Palmas de Gran Canaria, statt (neben dem Castillo de la Luz) statt und sind kostenlos.
So., 8. Oktober, 19.30 Uhr
Gala zur Wahl der Kinder-Fiestakönigin auf der
Mo., 9. Oktober
20.00 Uhr: IX. Recital Poesie Simón Pérez im Templo de Ntra. Sra. de la Luz
21.00 Uhr: Nacht des Humors mit Show Jabicombé und Chirimurga del Barrio.
Di., 10. Oktober
17.30 Uhr: Choreografie-Festival Silvia Barrera
20.00 Uhr: Historische Stadttour „La Naval“ ab der Plaza de María Mérida vor dem Real Club Victoria in Begleitung der Musikkapelle Café Tín.
Mi., 11. Oktober, 20.00 Uhr
Murgas-Treffen mit Darbietungen der besten Karnevalsgruppen.
Do., 12. Oktober, 11.30 Uhr
Kinderfest anlässlich des 113. Jubiläums des Real Club Victoria La Naval mit jede Menge Spielen, Workshops und Bespaßung.
Fr., 13. Oktober, 20.30 Uhr
Umzug der Papahuevaos. Start ist die Plaza de la Luz und die Route führt weiter über die Calle Pérez Muñoz, Anzofé, Benecharo, Tauro, Gordillo, Tecén, Taliarte, Faro, Prudencio Morales, Las Canteras Promenade bis zum Real Club Victoria.
22.00 Uhr: Fröhliches Fest „Chapuzón“ am Plaza María Mérida mit Animation durch die Murga-Gruppe „Los Melindrosos“. Danach welchselt der Feiertross zum Strand Las Canteras, wo sie auf den Ausruf „chapuzoneros al agua!“ ins Wasser abtauchen. Besonders für Kinder und Jugendliche ein Highlight.
22.30 Uhr: Konzert mit Los Lola.
Sa., 14. Oktober - „Día de Ntra. Sra. de La Luz“
10.00 Uhr: ‚Blumenschlacht/-umzug‘ Diana Floreada La Isleta.
11.00 Uhr: Domino-Turnier im Real Club Victoria im Rahmen des 113. Jubiläums der Clubgeschichte.
18.00 Uhr: In Memoriam an die Historische Schlacht des Jahres 1595 wird ein Festakt „Conmemoración de la Batalla Naval“ in den Gärten des Castillo de La Luz zelebriert. Mit dabei ist das Artillerieregiment Nr. 94
18.30 Uhr: Symbolische „Übergabe des Feuers La Luz“, ab dem alten Kirchplatz (Viejo Campo España) von La Isleta bis zur Kirche Matriz. Dieses wird vom Artillerieregiment transferiert und mit einem Festzug begleitet. Route: Avenida Marítima bis zum Templo de La Luz.
20.00 Uhr: Prozession. Route: Calle Pérez Muñoz, Rosarito, López Socas, Juan Rejón, Luján Pérez, Prudencio Morales, Faro, Américo Vespucio, Garita, Taliarte, Inés chemida, Prudencio Morales, Juan de Garay, Veneguera, Pérez Muñoz und endet an der Kirche La Luz in La Isleta.
0.00 Uhr: Symbolische Nachstellung in Memoriam der „Batalla Naval“ zwischen den angreifenden Schiffen unter Sir Francis Drake und den sich verteidigenden der Festungsanlage Castillo in der Calle Poeta Agustín Millares Sall.
Großes Pyrotechnisches Feuerwerk, kreiert von El Pilar von Benjamín Dávila e Hijos.
Mi., 18. Oktober, 20.00 Uhr
Playback-Show
Do., 19. Oktober, 21.00 Uhr
Nacht der „Coplas“ mit spanischen Liedern mit José Ortiz und Gastkünstlern.
Fr., 20. Oktober, 20.00 Uhr
Großes Folksfest „Fiestas de La Luz“ mit Rootsmusik und Folkloredarbietungen A. F. Buchito de Café und anderen kanarischen Künstlern.
Sa., 21. Oktober
18.00 Uhr: Romería Ofrenda zu Ehren der Jungfrau de La Luz ab der Calle Luis Morote.
22.00 Uhr: Kirmes mit Live-Musik von Leyenda Joven
23.00 Uhr: Tanzfest „Noche de Taifa y Parranda“ im Umfeld der Calle Tenerife, La Isleta
So., 22. Oktober, 19.00 Uhr
Prozession „Octava de La Naval“ mit dem Bildnis der Heiligenfigur Ntra. Sra. de La Luz in Begleitung ranghoher Würdenträger sowie dem Marinegeneral und der Bürgermeisterin etc. Route: Calle Pérez Muñoz, Juan Rejón, Albareda, Gomera, Avda. de Las Canteras, La Naval und wieder zurück zur Pérez Muñoz bis zum Eingang des Templo. Mit der Rückkehr der Heiligenfigur in den Templo endet formal das Volksfest.
Abschließend großes Feuerwerk.
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Siehe auch
Castillo de Mata - Burg & Blick im Stadtmuseum von Las Palmas de Gran Canaria
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